Während die Bäderlandschaft in der Region zwischen Schwarzwald und Bodensee floriert, gibt es im übrigen Baden-Württemberg immer weniger Bäder. Nach einer Umfrage der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) unter den Kommunen in Baden-Württemberg wurden seit Januar 2016 im Südwesten 15 Einrichtungen geschlossen. Darunter befinden sich zehn Hallenbäder, vier Freibäder und ein Kombibad. Neu eröffnet wurde in diesem Zeitraum lediglich ein Bad. Die Umfrage liegt dieser Zeitung vor. Weiter geht aus der Umfrage hervor, dass 29 Südwest-Bäder, darunter auch zwölf Freibäder, von der Schließung bedroht sind. Die Landeszahlen sind Bestandteil einer bundesweiten Befragung der DLRG, die kürzlich durchgeführt wurde. Demnach haben in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren 117 Bäder geschlossen.

Ursula Jung, Vizepräsidentin des DLRG-Landesverbands Württemberg, geht allerdings davon aus, dass auch in Baden-Württemberg die Zahl der Bäderschließungen inzwischen höher ist. „In der Umfrage sind die Fälle von 2018 noch nicht erfasst“, so Jung. Insgesamt machen die geschlossenen oder von Schließung bedrohten Freibäder im Südwesten nur einen kleinen Anteil aus, da es laut DLRG landesweit über 800 Hallen- und Freibäder gibt. Trotzdem schlägt Jung Alarm. „Es muss noch mehr ins Bewusstsein von Kommunen, dass der Erhalt von Bädern wichtig ist“, sagt sie. „Die Kommunen investieren viel in Sporthallen oder Sportplätze. Wenn aber jemand nicht Fußballspielen kann, stirbt er nicht.“ Damit spielt sie auf das Problem an, dass laut DLRG nur 60 Prozent der Kinder eines Grundschul-Jahrgangs sicher schwimmen können. „Bäder sind nicht nur Spaßbäder, sondern es geht auch um Sicherheit. Lernen Kinder das Schwimmen nicht, sind sie potenzielle Ertrinkungsopfer“, so Jung.

Laut einer Umfrage der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sind 29 Südwest-Bäder, darunter auch zwölf Freibäder, von der Schließung ...
Laut einer Umfrage der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sind 29 Südwest-Bäder, darunter auch zwölf Freibäder, von der Schließung bedroht. | Bild: Caroline Seidel/dpa

Kultus- und Sportministerin Susanne Eisenmann (CDU) verweist darauf, dass es zunächst an der Prioritätensetzung jeder einzelnen Kommune liege, ob ein Bad erhalten werden solle. Hätten die Kommunen erhöhten Investitionsbedarf, könnten diese es in der gemeinsamen Finanzkommission von Land und kommunalen Spitzenverbänden thematisieren.

Mit Blick auf den Schwimmunterricht kündigt Eisenmann im Schuljahr 2018/19 an allen Grundschulen in Baden-Württemberg eine flächendeckende Umfrage zum Schwimmunterricht an. „Um eine qualitative Weiterentwicklung des Schwimmunterrichts gezielt anzugehen, ist es wichtig, die Ausgangssituation zu analysieren. Deshalb sorgen wir jetzt für eine verlässliche Datengrundlage“, so Eisenmann. Neben der Frage, ob Kinder schwimmen können, sind auch die organisatorischen Rahmenbedingungen und die Qualifikation der Lehrkräfte Gegenstand der Befragung.

Die Gründe für die vielen Bäderschließungen – auch im finanzstarken Südwesten – sind für die kommunalen Vertreter vielschichtig. „Bei großen Sanierungen stellen sich Kommunen oft die Frage, ob ein Weiterbetrieb aus finanzieller Sicht noch Sinn macht“, sagt Norbert Brugger, zuständiger Dezernent im Südwest-Städtetag. Viele hätten vor einigen Jahrzehnten ein Bad gebaut und sich langfristig finanziell übernommen. Auch der Präsident des baden-württembergischen Gemeindetags, Roger Kehle, ist besorgt über die Entwicklung. „Bäder werden auch in Zukunft Zuschussbetriebe bleiben. Die Kommunen nehmen viel Geld in die Hand, um sie zu erhalten“, so Kehle. Weiter fällt es den Kommunen wie auch Firmen grundsätzlich immer schwerer, Fachpersonal zu finden. So komme es immer häufiger vor, dass Ehrenamtliche von der DLRG einspringen müssten, sagt Jung.

In der Region sieht es im Verhältnis positiv aus mit den Bädern: Vielerorts wird investiert.
In der Region sieht es im Verhältnis positiv aus mit den Bädern: Vielerorts wird investiert. | Bild: Sebastian Gollnow/dpa
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So sieht es in der Region aus

  • Am Hochrhein wird sich im Oktober entscheiden, ob Waldshut-Tiengen eines der beiden Freibäder aufgeben wird. Dann läuft ein Bürgerentscheid zu dieser Frage, nachdem der Gemeinderat eigentlich die Schließung der sanierungsbedürftigen Einrichtung beschlossen hatte. Im Bodenseeort Moos bei Radolfzell mussten sich Kinder und Jugendliche bereits darauf einstellen: Nach Schließung eines Hotels mit Hallenbad lernen 100 Kinder in dem mehrere Kilometer entfernten Kurbad auf der Halbinsel Mettnau schwimmen.
  • Ganz anders etwa in Konstanz: Nachdem das größte Hallenbad der 86 000-Einwohner-Stadt im Sommer 2015 vollkommen niederbrannte, wird das Schwaketenbad sogar in deutlich vergrößerter Form wieder aufgebaut. Damit will die Stadt auf das Einwohnerwachstum – nicht zuletzt durch einen komplett neuen Stadtteil für mehrere Tausend Bewohner – reagieren. Am Bodensee gibt es neben der neu entstehenden Therme in Lindau auch sehr gut besuchte Thermen in Konstanz, Meersburg und Überlingen.
  • Auch Friedrichshafen investiert massiv im Bäderbereich – dank voller Kassen der Zeppelin-Stiftung: Im Westen der Stadt ist in Fischbach vergangene Saison das neue Frei- und Seebad eröffnet worden. Kosten: knapp 15 Millionen Euro. Derzeit entsteht in der Nordstadt ein neues Hallenbad. Die Stadt lässt sich das Sportbad mit sechs Schwimmbecken und einer 80-Meter-Wasserrutsche etwa 38 Millionen Euro kosten. Das Bad soll im Frühjahr 2019 in Betrieb gehen.
  • Positive Beispiele gibt es auch in Stühlingen und Mauchen (Ortsteil von Stühlingen) sowie in Wolterdingen und Hubertshofen (Stadtteile von Donaueschingen). Dort betreiben Vereine die Schwimmbäder und werden dabei von den Gemeinden oder der Stadt unterstützt. (isa,rau,asa, mev, nik)