Der Frust war Oberbürgermeister Jan Zeitler und Baubürgermeister Thomas Kölschbach deutlich anzumerken. „Dann bekommen wir eben eine dörfliche Lösung“, zeigte sich Zeitler nach der Sitzung enttäuscht über die Ablehnung eines attraktiven Umbaus der zentralen Bushaltestelle am Landungsplatz. Auch Baubürgermeister Thomas Kölschbach, der in der Sitzung mit Verve für eine optische Aufwertung geworben hatte, wollte nur noch den Kopf schütteln.

Mit 13 zu 10 Stimmen hatte das Gremium eine Planung abgelehnt, die vom Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr nach einem Wettbewerb nicht nur einhellig befürwortet, sondern aufgrund der attraktiven Optik begeistert begrüßt worden war. Selbst mancher damalige Befürworter hatte allerdings inzwischen seine Meinung geändert.

Debatte um Landungsplatz und seine Ästhetik

Mit dem Hinweis auf die deutliche Kostensteigerung und den geringen Schutz vor Wind und Wetter hatte CDU-Sprecher Günter Hornstein sich dafür ausgesprochen, Wartehäuschen „der herkömmlichen Art“ zu erstellen. Für den „hochwertigen ästhetischen Entwurf“, der auch die Bäume einbezieht, hatten sich unter anderem Bernadette Siemensmeyer und Herbert Dreiseitl (beide LBU/Grüne) in die Bresche geworfen, der den Landungsplatz als „Briefmarke der Stadt“ bezeichnete. Deshalb machten sie sich im Anschluss dafür stark, eine Überarbeitung des Entwurfs zu ermöglichen und stießen auf die Zustimmung von OB Zeitler.

Was war passiert? Eigentlich waren die Weichen schon gestellt für eine attraktive Überdachung der zentralen Bushaltestelle am Landungsplatz, die auf elegante Weise den Bestand der drei großen Bäume integriert hatte, für eine durchgehende Überdachung aller Haltestellen sorgte und zudem Barrierefreiheit auch für sehbehinderte Menschen. Die Idee hatte der Konstanzer Architekt Tobias Diwersy dem Gemeinderat noch einmal erläutert. Es war die einzige Planung, die vom Ausschuss zuvor einstimmig mit großem Wohlwollen aufgenommen worden war.

Schön, aber zu teuer? Sichtlich enttäuscht war der Konstanzer Architekt Tobias Diwersy, dass sein zuvor hochgelobter Entwurf für die ...
Schön, aber zu teuer? Sichtlich enttäuscht war der Konstanzer Architekt Tobias Diwersy, dass sein zuvor hochgelobter Entwurf für die Bushaltestelle im Gemeinderat scheiterte. | Bild: Hanspeter Walter

Kostenexplosion für Stahlkonstruktionen

Wenn da nicht eine zu niedrige Kostenschätzung im Raum gestanden hätte, die nach genauerer Kalkulation deutlich überschritten worden ist. Ein Gymnasium ist keine Bushaltestelle. In diesem Fall kommt man kaum umhin, die Dimensionen der Kostenentwicklung beider Vorhaben gegenüberzustellen. Noch Anfang 2023 war der Schulneubau auf rund 46 Millionen Euro geschätzt worden, im Doppelhaushalt sind die Projektkosten für die Realisierung mit 63,8 Millionen Euro ausgewiesen.

Bei der Überdachung der Bushaltestelle am Landungsplatz hatten Planer und Verwaltung den Fehler gemacht, zunächst nur eine Kostenschätzung für einen Teil der Maßnahme, nämlich die komplizierte Stahlkonstruktion, abzugeben. Allein der Aufwand dafür war von 97.000 auf 156.000 Euro geklettert. Mit allem Drum und Dran wurden die Kosten nun mit 324.000 Euro beziffert.

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Regierungspräsidium peilt Minderausgaben an

Als mildernder Umstand hätte durchaus gewertet werden können, dass das eigene Gesamtbudget für den barrierefreien Umbau aller städtischen Bushaltestellen damit nicht einmal überschritten werden müsse, wie Helmut Köberlein schon im Beschlussvorschlag deutlich gemacht hatte. Da die Kosten für die anderen Haltestellen genügend Luft für den Mehraufwand am Landungsplatz gelassen hätten. Doch da schien das Kind schon in den Brunnen gefallen.

Zumal Kämmerer Stefan Krause in seiner Stellungnahme auf die Erwartung des Regierungspräsidiums als kommunale Aufsichtsbehörde hingewiesen hatte, jede Möglichkeit zu Minderausgaben zu nutzen. Revisor Frank Göller wies indessen auf die Weiterentwicklung des Projekts hin und regte einen ergänzenden Förderantrag an. Zu der Kostenmalaise kam der Gegenwind im wahren Wortsinn dazu.

Sichtlich enttäuscht war der Konstanzer Architekt Tobias Diwersy, dass sein zuvor hochgelobter Entwurf für die Bushaltestelle im ...
Sichtlich enttäuscht war der Konstanzer Architekt Tobias Diwersy, dass sein zuvor hochgelobter Entwurf für die Bushaltestelle im Gemeinderat scheiterte. | Bild: Hanspeter Walter

Baubürgermeister kämpft für Vorhaben

Baubürgermeister Thomas Kölschbach hatte vergeblich um eine Mehrheit für die Planung gekämpft. Er appellierte an die Bedeutung des zentralen Standorts und das sonst so große Selbstbewusstsein der Stadt und des Gremiums. Das Vorhaben werde ein echtes Highlight an diesem wichtigen Standort. Und es sichere auf attraktive Weise die Barrierefreiheit und gewährleiste, dass alle trockenen Fußes in den Bus steigen könnten.

Er findet den Entwurf „super“, sagte Stadtrat Ingo Woerner (FDP). Allerdings fehle ihm das Gesamtkonzept für den Platz und er wolle „keine Fakten schaffen in der Mitte“. Deshalb votierten er und seine Fraktion dagegen. Geteilter Meinung waren bei der Abstimmung FWV/ÜfA und SPD.

Auch Hubert Büchele (FWV/ÜfA) störte sich an der Kostensteigerung, stand allerdings zu seinem positiven Votum aus dem Ausschuss. Für Rainer Röver (SPD) war das Kostenargument dagegen ausschlaggebend. Skeptisch, ob es billiger gehe, war Fraktionskollegin Kirsten Stüble, die für den aktuellen Vorschlag stimmte.

Eine Brücke zu bauen, versuchte Fraktionssprecher Ulf Janicke (LBU/Grüne), der selbst die Bedenken gegenüber der Funktionalität teilte. Der Landungsplatz sei eben „ein zugiger Standort“ und dieses Problem müsse gelöst werden. Deshalb regte er an, den Beschlussvorschlag aufzunehmen und um die Notwendigkeit einer funktionalen Verbesserung zu ergänzen. Doch Oberbürgermeister Jan Zeitler griff diesen Vorschlag nicht auf.