Am Vorabend des Kulturuferauftakts ging am Donnerstagabend im Großen Zelt eine ganz besondere Veranstaltung über die Bühne. Die Stadtverwaltung stellte die überarbeiteten Pläne für die Neugestaltung des Uferparks vor – und rund 150 Bürger kamen. Auf so viel Interesse hatte Erster Bürgermeister Stefan Köhler nicht gesetzt.

Moderatorin Petra Gebhard und Erster Bürgermeister Stefan Köhler diskutierten am Donnerstagabend mit rund 150 Häflern die neuen ...
Moderatorin Petra Gebhard und Erster Bürgermeister Stefan Köhler diskutierten am Donnerstagabend mit rund 150 Häflern die neuen Gestaltungsvorschläge für den Uferpark. Einer davon: der Stadtbalkon (Hintergrund). Bild: Katy Cuko | Bild: Cuko, Katy

Zusammen mit Klaus Sauter, Chef des Stadtplanungsamts, und Moderatorin Andrea Gebhard führte er durch den Abend. Die Landschaftsarchitektin, die Mitglied des Häfler Gestaltungsbeirats ist, warb dafür, sich bei der Neugestaltung dieses „ganz besonderen Kleinods“ Zeit zu lassen und genau zu überlegen, was für die Zukunft trägt. Ikonen wie den Stadtbalkon bauen? Oder den Uferpark doch einfach und zurückhaltend weiter entwickeln? Von einem Gesamtbild dieses Areals könne man heute jedenfalls noch nicht sprechen.

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Bild 2: Viel Applaus für neue Uferparkpläne: Stadt stellt überarbeitete Entwürfe vor
Bild: Stadt Friedrichshafen

Der Abend entwickelte sich nach dem Blick zurück auf das bisher Geschehene und der Präsentation der überarbeiteten Vorschläge der Architekten (siehe rechts) zum Bürgerworkshop, in dem Fragen gestellt werden konnten und Meinungen erwünscht waren. Die gingen bei der Gestaltung der Friedrichstraße am weitesten auseinander. Wie teilt man die Breite von 17,50 Meter so auf, das alle Ziele erreicht werden? Allein hier gab es sechs verschiedene Varianten, bei denen jeweils zwei Fahrspuren – keine drei mehr – Grundlage der Überlegungen waren. Vielen Bürgern fehlten aber Alternativen der Planer, die den Autoverkehr ganz verbannen oder auf eine Spur reduzieren. Die Mehrheit entschied sich für eine Allee mit einer Baumreihe auf beiden Straßenseiten, breiten Bürgersteigen und Radwegen.

Der neu gestaltete Bahnhofsvorplatz, unterm Stadtbalkon stehend.
Der neu gestaltete Bahnhofsvorplatz, unterm Stadtbalkon stehend. | Bild: Stadt Friedrichshafen

Auch wenn der große Bahnhofsvorplatz, der sich über die Friedrichstraße erstreckt, gefiel: Verkehrstechnisch wurden vielfach kritische Stimmen laut. Wo halten die Taxis, wo die Fernbusse, wenn sechs Bussteige parallel zum Seehotel in Zukunft vermutlich nicht mal für den Stadt- und Regionalverkehr reichen? Auch mit diesen Fragen sollte sich der Gemeinderat noch einmal beschäftigen, riet Andrea Gebhard. Welche Varianten sich am Ende politisch durchsetzen, wird der Bebauungsplan für den Uferpark zeigen, der nach dem jetzigen Zeitplan Anfang 2021 beschlussreif sein soll. Dann könnte Ende 2021 der Bau beginnen.

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Bahnhofsvorplatz mit Stadtbalkon zum See

Was im Gemeinderat für große Diskussionen und Kritik gesorgt hatte, fand bei den Bürgern mehrheitlich Zustimmung. Variante 1 mit dem großen Stadtbalkon bekam jedenfalls mit Abstand die meisten Punkte, auch wenn sich viele den Abschluss des neu gestalteten Bahnhofsvorplatz auch ohne dieses „Dach“ vorstellen können.

Bild 4: Viel Applaus für neue Uferparkpläne: Stadt stellt überarbeitete Entwürfe vor
Bild: Prof. Schmid Treiber Partner Landschaftsarchitekten, Baurmann Dürr Architekten

Der Stadtbalkon wäre nicht nur eine vorgerückte, überdachte Aussichtsplattform mit freier Seesicht, die es vom Stadtbahnhof aus eben nicht mehr gibt. Er bildet den südlichen Abschluss des neu gestalteten Platzes, der sich über die Friedrichstraße hinweg zieht – auch wenn er befahrbar bleibt. Darunter wäre Platz für den Lammgarten. Neu ist, dass die Bussteige nicht mehr vor dem Bahnhof angeordnet sind, sondern seitlich. Bei der Gestaltungsvariante mit dem langen Stadtbalkon müsste das Zeppelin-Denkmal versetzt werden, was beim Bürgerworkshop jedoch keine Emotionen auslöste. Nur vier Leute äußerten sich überhaupt dazu.

Aussichtssteg am Gondelhafen

Nahezu ungeteilte Zustimmung fand der Steg mit einer Aussichtskanzel am Gondelhafen, der laut Petra Gebhard ein „markantes, prägendes Eck“ bilden würde und „etwas Außergewöhnliches“ in Friedrichshafen wäre. Die Ufermauer hier muss ohnehin neu gestaltet werden, weil sie baufällig ist. Dabei wäre die Variante nicht nur Steg und Aussichtsplattform, sondern bietet am Ende der Mole noch einmal Sitzstufen, diesmal auf einer Art Insel.

Den Aussichtssteg am Gondelhafen fand fast jeder schön. Bilder: Stadt
Den Aussichtssteg am Gondelhafen fand fast jeder schön. Bilder: Stadt | Bild: K1 Landschaftsarchitekten

Die Tretboote könnten darunter durchfahren, hieß es. Auch das Polizeiboot mit dem Seehasen an Bord oder Motorboote bei Hochwasser würden durchpassen, beschwichtigten die Planer entsprechende Anfragen. Diese Lösung sei auch wasserrechtlich möglich, erklärte Stadtplanungsamtsleiter Klaus Sauter.

Ob es letztlich ein Holzsteg wird wie in den jetzigen Plänen vorgeschlagen, bleibt abzuwarten. Manch einer hielt die Materialwahl noch einmal für bedenkenswert.

Breiter und schöner Zugang zum See

Auch die Seeterrassen im Uferpark, die im Anschluss an den Gondelhafen über Stufen und Sitzgelegenheiten einen breiten Zugang zum Wasser schaffen, kommen an. Der Vorteil: Es gibt keine harte Betonkante mehr, die Stufen enden in einem Kiesbett. Auch hier sei ein gewisser Eingriff in die Flachwasserzone nötig, weshalb das Landratsamt ein Wörtchen mitzureden hat. Gebe es wasserrechtlich grünes Licht, könne man mit dieser Variante das Beachcafé auf Dauer erhalten, erklärte Klaus Sauter, Chef des Stadtplanungsamts. Derzeit ist das quasi ein Provisorium, das nur bis 2023 genehmigt ist.

Mehr Wege im Uferpark, ein leichter Zugang zum Wasser: Auch das gefiel.
Mehr Wege im Uferpark, ein leichter Zugang zum Wasser: Auch das gefiel. | Bild: K1 Landschaftsarchitekten

Die Uferstraße selbst soll breiter werden und mit einer Baumreihe aufgewertet. Durch den Park soll sich ein zusätzlicher Fußweg schlängeln. Der Lammgarten bleibt, wo er ist. Anstelle des Kiosk an der Uferstraße könnte ein Servicegebäude für den Biergarten stehen. Ganz im Westen ist weiterhin ein Ufersteg zwischen GZH und Schlossmole angedacht.