Diese Bilder gingen um die Welt und sorgten für Schreckensmomente: Als am 11. September 2024 um 3 Uhr nachts ein etwa 100 Meter langes Teilstück der Dresdner Carolabrücke in die Elbe stürzte, war das Entsetzen groß. Dass das Bauwerk einer Sanierung bedarf und dies zum Teil schon erfolgte, war bekannt. Umso größer die Überraschung, als das Bauwerk einstürzte.
Marode Brücken gibt es im Land zuhauf – und eine davon steht in Friedrichshafen: Es ist die Eisenbahnbrücke der B31 bei Manzell. Sie ist in ähnlicher Bauweise gefertigt wie die Dresdner Carolabrücke – und ebenfalls marode. Laut Auskunft der Stadtverwaltung wurde die Spannbetonbrücke Anfang der 1960er-Jahre gebaut. Nach Mitteilung des Regierungspräsidiums Tübingen seien nach derzeitigem Stand in Baden-Württemberg 76 Spannbetonbrücken betroffen, bei denen Spannstahl verwendet worden ist. Durch Spannungsrisse kann Feuchtigkeit eindringen und macht den Stahl anfällig für Rost.
Mit 50 Meter Abstand fahren
Bei der B31-Brücke in Manzell hat das Regierungspräsidium zwischenzeitlich Sicherheitsvorkehrungen angeordnet, welche die Stadt Friedrichshafen umgesetzt hat. In beiden Fahrtrichtungen müssen Lastwagen einen Mindestabstand von 50 Metern einhalten, um Belastungen zu reduzieren. Entsprechende Verbotsschilder sind montiert, ebenso Schild mit dem Warnhinweis „Brückenschäden“.

Doch warum muss sich die Stadt Friedrichshafen um die Sanierung der Manzeller Brücke und deren Neubau kümmern und nicht der Bund, der üblicherweise für Bundesstraßen zuständig ist? „Die Brücke gehört zur B31-alt und kommt mit der Umstufung zur Gemeindestraße in die Baulast der Stadt“, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. „Das Umstufungskonzept wurde vom Gemeinderat beschlossen und mit dem Regierungspräsidium Tübingen vereinbart. Aktuell liegen die Unterlagen des Regierungspräsidiums Tübingen beim Ministerium zur Genehmigung.“
16 Millionen – oder mehr?
Die Stadt Friedrichshafen sichert sich mit der Übernahme der B31-alt die Gestaltungshoheit über den etwa 7,5 Kilometer lange Straßenabschnitt von Fischbach Richtung Zentrum. Das heißt aber auch, dass die Stadt die Baulast tragen muss. Und diese ist enorm. Insgesamt 16 Millionen Euro sind für den Neubau der Brücke bis 2030 im städtischen Haushalt eingeplant. Wobei das nur eine grobe Schätzung ist.
Oberste Dringlichkeit
In diesem und nächsten Jahr sind rund 2 Millionen Euro im Doppelhaushalt für das Brückenprojekt eingeplant. Während der Spardebatte der vergangenen Wochen war jeder Euro zweimal umgedreht und mitunter das Brückenprojekt hinterfragt worden. Aber Oberbürgermeister Simon Blümcke hat stets die Dringlichkeit betont, angesichts der Gefahrenlage und Bedeutung der Brücke. Die Umstufung der B31-alt sei ein Ergebnis der B31-neu und im Verfahren so vorgesehen.

Trotz der B31-Umgehung bleibt die B31-alt mit Ortsdurchfahrt Fischbach eine wichtige Umleitungsstrecke für die B31-neu – zum Beispiel bei Straßen- oder Tunnelsperrungen. „Für den innerstädtischen Verkehr ist die B31-alt eine der wichtigsten Verbindungen“, heißt es aus dem Rathaus.
Hoffen auf Förderung
Bei den städtischen Millioneninvestitionen in den kommenden Jahren hofft man im Häfler Rathaus auf Hilfe von Bund und Land. „Welche Fördermöglichkeiten für die Brücke bestehen, wird zum Zeitpunkt der Übergabe zu prüfen sein – wobei auch der Zeitpunkt der Übergabe nach unserer Kenntnis noch zwischen Ministerium und Regierungspräsidium abgestimmt werden muss“, heißt es auf Anfrage seitens der Verwaltung.
Zwei Jahre Bauzeit
Als nächster Schritt steht die Übergabe der B31-alt an die Stadt an. Sobald das geschehen ist, müssen laut Stadtverwaltung für die Planung grob geschätzt zwei Jahre und für die Bauzeit nochmals zwei Jahre eingerechnet werden. Gegebenenfalls sei zusätzlich mit einem Planfeststellungsverfahren mit der Bahn zu rechnen.