Kerstin Mommsen, Christina Bömelburg, Lena Reiner und Susanne Hogl

Das neuartige Coronavirus hat die Region inzwischen erreicht. Am späten Dienstagabend bestätigte das Landratsamt, dass das Virus bei einer Person aus dem Bodenseekreis labordiagnostisch nachgewiesen worden sei. Dem Ministerium für Soziales und Integration zufolge handelt es sich um einen Mann. Er hat sich den behördlichen Angaben nach mutmaßlich in Bormio, Lombardei, infiziert und befindet sich nun in häuslicher Isolation. Seine persönliche und medizinische Versorgung sei sichergestellt. Die 15 begründeten Verdachtsfälle, die bis Dienstagnachmittag im Bodenseekreis registriert worden waren, blieben nach Angaben des Landratsamtes im Labor ohne Befund. Aktuell befindet sich ein neuer begründeter Verdachtsfall in der Abklärung, teilt Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes mit.

Auch im Landkreis Lindau gibt es zwei nachgewiesene Fälle: Bei einem 40-jährigen Familienvater und einer 15-Jährigen wurde das Virus zweifelsfrei identifiziert. Der Sohn des 40-Jährigen Mannes wiederum ging in Friedrichshafen auf die Claude Dornier Schule.

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Lehrer und Schüler müssen vorsorglich in Quarantäne

Der Sohn des erkrankten Lindauers ging nach SÜDKURIER-Informationen in die elfte Klasse der Claude-Dornier-Schule. Wie Daniel Grupp, stellvertretender Schulleiter gegenüber dem SÜDKURIER bestätigte, wurden die gesamte Klasse sowohl alle betroffenen Lehrer vom Unterricht ausgeschlossen. Die Maßnahmen in der Schule seien vorsorglich getroffen worden und es gebe dort keinen bestätigten Fall, erklärte Landratsamtssprecher Robert Schwarz auf Nachfrage. Darüber hinaus gebe es an der Schule keine weiteren Maßnahmen seitens der Gesundheitsbehörde. Mit der Entscheidung, dass die Klasse und deren Lehrer daheim bleiben, sei bereits ein vorsorglicher Kreis gezogen worden.

Eine Klasse der Claude-Dornier-Schule wurde in Quarantäne geschickt.
Eine Klasse der Claude-Dornier-Schule wurde in Quarantäne geschickt. | Bild: Lena Reiner

Elf MTU-Auszubildende werden nun auch auf das Virus getestet

In der betroffenen Klasse an der Claude-Dornier-Schule waren insgesamt elf Auszubildende von MTU und hatten gemeinsam mit dem Schüler, dessen Vater positiv getestet wurde Unterricht. Das bestätigte Christoph Ringwald, Pressesprecher von Rolls-Royce Power Systems (RRPS) auf Nachfrage des SÜDKURIER. Auf Verfügung des Gesundheitsamtes werden diese elf Auszubildenden nun auf das Corona-Virus getestet und stehen derzeit unter Quarantäne. „Ein Ergebnis der Labortests wird erst für morgen erwartet“, erklärt Ringwald weiter. Alle Betroffenen zeigten derzeit noch keine Symptome und seien auch seit dem Kontakt mit ihrem Mitschüler nicht mehr auf dem Werksgelände der Häfler MTU-Werke gewesen. Wie Ringwald betont, erhalten die elf Azubis die volle Unterstützung des Unternehmens. „Sie erhalten bis zu sechs Wochen lang weiter ihr Gehalt“, so der Sprecher. Das Unternehmen könne sich wegen der angeordneten Quarantäne das Geld als Entschädigungszahlung vom Landratsamt zurückholen.

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Die Stimmung auf dem Schulhof ist von Panik weit entfernt

Auf dem Gelände des Berufsschulzentrums geht es am Mittwoch eher ruhig zu. Zwar hängen die Informationen zum Händewaschen und richtigen Niesen in der Claude-Dornier-Schule aus, aber die vielen Schilder zum Rauchverbot sind deutlich präsenter. Schülerin Rebecca Moser zeigt sich trotz der Entwicklungen gelassen: „Wir haben gerüchteweise gehört, dass es einen Verdachtsfall geben soll, aber offiziell gab es dazu noch keine Informationen. Panik hat bei uns niemand, manche freuen sich eher, dass sie eventuell schulfrei bekommen.“ Eine Schülerin der Droste-Hülshoff-Schule verrät uns, dass in der vierten Stunde eine Lehrerin kurz darüber informiert habe, dass an der Claude-Dornier-Schule der Sohn eines Erkrankten den Unterricht besuche. Genaueres hätten sie dazu aber nicht erfahren und von Panik sei die Stimmung weit entfernt. Sie selbst nimmt die Information schulterzuckend zur Kenntnis: „Ich hatte sowieso schon über den Nachhilfelehrer des Bruders einer Freundin davon gehört.“

Medizin-Campus Bodensee sagt alle öffentlichen Veranstaltungen ab

Der kommunale Klinikverbund Medizin-Campus Bodensee (MCB), zu dem die Krankenhäuser in Friedrichshafen, Tettnang und Weingarten gehören, sagt alle in den kommenden Tagen geplanten öffentlichen Veranstaltungen ab. Neben Kreissaalführungen in Friedrichshafen und Tettnang fällt damit ein „Nachmittag der offenen Tür“ in der Klinik für Chirurgie am Krankenhaus „14 Nothelfer“ in Weingarten aus. Die Absage erfolge „vorsorglich und zur Sicherheit sowohl der Patienten als auch der Mitarbeiter“, wird MCB-Geschäftsführerin Margita Geiger in einer Pressemitteilung zitiert. Aktuell werden laut Klinikverbund in keinem der MCB-Krankenhäuser Corona-Fälle behandelt.

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So sieht es bei den Messen in Friedrichshafen aus

Die Aquaristik-Messe Aqua-Fisch findet an diesem Wochenende wie geplant statt, teilt die Messe Friedrichshafen auf ihrer Homepage mit. Eine zweitägige Bildungsmesse, die am Freitag und Samstag, 6. und 7. März, erstmals hier stattfinden sollte, wurde dagegen am Dienstag verschoben. Für die bereits Ende vergangener Woche verschobene Fachmesse „all about automation“, die ursprünglich gestern und heute stattfinden sollte, wurde nach Veranstalterangaben inzwischen ein neuer Termin gefunden. Einer Mitteilung zufolge soll sie die Messe für Industrie-Automatisierung nun am 1. und 2. Juli in Friedrichshafen öffnen.

Aktuell gibt es seitens des Landratsamts keine pauschale Empfehlung, dass öffentliche Veranstaltungen abzusagen wären. „Ob eine Veranstaltung stattfinden kann oder nicht, obliegt der individuellen Bewertung und Entscheidung durch den Veranstalter und gegebenenfalls der zuständigen Ortspolizeibehörde“, teilt Pressesprecher Robert Schwarz mit.