Nach zwei Jahren ist wieder Leben im Landgasthof „Schwert“ im Salemer Teilort Baufnang. Die Gästezimmer werden von der Eigentümerfamilie betrieben, das Restaurant ist verpachtet. Der neue Betreiber der Gastronomie, Christian Aurich, hat zur Wiedereröffnung des Landgasthofs ein neues Konzept mitgebracht. „Bunt sein – das ist unser Motto“, sagt Aurich. „Das ‚Schwert‘ soll ein Platz der Begegnungen, für Zusammenkünfte und Gespräche sein.“ Ob zum Feierabendhock oder zum Kaffeeklatsch, junge und alte Gäste sollen sich willkommen fühlen. Gastgeber für alle zu sein, das sei das Ziel. Im Biergarten mit den rund 100 Sitzplätzen steht neben normalen Tischen ein großes, offenes Zirkuszelt direkt am weitläufigen Kinderspielplatz. Eltern könnten dort gemütlich etwas trinken, während die Kinder auf der Wiese tollen, erklärt der gelernte Koch.

Familien seien ihm wichtig, erklärt der dreifache Vater. So hätten seine eigenen Kinder zum Beispiel die Steine bemalt, die eben den frischen Blumen die Tische schmücken. Beides solle das Motto „bunt“ verdeutlichen. Aurichs Frau Miriam, gelernte Restaurantfachfrau und ausgebildete Wildnispädagogin, ist ebenfalls in den Betrieb eingebunden.

Preise für Gerichte bleiben unter 20 Euro

Christian Aurich ist auch die Preisgestaltung ein großes Anliegen. Da er aus eigener Erfahrung weiß, wie teuer ein Restaurantbesuch mit mehreren Personen werden kann, bleiben seine Gerichte unter 20 Euro, jene auf der Kinderkarte unter 5 Euro. „Wir wollen an den Kindern nichts verdienen“, betont der 47-Jährige. Die Getränkepreise blieben ebenfalls weit unter jenen der Lokale an den umliegenden Seepromenaden. „Wir machen den Schritt zurück zu normalen, ehrlichen Preisen.“ Doch an der Qualität der Lebensmittel werde deshalb nicht gespart. „Wir beziehen alles in Bio-Qualität und aus der Region“, erzählt er. „Wir kennen jeden Lieferanten persönlich.“

Konzept der Selbstbedienung spart Personalkosten ein

An der Theke können die Gäste Speisen und Getränke bestellen, abholen und bezahlen. Pächter Christian Aurich steht hier genauso gern wie ...
An der Theke können die Gäste Speisen und Getränke bestellen, abholen und bezahlen. Pächter Christian Aurich steht hier genauso gern wie am Herd. | Bild: Lorna Komm

Finanziell lässt sich das realisieren, indem das Ehepaar beispielsweise statt einzelner ausgewählter Fleischstücke gleich das ganze Wagyu-Rind bezieht und alle Teile des Tieres verarbeitet. Zudem spare es durch das Konzept der Selbstbedienung Personalkosten. „Das wird von den Gästen gut angenommen, auch die Tische werden vorbildlich selbst abgeräumt“, bestätigt der Gastronom nach den ersten Betriebswochen.

Das könnte Sie auch interessieren

Neben Christian Aurich steht Mitarbeiter Erik Hussock abwechselnd in der Küche oder an der Kasse. „Wir schaffen auf Augenhöhe und jeder kann alles“, sagt Aurich zum Betriebskonzept. Obwohl beide Köche Erfahrung in der gehobenen Gastronomie haben, bieten sie gutbürgerliche Küche an, wie Wurstsalat, Dinnele und auch vegetarische und vegane Speisen.

In der großen Küche, die ausreichend Platz bietet, um größere Gesellschaften zu bekochen, schwingt Mitarbeiter Erik Hussock den Kochlöffel.
In der großen Küche, die ausreichend Platz bietet, um größere Gesellschaften zu bekochen, schwingt Mitarbeiter Erik Hussock den Kochlöffel. | Bild: Lorna Komm

Mitarbeiter hat gehobener Küche den Rücken gekehrt

Erik Hussock hat in den vergangenen zwölf Jahren im Meersburger Neuen Schloss unter Regie der Traube Tonbach in Baiersbronn unter anderem als Küchenchef gewirkt. Er zieht Bilanz: „Die Sterneküche ist nichts für mich.“ Er habe mit der gehobenen Küche – vor Meersburg war er in Langenargen und in München – zwar gute Erfahrung gemacht und viel gelernt, aber er koche lieber „gutbürgerlich auf gutem Niveau“.

Aurich tauscht Familienbetrieb in Meersburg gegen „Schwert“

Auch Aurichs Vita weist Stationen in der gehobenen Küche auf. Die Kochlehre machte er im Steigenberger Inselhotel Konstanz, im Parkhotel St. Leonhard in Überlingen lernte er vegane und diätetische Grundlagen. Neben mehreren Stationen in der Schweiz war er auch beim österreichischen Caterer DO & CO, der unter anderem Fluggesellschaften und die Formel 1 beliefert, bevor er den Familienbetrieb in der Meersburger Steigstraße übernahm. Doch diesen habe er verkauft, um seinen Traum zu verwirklichen. „Das hier ist das, was ich machen wollte, es ist alles vorhanden, es ist mein Traumobjekt“, sagt Aurich über den Landgasthof.

Auch wenn die Köche Christian Aurich (links) und Erik Hussock gern den Kontakt zu den Gästen suchen, haben sie meist nur vor der Öffnung ...
Auch wenn die Köche Christian Aurich (links) und Erik Hussock gern den Kontakt zu den Gästen suchen, haben sie meist nur vor der Öffnung des Lokals Zeit, sich gemütlich in den Biergarten zu setzen. | Bild: Lorna Komm

Statt wie direkt am See fast ausschließlich für Touristen in der Saison zu kochen, könne er nun ganzjährig Gastgeber sein. Die Gäste könnten verweilen und müssten nicht sofort nach dem Essen den Tisch verlassen, da bereits die nächste Reservierung warte. „Hier können wir zum ersten Mal das machen, was wir im Herzen tragen“, sagt Aurich auch für seinen Mitarbeiter. Hussock bestätigt: „Das ist die Chance, auf die ich lange gewartet habe.“ Hier könne er sich einbringen und „mit Herzblut arbeiten“, wie er sagt.

Auch für Veranstaltungen soll das Gelände geöffnet werden

Für die kommende Zeit planen die Macher auf dem großen Gelände auch Veranstaltungen. Im September soll hier ein Flohmarkt stattfinden, für die Weihnachtszeit denkt das Duo an einen Weihnachtsmarkt. Auch Künstlern wollen sie eine Plattform bieten, sich zu präsentieren. Herbst- und Wintergerichte, wie Wild oder Schlattplatte, sollen die Speiskarte abwechslungsreich gestalten. „Es soll einfach bunt sein“, kommt Christian Aurich immer wieder auf den Grundgedanken der flexiblen Gestaltung zurück.