Es ist und war eines der größten Straßenbauprojekte in der Region: Die 7,1 Kilometer lange Umfahrung Friedrichshafens auf der B 31-neu zwischen Immenstaad und Friedrichshafen-Mitte. Schon seit 1963 warten die Häfler auf diese Straße. Bisher rollte der gesamte Verkehr mitten durch die Stadt – mit den entsprechenden Folgen. Vom Dauerstau geplagte Anwohner, Pendler aber auch Touristen können endlich aufatmen. Autos dürfen nun zumindest auf einem 5,8 Kilometer langen Teilstück die neue Trasse benutzen, im Laufe des heutigen Tages wird die Straße geöffnet. Lastwagen hingegen sollen von wenigen Ausnahmen abgesehen noch auf der alten Strecke fahren, um das Straßennetz nicht zu überlasten.
157 Millionen Euro kostet die Straße
Wer allerdings einen großen Festakt erwartet, wird enttäuscht. Denn weil der letzte Rest der Bundesstraße voraussichtlich erst Anfang 2021 fertig werden wird, wird auch nicht offiziell gefeiert. Damit will das Regierungspräsidium Tübingen (RPT) noch warten, bis die Bauarbeiten an der gesamten Strecke beendet sind. Vor allem die Arbeiten am Waggershauser Tunnel, der die Bundesstraße im Osten an die bereits bestehende B 31, die nach Lindau führt, anschließen wird, sind noch nicht beendet.
Trotz der Proteste des Gemeinderats und von Anwohnern in Friedrichshafen-Schnetzenhausen, wo der Verkehr wieder auf die alte B 31 durch die Innenstadt abgeleitet wird, haben sich die Behörden dazu entschlossen, das Teilstück vorab freizugeben. Im Juni erläuterte Josef Bild, Abteilungsleiter Straßenwesen und Verkehr beim RPT dem Friedrichshafener Gemeinderat, warum es nicht sinnvoll sei, einen fertigen Straßenabschnitt nicht zu nutzen. „Das würde zum einen Geld kosten, zum anderen wäre es auch gefährlich, weil dort etwa Autorennen stattfinden könnten.“ Daher habe das RPT entschieden, die Strecke freizugeben. 157,4 Millionen Euro kostet die neue Bundesstraße bisher, davon trägt die Stadt Friedrichshafen 21,5 Millionen Euro, weitere Kostenerhöhungen stehen noch nicht genau fest.

Langer Weg zur Teilfreigabe
Viele Politiker und vor allem die Initiative „Bündnis Pro B31-neu„ kämpften viele Jahre für die Realisierung des Straßenbauprojekts. „Gezerre um Dauerbrenner B 31“, „Schwarzer Dienstag für B 31-Umgehung“ oder „Genug von Versprechungen“ sind nur einige der unendlich vielen Schlagzeilen, die in den vergangenen Jahren die Geschichten im SÜDKURIER rund um das Bauprojekt thematisierten.
Jahrelang engagierten sich die Mitglieder des Bündnisses Pro B 31-neu mit diversen Aktionen – manchmal laut, manchmal leise, manchmal hinter den Kulissen. 2013 organisierten sie eine Reise nach Berlin und brachten sogar einen Betonmischer mit der Aufschrift „Zaster für Pflaster“ mit.


Die Stadtverwaltung kreierte gemeinsam mit der Musikschule eigens einen „B 31-Song“. Unendlich viele Gespräche gab es: Etwa mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, dann mit seinem Nachfolger Alexander Dobrindt. Im Sommer 2014 gab es dann endlich Grund zu großer Freude: Die Finanzierungszusage aus Berlin traf am Bodensee ein.
Schon im November 2014 wurde der Spatenstich gefeiert. Die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) bekam den Auftrag.
Das nächste große und lang ersehnte Straßenbauprojekt steht bereits in den Startlöchern. Für den Lückenschluss zwischen Immenstaad und Meersburg wurde zumindest schon einmal eine Trassenvariante für die B 31-neu gefunden. Bis auch dieser Abschnitt fertig sein wird, wird es aber noch einmal mindestens zehn Jahre dauern. Aber dann heißt es: Freie Fahrt auf der B 31-neu von Lindau bis nach Stockach.