Die Schule Schloss Salem wollte am 3. April mit einem Festakt eigentlich ihren 100. Geburtstag feiern. Festredner wäre Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewesen. Doch der Festakt wurde angesichts der Coronavirus-Infektionsraten auf Pfingsten 2021 verschoben. „Wir haben Geburtstag, mit und ohne Feier“, sagt Bernd Westermeyer, Gesamtleiter der Schule Schloss Salem. Da sich zum Geburtstag aber teils hoch betagte Gäste aus der ganzen Welt angemeldet hatten, wurde beschlossen, zumindest dieses Jahr auf eine große Feier zu verzichten. Die Schulleitung will keinerlei Risiko eingehen.
Jubiläumsprogramm zum 100-Jährigen läuft weiter
Bernd Westermeyer erklärt: „Wir gehen davon aus, dass die allgemeinen Fallzahlen steigen werden.“ Deshalb soll erst im Jahr 2021 gefeiert werden, wenn „die Welt wieder in normalen Bahnen ist“ und es Medikamente gegen das Virus gebe, sagt der Schulleiter. Westermeyer beruft sich dabei zum einen auf die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, aktuell auf Großveranstaltungen zu verzichten. Zum anderen sagt er, dass die Gesundheit von Schülern, Mitarbeitern und Gästen vorgeht. Auch sollen die anstehenden Abitur- und IB-Prüfungen nicht durch potenziell Infizierte gefährdet werden.
Das Veranstaltungsprogramm zum Jubiläum läuft aber wie geplant weiter. Unter anderem sind Konzerte sowie Vortrags- und Gesprächsabende vorgesehen. Ferner gibt es auf der Internetseite der Schule einen Countdown durch die zehn Jahrzehnte.
Versammlungen von Schülern im kleinen Rahmen
Im Alltag des Internats wirkt sich das Coronavirus auch aus. „Seit die Ferien vorbei sind, gehen die Schüler vor jeder Mahlzeit mit ihren Lehrern zum nächsten Waschbecken, um die Hände zu waschen“, berichtet Westermeyer – wie empfohlen 20 bis 30 Sekunden. Weitere Handlungsempfehlungen werden ebenfalls vermittelt, wie zum Beispiel, sich nicht mit den Händen ins Gesicht zu fassen. Auf große Schulversammlungen wird derzeit verzichtet. Die Schüler kommen stattdessen in kleineren Gruppen zusammen. „Der Sportunterricht läuft regulär“, sagt Westermeyer, aber ohne Mannschaftssportarten. An deren Stelle werden das Laufen oder „allgemeine Fitnessgeschichten“ trainiert. Dinge, die die Schüler alleine machen können.
Keine Reisen nach Asien, kein Elternbesuch von dort
Reisen wurden auf ein Minimum reduziert. Das bedeutete für 50 Schüler aus Asien, dass sie in den Fastnachtsferien weder nach Hause reisten noch Elternbesuch bekamen. „Das ist eine ziemliche Zumutung für Fünft- und Sechstklässler, die so weit weg sind von zu Hause und in Sorge um ihre Eltern sind“, erklärt der Schulleiter. Untergebracht wurden sie bei Mitschülern und in Gastfamilien in der Region. Bei Westermeyer und seiner Familie war eine Schülerin aus China zu Gast. Ein paar Schüler hätten die Zeit auch für einen Sprachkurs genutzt, so der Gesamtleiter. Westermeyer sagt: „Dasselbe Thema haben wir für die Osterferien in Planung.“ Möglicherweise ebenso für die Sommerferien.
Praktikumsplätze im vom Coronavirus betroffenen Ausland wurden abgesagt. Nach Angaben Westermeyers fanden sich in der Elternschaft von einem Tag auf den anderen neue Praktikumsplätze. Jeder der betroffenen Schüler habe einen Platz bekommen, berichtet der Schulleiter, der in der Zusammenarbeit der Schüler und Eltern eine große Solidarität erkennt: „Der Salemer Geist war da. Die Schüler haben gezeigt, dass sie nicht nur einmal in der Woche Sozialdienst haben.“
Eltern werden regelmäßig über aktuellen Stand informiert
Alle Schüler, die über die Ferienzeit zu Hause waren, sind laut Westermeyer wieder angereist. „Die Eltern haben Vertrauen“, dass die Kinder gut aufgehoben seien, so der Schulleiter. Über regelmäßige Briefe hält er die Eltern auf dem Laufenden. Für Westermeyer sind die ersten 14 Tage nach den Fastnachtsferien entscheidend. „Dass wir sie ohne Infektionen durchstehen“, sagt er. Zielführend ist für ihn dabei, die ausgegebenen Regeln einzuhalten, wie etwa regelmäßig gründlich Hände zu waschen: „Meine Daueraufgabe ist es, dass die Schüler gesund bleiben.“
Trotzdem will er ihnen auch Ängste nehmen. Vieles läuft für ihn momentan „jenseits der rationalen Ebene“ ab. Dabei ist es seiner Ansicht nach die Aufgabe der Erwachsenen, „die Kinder für das Leben stark zu machen“. Es sei wichtig, Ruhe zu bewahren. Die Schulleitung will den weiteren Entwicklungen mit der „notwendigen Vorsicht“, aber gleichzeitig Vernunft begegnen.