Die ZF-Arena abreißen? Für Petra Wund ist das kaum vorstellbar. Die Tochter des Architekten Josef Wund hat sich auf unseren Beitrag „Ist die ZF-Arena noch zu retten?“ gemeldet. Josef Wund hatte die frühere Messehalle 1 in seinem Architekturbüro zusammen mit seinem damaligen Partner Immanuel Knittel ab 1966 geplant und den Bau seines ersten Großprojekts 1968 abgeschlossen.
„Aus vielen Erzählungen weiß ich, wie wichtig meinem Vater dieses Bauwerk war und wie einzigartig seine Konstruktion – bis zum Lebensende. Daher ist es für mich eine Herzenssache, dass alles versucht wird, die Halle zu erhalten oder zumindest bestmöglich zu dokumentieren“, wünscht sie sich. Abgesehen davon wäre selbst der Abriss dieser Halle, die „wie eine Brücke“ gebaut wurde, eine Herausforderung.
Wie bereits mehrfach berichtet, hat die Stadtverwaltung die ZF-Arena am 28. September geschlossen – für immer. Obwohl keine Einsturzgefahr bestehe, könnten die Gutachter ein „latentes Risiko“ vor allem bei Schneelast nicht ausschließen. Das Problem: Das Hängedach wird von Stahlseilen getragen, die von Stahlrohren ummantelt sind.
Rost an den Stahlseilen nicht nachgewiesen
An einigen Stellen dieser Hüllrohre wurde Rost festgestellt. Ob die Stahlseile selbst korrodiert sind, lasse sich aber nicht prüfen, ohne die Dachkonstruktion zu zerstören. Petra Wund hingegen, selbst technikbegeistert, meint hingegen: „Wo ein Wille ist, könnte man auch Wege finden.“ Es gebe Verfahren, „die Metalle zerstörungsfrei auf Schäden prüfen können“.

Wenn heute lapidar von einer über 50 Jahre alten Halle die Rede sei, sagt Petra Wund, verkenne man deren besondere Konstruktion und Geschichte. Heute baue man beispielsweise Hochhäuser aus Holz, was noch vor wenigen Jahren undenkbar schien. Vor einem halben Jahrhundert war ein Stahlseil-Dach mehr als modern. „Das hat sich damals kaum einer getraut zu bauen.“

Noch mehr erzählen die zahlreichen Zeitungsartikel, die damals in der Bauphase der neuen Messe-Großhalle für die IBO und Interboot Friedrichshafen erschienen sind. Sie schlummern im Wohnhaus der Familie, die dem SÜDKURIER jetzt einige davon freundlicherweise zur Verfügung stellte.

Da ist von einem „Prunkstück“ die Rede, davon, dass die Deckenkonstruktion eine „technische Neuheit“ darstellt. Oder dass die „größte Halle Oberschwabens“ nach ihrer Konstruktion das „ungewöhnlichste Bauwerk“ ist, das bis dato in Friedrichshafen in Angriff genommen wurde.

Die Stahlseile sind genau genommen 26 Millimeter dicke und 52 Meter lange Stahlstäbe, zwischen denen jeweils vier Meter lange Leichtbetonplatten verpresst sind und die Dachhaut bilden. Insgesamt 98 solcher Stahlstäbe, alle mit verfüllten Hüllrohren ummantelt, tragen das Dach. Die enormen Kräfte nehmen 30 A-förmige Stahlbetonstützböcke auf, 15 an jeder Längsseite. Und doch wurde nicht eine Dehnfuge eingebaut.

Dass die gewagte Konstruktion samt Statik funktioniert, hatte sich Josef Wund damals übrigens von einem der renommiertesten Bauingenieure seiner Zeit bestätigen lassen, erzählt Petra Wund: Professor Fritz Leonhardt konstruierte unter anderem den Fernsehturm in Stuttgart oder erstellte die Tragwerksplanung für das riesige Zeltdach über dem Stadion im Olympiapark München.