1998 wurde der eher baufällige ehemalige Kornspeicher, von wo einst Getreide auf Schiffe verladen worden sind, zu neuem Leben erweckt. Dahinter stand eine größere Gruppe privater Investoren, die das Vorhaben mit ihrer Gesellschaft in einem Projekt von „Private-Public-Partnership“ finanzierten. Ganz aus der Hand geben wollte die Stadt Überlingen das Gebäude nicht, das insbesondere durch seine privilegierte Lage, seine historische Bedeutung und seine markante Optik für die Stadt von einem besonderen Wert ist. Daher schloss der Gemeinderat mit der Nutzergemeinschaft einen Erbbaurechtsvertrag über 30 Jahre ab, der in drei Jahren ausläuft. Wie wird es dann weitergehen?
Diese Frage ist umso spannender, als die Greth längst zu dem Anziehungspunkt schlechthin an der Seepromenade geworden ist, der von Einheimischen wie Gästen gleichermaßen geschätzt wird. Wenn in vielen Gaststätten der Herd längst kalt ist und die Zapfhähne zu sind, pulsiert hier noch das Leben und auch kurz vor Mitternacht sind die begehrten Plätze belegt.
Die Stadt hat die Hand drauf
Mit dem Erbbaurechtsvertrag hat die Kommune das Nutzungsrecht an die aktuelle Betreibergesellschaft abgegeben. Nach Auslaufen des Vertrags hat die Stadt im Grunde die Option, das Nutzungsrecht wieder selbst auszuüben. Allerdings müsste sie dann einen Ablösebetrag aufbringen, der auf einer Neubewertung des inzwischen sanierten Gebäudes basiert. Will die Kommune das nicht, kann sie einen neuen Vertrag mit den Betreibern aushandeln, der ebenfalls den Mehrwert des Gebäudes berücksichtigt. Gegebenenfalls auch mit neuen Betreibern.

Was schwebt dem OB vor?
„Wir halten eine gastronomische Nutzung am Landungsplatz auch in Zukunft für wichtig“, erklärte Oberbürgermeister Jan Zeitler im Mai auf Nachfrage dezidiert. Zu einer möglichen Verlängerung der Verträge und neuen Bedingungen, die im Vertrag verhandelt werden, wollte sich der OB damals nicht äußern. Auftakt der Gespräche werde „in absehbarer Zeit“ sein, sagte Zeitler in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER, das wir 100 Tage nach Antritt zu seiner zweiten Amtszeit geführt haben.
Es hätten noch keine Verhandlungen begonnen, sagte vor kurzem Thomas Wenk, der Geschäftsführer des Bürgerfonds Greth und der nachgeschalteten Treuhandgesellschaft, die die Anteile der Gesellschafter und Investoren verwaltet, die Ende der 1990-er Jahre rund zehn Millionen D-Mark in die Sanierung des Gebäudes investiert hatten. Jetzt vertritt er die Interessen der insgesamt 190 Anteilseigner, die über die Nutzung der Räume befinden.
Pizzeria und Kino von Anfang an
Die Nutzung hat sich in den letzten Jahren teilweise geändert. Fester Bestandteil von Anfang an und bis heute vertreten sind die beiden großen Restaurants von Pino Arena. Unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten – insbesondere seit der Corona-Pandemie – hat Thomas Lailach sein Kino Cinégreth mit den drei kleinen Sälen unter einem Dach. Dirk Limbergers Vinogreth und die Weinfässer gehören längst auch optisch zum festen Inventar an der Promenade. Den Kioskbetrieb hat vor geraumer Zeit Fiona Pungg übernommen. Marco Waibel hat sich mit dem Gemüseverkauf seiner Firma Seegenuss zurückgezogen und schenkt stattdessen seine Whiskys und andere Destillate aus.
Gesellschafterversammlung am 1. August
Vermieter sämtlicher Räume und Verhandlungspartner der Stadt ist die Greth GbR. „Die grundsätzliche Bereitschaft für einen Weiterbetrieb ist da“, sagt deren Vertreter Thomas Wenk. Näheres könne auf der Gesellschafterversammlung besprochen werden, die am 1. August stattfinde.

Rechtlich eine vergleichbare Konstellation besteht zwischen der Stadt und der Investorengesellschaft, die das Steinhaus und den Torkel mit der heutigen Stadtbibliothek saniert und 1996 einen Erbbaurechtsvertrag über deren Nutzung abgeschlossen hat. Mit dem großen Unterschied, dass die Stadt für die Bücherei, die Leopold-Sophien-Bibliothek und das Kulturamt die meisten Räume selbst zurückgemietet hat. Lediglich die Gaststätte Spitalkeller ist an private Betreiber verpachtet worden, liegt derzeit allerdings brach.