Sieht die Gesellschaft für Frauen und Männer noch bestimmte Rollen vor? In welchen Bereichen werden Unterschiede gemacht? Und: Warum ist es toll, ein Mädchen zu sein? Anlässlich des heutigen Weltfrauentages haben wir sieben Schülerinnen unter anderem diese Fragen gestellt.
Für Frauen hat sich viel verändert

Nach Einschätzung von Zoe Riddel hat sich für Frauen viel verändert. „Es wird nicht mehr von uns verlangt, nur Mutter und Hausfrau zu sein“, sagt die 15-Jährige. „Heute können wir Karriere machen und gleichzeitig Kinder haben oder nur Karriere machen. So, wie wir es wollen." Unterschiede sieht sie beim Gehalt: "Teilweise bekommen Männer in der gleichen Position mehr Geld als Frauen", ist sich die Schülerin sicher. „Viele Männer sortieren nach schönen und weniger schönen Frauen und behandeln sie entsprechend unterschiedlich", lautet eine andere Beobachtung. Das würden Frauen weniger machen. Generell habe sie das Gefühl, dass viele Menschen denken, Frauen seien dümmer oder wissen weniger als Männer. „Das finde ich schade, denn das ist überhaupt nicht so", sagt die Schülerin. "Frauen können nicht das Eine besser und Männer das Andere. Es kommt immer auf den Menschen an.“
Benachteiligung in technischen Berufen?
Jule Nadig meint: "Es heißt immer, Jungs sind in der stärkeren Rolle und müssen die Beschützer sein und Mädchen sind die kleinen Süßen. Das stimmt nicht. Wir können genauso selbstbewusst sein." Bei technischen Berufen werde häufig gesagt, dass das nur etwas für Jungs und Männer ist. „Ich habe das Gefühl, dass sie deshalb leichter in technische Berufe reinkommen als Frauen", beschreibt die 15-Jährige. Im eigenen Umfeld macht sie ein höheres Ausmaß an Gleichbehandlung aus als etwa in anderen Ländern. „Meine Mutter hat genauso viel zu sagen wie mein Vater." Warum es toll ist, ein Mädchen zu sein? „Wir können unsere Gefühle sagen, ohne von unseren Freundinnen ausgelacht zu werden. Wenn Jungs über ihre Gefühle reden, ist das anders."
Wenn Männer Gefühle zeigen, trägt das noch immer einen Stempel

Daniela Schmidt ist überzeugt: "In der Gesellschaft wird noch immer untergliedert. Männer müssen immer stark sein und beschützen, Frauen sind immer neben- und hintendran." Sie zeige gerne Gefühle und bedauert: „Bei Männern wird das immer so abgestempelt." Die Frage, wo sie sich selbst mit Mitte 30 sieht, beantwortet sie so: „Ich möchte selbst für mich verantwortlich sein. Eine Familie haben, aber unabhängig von meinem Mann sein. Die Aufgabe, auf die Kinder aufzupassen, kann ja aufgeteilt werden." Ihr Traum ist es, Pilotin zu werden. Bei Berufsvorstellungen macht sie keine großen Unterschiede in ihrem Umfeld aus. "Ich habe Freundinnen, die Industriemechanikerinnen werden möchten oder in andere technische Berufe rein wollen. Ich kenne aber auch Jungs, die Erzieher werden möchten."
Für Gleichbehandlung muss weiter gekämpft werden
Hannah Brüher glaubt, dass noch nicht alle Ziele erreicht sind: „Männer bekommen oft mehr Gehalt. Deshalb ist es wichtig, weiter zu kämpfen, damit alle gleichbehandelt werden“, so die 15-Jährige. Ihr Wunsch sei es, dass Vorteile und Vorurteile, die auf das jeweilige Geschlecht zurückzuführen sind, damit verschwinden. Denn die Realschülerin glaubt, dass besonders Frauen in handwerklichen Berufen mit Vorurteilen behandelt werden: „Da wird gedacht, die Frau ist zu schwach oder zu emotional, die schafft das sowieso nicht. Und dann wird lieber ein Mann eingestellt.“ Bei Jungs werde es dagegen kaum akzeptiert, wenn sie Emotionen zeigen. „Weint ein Mädchen, wird sich gekümmert. Da denkt keiner, was geht denn da ab? Das ist ja eine Memme."
Gefühle zu zeigen, ist kein Zeichen von Schwäche

Die 16-jährige Sina Nützennadel ist fester Überzeugung, dass Mädchen, die sich in einem Industriebetrieb bewerben, im Vergleich zu Jungs benachteiligt werden. Nützennadel setzt aber auf Gleichberechtigung – auch in gemeinsamen Haushalten. „Jeder sollte seinen Anteil haben, die Wohnung zu putzen. Das ist bei uns zuhause auch so. Anders finde ich es nicht richtig“, erklärt sie. Gibt es konkrete Unterschiede? „Es ist schade, dass Jungs nicht wie Mädchen weinen dürfen", meint Sina Nützennadel. Jüngst könnten weinen, dürften es von der Gesellschaft aus aber nicht. Sie als Mädchen oder junge Frau dürfe Gefühle zeigen. Was kein Zeichen von Schwäche sein soll, so die Schülerin: „Mädchen wollen nicht die Süße und Kleine sein, sondern stark.“
Das Frauenbild hat sich gewandelt, gleichbehandelt werden Frauen und Männer noch nicht

Claire Wagner ist überzeugt, dass sich das Frauenbild gewandelt hat: „Früher blieb die Frau zuhause, war für die Küche zuständig und passte auf die Kinder auf. Heute haben Frauen ein Wahlrecht und dürfen arbeiten.“ Dennoch glaubt sie nicht, dass Frauen und Männer heute gleichbehandelt werden: „Männer verdienen mehr Geld. Besonders in eher frauenuntypischen Berufen ist der Unterschied enorm. Wegen der besseren Bezahlung wird wohl gedacht, dass Männer auch besser in diesen Berufen sind.“ Die Schülerin ist aber überzeugt, dass Jungs und Mädchen gleichermaßen gut in etwas sein können. Was sie toll daran findet, ein Mädchen zu sein? Make-up und Klamotten gehören dazu. Sie finde es nicht schlimm, wenn sich ein Junge schminkt, die Gesellschaft aber. "Es ist toll, dass ich das machen und so sein kann, wie ich will."
Noch immer Unterschiede in der Arbeitswelt

"Im Vergleich zu früher haben Frauen nicht nur mehr Rechte, sondern sogar dieselben Rechte wie Männer. Das finde ich gut", sagt Carina Knecht. „Wir Frauen sind genauso viel wert wie ein Mann und wir können genau dasselbe machen wie Männer." Nur in der Arbeitswelt, so ist sich die Schülerin sicher, gebe es noch Unterschiede: „Es gibt noch immer das Problem mit den Gehältern. Dass Männer mehr Geld verdienen, obwohl man denselben Beruf ausübt, ist unfair", sagt sie. Denn nur, weil es ein Mann ist, dürfe es nicht heißen, dass er den Beruf besser macht. Für die Zukunft wünscht sich Carina Knecht zudem mehr Gleichbehandlung in sportlicher Hinsicht, zum Beispiel beim Interesse an Frauenfußball.
Blumen und Quiz
Die Häfler SPD verteilt heute, 10.30 bis 12 Uhr, Rosen am Buchhornplatz. Damit soll laut Mitteilung ein Zeichen für Gleichberechtigung gesetzt und auf Ungleichbehandlung aufmerksam gemacht werden. Ebenfalls am Buchhornplatz, 12 bis 15 Uhr, will Anna Hochmuth, Spitzenkandidatin der Grünen für die Kommunalwahl, mit einem Quiz und Gesprächen auf die laut Mitteilung weiter fehlende Gleichberechtigung aufmerksam machen. (böm)