Drüber hinweg? Unten hindurch? Oder doch lieber drum herum? Die Fledermaus hat künftig die Wahl. In Biberach sind 2013 zwei spezielle Fledermausbrücken installiert worden, um die Tiere gefahrlos über die Nordwestumfahrung zu lotsen. Ein Jahr später wurden im Zuge des Ausbaus der Autobahn 8 bei Laichingen (Alb-Donau-Kreis) zwei Unterführungen für die Tiere konzipiert. Kostenpunkt: 800 000 Euro pro Durchlass.
Stuttgart 21 und der Juchtenkäfer
Es war nicht das erste Mal, dass Tiere Kommunen und Unternehmen bei Verkehrsprojekten zu kreativen Lösungen zwingen: So plante die Bahn während der Bauarbeiten für Stuttgart 21 einen Krabbelschutzzaun für Juchtenkäfer. In Friedrichshafen musste für den Neubau der B 31-Umgehung ein Teil eines Bachs – inklusive geschützter Bachmuschel – verlegt werden. Und die Sauschwänzlebahn im Schwarzwald musste einen Zwangsstopp einlegen, weil sich in den Tunneln rund 200 Mopsfledermäuse eingenistet hatten.
Für viele Diskussionen hatten auch die Fledermausbrücken in Biberach gesorgt. Warum fliegen die Tiere denn nicht einfach über die Straße, hatte sich so mancher Kritiker gefragt. Geht nicht, begründete der Tierökologe Jürgen Trautner damals die Entscheidung für die Querungshilfen. „Es gibt verschiedene Arten von Fledermäusen. Manche fliegen und jagen sehr knapp über dem Boden.“ Wenn sie dabei eine Straße überquerten, befänden sich die Tiere direkt auf Fahrzeughöhe.
Kritik vom Bund der Steuerzahler
Die speziellen Konstrukte, die Ultraschallsignale senden, waren 2013 über der Umfahrung angelegt worden – für rund 400 000 Euro. Kritik daran hatte unter anderem der Bund der Steuerzahler geäußert. „Hoffentlich fangen die Kameras auch Bilder von freudig fliegenden Fledermäusen ein“, schrieb er. Sonst seien nicht nur die Baukosten in den Sand gesetzt, sondern auch 35 000 Euro für die Überwachungsmaßnahmen.
Die Brücken in Biberach könne man mit den vorgesehenen Tunneln bei Laichingen nicht vergleichen, sagte der Projektleiter des sechsspurigen A8-Ausbaus beim Regierungspräsidium Tübingen, Arnold Goller. Die Unterführungen gebe es bereits, sie seien bislang vor allem von landwirtschaftlichem Verkehr – und auch von Fledermäusen – genutzt worden. Da die Fahrzeuge nach dem Umbau nicht mehr unter der Autobahn hindurchpassten, werde nun zusätzlich eine Überführung gebaut. Die Tunnel wiederum blieben für Fledermäuse und andere Kleintiere erhalten.