41 Millionen Euro: So viel kostet der Bau des im Juli eröffneten Häfler Sportbades die Stadt voraussichtlich. Damit wäre das Hallenbad bei der ZF-Arena um rund acht Prozent teurer als die ursprünglich vom Gemeinderat für das Projekt genehmigten 37,83 Millionen Euro.
Hat sich die Investition gelohnt? Was bietet das neue Hallenbad? Wo gibt es vielleicht Mängel? Rund vier Monate nach der feierlichen Eröffnung mit über 1000 Gästen haben wir den Test gemacht und geschaut, ob das Sportbad hält, was es damals versprochen hat.
An einem Donnerstagvormittag haben wir für zwei Stunden den öffentlich zugänglichen Bereich des Sportbades besucht und vom Schwimmbecken über die Wasserrutsche und das Sole-Becken alles getestet, was das Bad zu bieten hat. Die Saunalandschaft im Obergeschoss haben wir nicht getestet.
Das Häfler Sportbad liegt in Gehdistanz zum Bodenseecenter und ist mit dem Bus gut erreichbar. Der Eingang befindet sich gegenüber der ZF-Arena. Das „Parkhaus Sportbad“ grenzt direkt an das Bad an. Fahrradstellplätze sind vorhanden.
Eines vorweg: Beim Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Häfler Hallenbad wohl Spitzenreiter in der Region. Der Tageseintritt kostet sechs Euro, ermäßigt und für „Kurzschwimmer“ (zwei Stunden) drei Euro. Zum Vergleich: In den Hallenbädern Uhldingen-Mühlhofen und Bodnegg kostet der Eintritt jeweils drei Euro, allerdings sind die Öffnungszeiten dort weit weniger großzügig als in Friedrichshafen und die beiden Bäder verfügen jeweils nur über ein Schwimmbecken.
Das Hallenbad Ravensburg hat zwar nicht zwölf bis dreizehn Stunden geöffnet wie das Häfler Sportbad, das Angebot ist aber am ehesten vergleichbar. In Ravensburg zahlen Erwachsene 3,70 Euro Eintritt. Jedoch gibt es in Ravensburg weder eine Wasserrutsche noch ein Solebad oder ein Multibecken mit Bodensprudlern wie in Friedrichshafen.
Doch zurück ins Häfler Sportbad: Gleich bei der Ankunft sticht die moderne Architektur des Baus ins Auge, die sich im Innenbereich fortsetzt. Die Gestaltung überzeugt: große, helle Räume, klare Formen ohne unnötige Schnörkel. Die Glasfassaden sorgen für Tageslicht und ein Gefühl von Weite. Aber sie sind gegen außen hin nicht verspiegelt. Es ist zumindest fraglich, ob alle beim Schwimmen von Passanten auf der Straße beobachtet werden wollen. Ein Punkt Abzug dafür.

Auch der Umkleide-Bereich überzeugt auf den ersten Blick gestalterisch. Allerdings gibt es hier erste Abzüge in der Kategorie Platzangebot. Die Einzelkabinen sind zwar für eine Person groß genug und funktional. Auch behindertengerechte Umkleiden und solche für Gruppen sind in genügender Anzahl vorhanden. Jedoch bieten die Familienkabinen höchstens Platz für einen Erwachsenen und zwei Kinder. Klappt man dann noch den vorhandenen Wickeltisch herunter, wird es richtig eng.

Genügend Platz bietet der „Wintergarten“: Im beheizten Raum mit Tür reiht sich eine Liege an die andere. Diese fehlen dafür im Bereich der Schwimmbecken, wo sie nur vereinzelt vorhanden sind. Daneben gibt es ein paar Stühle und mit grünen Mosaiksteinen verzierte Mauern.
Punkte gut macht das Häfler Sportbad bei der Sicherheit: Während unseres Besuchs waren drei Bademeister anwesend. Feuerlöscher und Rettungswege sind klar ausgeschildert und in genügender Anzahl vorhanden. Auch die Sauberkeit des Hallenbades überzeugt im Großen und Ganzen. Ob Umkleidekabinen oder Hallenbad-Boden: alles wirkt blitzsauber. Einzig beim Einstieg ins Sole-Außenbecken gibt es einen Minus-Punkt: auf den weißen Treppenstufen haben sich bereits erste Rostflecken gebildet.
Doch nun zum wichtigsten Kriterium für ein Hallenbad: den Wasserflächen. Das Häfler Sportbad lockt mit einem in der Region einzigartigen Angebot: Schwimmerbecken, Sprunganlage, Wasserrutsche, beheiztes Sprudelbecken, Kleinkinderbecken und Sole-Außenbecken. „Alles auf einmal anbieten“, scheint die Devise gewesen zu sein. Und genau das ist das Problem.
Wer das Sport-Bad in erster Linie dafür nutzen will, wofür der Name steht, wird in Friedrichshafen enttäuscht. Im 25-Meter-Schwimmerbecken mit sechs Bahnen wird es auch an einem Donnerstagvormittag mit wenigen Besuchern schnell eng. Noch schlechter dran sind Wasserspringer: Die Sprunganlage mit ein, drei und fünf Meter hohen Türmen ist an das Schul- und Vereinsbecken gebaut, das fast durchgehend belegt ist, wie ein Blick auf die Hallenbad-Internetseite bestätigt.
Besser dran sind Eltern mit Kleinkindern: Dank seines Planschbeckens mit Babyrutsche, Wasserigel, Wasserkanone und Staukanal punktet das Sportbad in Sachen Kinderfreundlichkeit. Sind die Kinder jedoch aus dem Kleinkindalter raus und noch zu jung für das Schwimmerbecken oder die Wasserrutsche (Mindestalter acht Jahre) wird es schwierig. Ihnen bietet das Bad nichts.

Zum Schluss kommen wir zu den Extras des neuen Häfler Sportbades: Wasserrutsche, Sole-Außenbecken und Aromadampfbad. Das Solebecken hebt sich von seinen Pendants in Thermen leider nur durch eine sehr kleine Fläche ab. Die 83 Meter lange Wasserrutsche mit mehreren Kurven, eingebauter Rampe und Landebecken hat uns hingegen begeistert. Genauso das Aromadampfbad mit Temperaturen um die 45 Grad, das genügend Platz bietet für alle, die keinen zusätzlichen Eintritt für die Saunalandschaft zahlen wollen.