Zuwachs für Friedrichshafen! Lange war unklar, wer in das erste Stockwerk von Edeka Baur am Romanshorner Platz einziehen wird. Seit etwa einer Woche steht fest: Decathlon und TK Maxx kommen nach Friedrichshafen. Wir haben bei einigen der Häfler Einzelhändler nachgefragt, was sie von den Geschäften halten.

Inhaberin von Sportgeschäft: „Ein bisschen Bauchweh hat man schon“

Sonja Trapp ist Inhaberin des gleichnamigen Sportgeschäfts in der Friedrichstraße. In Hinblick auf die Eröffnung von Decathlon und TK Maxx ist sie zwiegespalten. „Ich gehe davon aus, dass wir das extrem spüren werden“, sagt sie. „Ein bisschen Bauchweh hat man schon.“ Gleichzeitig ist sie sich sicher, dass die beiden Läden Kunden in die Stadt ziehen wird. Ob das auch in anderen Geschäften zu spüren sein wird, bleibt abzuwarten. „Wir wissen nicht, was auf einen zukommen wird.“

Sonja Trapp, Inhaberin von Sport Trapp.
Sonja Trapp, Inhaberin von Sport Trapp. | Bild: Simon Conrads

Chance für das eigene Geschäft

Ähnlich äußert sich Matthias Kraus, der die Filialen des Modehauses Schmid in Friedrichshafen und Ravensburg leitet. Zum Sortiment des Unternehmens gehören auch Sportkleidung und -schuhe. „Sicherlich sind Decathlon und TK Maxx eine Konkurrenz, aber was dabei rauskommt, müssen wir sehen“, sagt er. Konkurrenz gäbe es immer, ob vor Ort oder im Internet.

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Gerade Decathlon sei vorwiegend für günstige Eigenmarken bekannt. Darin erkennt aber Kraus auch eine Chance für sein Geschäft: „Kunden, die nicht billig kaufen wollen, könnten für uns interessant werden, da wir im Sportbereich einige Marken führen.“ Für die Stadt bewerte er die Ansiedlung der Filialisten positiv. „Im Sommer tragen die Touristen das Geschäft, aber im Winter ist Friedrichshafen nicht unbedingt ein Publikumsmagnet“, sagt er. Die neuen Anbieter könnten helfen, den Standort insgesamt wieder attraktiver zu machen.

Stadtforum-Chef: „Insgesamt positives Zeichen“

Martin Ruf ist Vorsitzender beim Stadtforum Friedrichshafen. Er zeigt sich „vorsichtig optimistisch“, was die Neueröffnung der Handelsriesen betrifft. „Insgesamt sehen wir das als positives Zeichen, wenn diese Marken sich zutrauen, in Friedrichshafen Geschäfte zu eröffnen“, sagt er. Natürlich erhoffe man sich auch eine gewisse Zugkraft der bekannten Ketten.

Martin Ruf, Vorsitzender des Vereins Stadtforum Friedrichshafen.
Martin Ruf, Vorsitzender des Vereins Stadtforum Friedrichshafen. | Bild: Martin Ruf

Wie groß die Überschneidungen mit dem Angebot anderer Händler in der Stadt sind, müsse man abwarten. In einem Punkt ist sich Martin Ruf sicher: Fachkundige Beratung sei kein Schwerpunkt von TK Maxx und Decathlon. „Hier können andere Läden in Friedrichshafen punkten“, sagt er. Grundsätzlich freue man sich beim Stadtforum darüber, dass der Edeka im Herbst eröffnet und die Flächen im Obergeschoss wiederbelebt werden.

Das neue Konzept könnte gut aufgehen

So sieht es auch Stefan Zimmer. Er ist Inhaber des Modehauses Heka mit zwei Standorten in Friedrichshafen und zugleich Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Bodensee-Oberschwaben sowie Sprecher für Handel und Dienstleistungen der Stadt. In Verbindung mit der Wiedereröffnung von Edeka Baur sehe er gute Chancen, dass das neue Konzept aufgeht.

Das markante Gebäude am Romanshorner Platz wird seit September 2023 umgebaut. Im Erdgeschoss eröffnet Edeka Baur im Herbst, in das ...
Das markante Gebäude am Romanshorner Platz wird seit September 2023 umgebaut. Im Erdgeschoss eröffnet Edeka Baur im Herbst, in das Obergeschoss sollen Decathlon und TK Maxx einziehen. | Bild: Lisa Sperlich

„Für Stadt und Bürger ist entscheidend, dass es wieder einen verlässlichen Nahversorger in der Innenstadt gibt.“ Zimmer hebt zudem hervor, dass der unternehmerische Einsatz von Kollege Jürgen Baur nicht selbstverständlich sei. „Man muss ihm hoch anrechnen, dass er bereit ist, mehrere Millionen Euro in die Weiterentwicklung des Standorts zu investieren.“

Handelssprecher: „Müssen uns Wettbewerb mit Großen stellen“

Die jüngsten Entwicklungen beurteilt Stefan Zimmer vorsichtig positiv: „Aus Sicht des Handels konnten wir mit Decathlon und TK Maxx zwei Global Player nach Friedrichshafen holen.“ Damit ziehen ein französischer Sportdiscounter und ein US-amerikanisches Warenhaus an den Bodensee – keine inhabergeführten Geschäfte. Für Zimmer keine neue Entwicklung: „Als Mittelständler müssen wir uns dem Wettbewerb mit den Großen stellen.“

Stefan Zimmer, Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Bodensee-Oberschwaben und Sprecher für Handel und Dienstleistungen der Stadt.
Stefan Zimmer, Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Bodensee-Oberschwaben und Sprecher für Handel und Dienstleistungen der Stadt. | Bild: Lisa Sperlich

Für eine Stadt wie Friedrichshafen sei ein vielfältiges Angebot an Handel und Dienstleistungen essenziell. Dazu gehöre auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Filialbetrieben und mittelständischen Unternehmen. Letztlich, so Zimmer, entscheide aber der Kunde: „Wenn nur noch der Preis zählt und nicht mehr Qualität und fachkundige Beratung, dann wird es Unternehmen wie uns irgendwann nicht mehr geben.“

Einzelhändler: „Jeder entscheidet selbst, wo er einkauft“

Marc Theurich, Geschäftsführer der gleichnamigen Modegeschäfte in Immenstaad, Meersburg und Friedrichshafen, appelliert an die Verantwortung der Kunden: „Jeder entscheidet selbst, wo er einkauft.“ Von Decathlon und TK Maxx erhofft er sich mehr Laufkundschaft in der Innenstadt. „Es ist auch ein Zeichen an die Stadt, dass sich auf großen Handelsflächen wieder etwas bewegt.“

Marc Theurich, Inhaber der gleichnamigen Geschäfte in Meersburg, Immenstaad und Friedrichshafen.
Marc Theurich, Inhaber der gleichnamigen Geschäfte in Meersburg, Immenstaad und Friedrichshafen. | Bild: Lena Reiner

Ein Wermutstropfen bleibt für ihn jedoch: Seit der Erhöhung der Parkgebühren sei das Kundenverhalten in der Altstadt spürbar zurückhaltender geworden. „Wir würden uns sehr wünschen, dass die erste Stunde Parken kostenfrei wird – das wäre ein echtes Signal für den Handel.“