Ein Superheld namens „Flamingo Man“, Philipp Strohs Hommage auf den traurigen Song „Stan“ des Rappers Eminem mit „Sam“ und seinem Briefwechsel mit dem Weihnachtsmann, tausend Tipps für mehr Selbstbewusstsein in Kurzfassung von Natalie Friedrich und die Sache mit dem Hobby zum Beruf machen: „Ein Bonsaizüchter, der sein Hobby zum Beruf macht, kommt abends auch nicht nach Hause und züchtet noch einen Bonsai.“

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Natalie Friedrich macht Selbstoptimierung in ihrem Finaltext zum Thema.
Natalie Friedrich macht Selbstoptimierung in ihrem Finaltext zum Thema. | Bild: Lena Reiner

Yannik Sellmann, dem eben das nachgesagt wird, also dass er mit Comedy und Bühnenprogramm sein Hobby zum Beruf gemacht habe, fasst die knallharte Realität dieses Umstands in Worte; das klingt dann etwa so: „An den meisten Tagen geht‘s mir einfach nur okay und ich fühle mich wie ein ganz normaler berufstätiger Mensch: gestresst.“

Yannik Sellmann hat sein Hobby zum Beruf gemacht – seitdem sei es eben auch kein Hobby mehr.
Yannik Sellmann hat sein Hobby zum Beruf gemacht – seitdem sei es eben auch kein Hobby mehr. | Bild: Lena Reiner

Die Texte beim Poetry Slam am Freitagabend reißen mit, laden zum Lachen und Grübeln gleichermaßen ein. Marvin Suckut, selbst seit 13 Jahren Poetry Slammer, führt wie immer schwung- und humorvoll durch den Wettbewerb. als Warmlauftext nach der Pause. Wieso er den Ruf seines neu erfundenen Superhelden „Fla-mingoman“ und nicht „Flamingo Man“ trennt, weiß er selbst nicht. Das Publikum beherrscht den Ruf jedenfalls bald aus dem Effeff.

Die Band Provinz kommt aus Vogt bei Ravensburg.
Die Band Provinz kommt aus Vogt bei Ravensburg. | Bild: Lena Reiner

Am Haupttag des Festivals im Kulturhaus Caserne ist die Musik so vielfältig wie die Texte am Vorabend. Da spielen etwa Provinz, die anderswo sagen, sie kämen aus Ravensburg, aber hier, beim Heimspiel quasi, dann doch genauer werden: aus Vogt kommen sie nämlich eigentlich. Der Innenhof ist gut besucht; das Publikum drängt sich so nah wie möglich an die Bühne. Vor wenigen Jahren noch hatte die Folk-Pop-Band einen ihrer ersten Auftritte während des Kulturufers in der Musikmuschel; im deutlich kleineren Rahmen.

Provinz spielten vor der Pandemie noch auf ganz kleinen Bühnen.
Provinz spielten vor der Pandemie noch auf ganz kleinen Bühnen. | Bild: Lena Reiner

Heute sind mehr als 1000 Besucher da. Die 1100 Festivaltickets waren bereits einige Tage zuvor ausverkauft. Provinz geht nicht ohne eine Zugabe – und noch eine weitere letzte Zugabe – von der Bühne und mit tosendem Applaus. Madeline Juno schlägt darauf im Casino ruhigere Töne an, reißt das Publikum aber ebenso mit, für das es auf deutlich weniger Fläche deutlich kuschliger wird.

Madeline Juno spielt drinnen und schlägt ruhigere Töne an.
Madeline Juno spielt drinnen und schlägt ruhigere Töne an. | Bild: Lena Reiner

Lauter geht‘s dann wieder mit der Antilopengang draußen weiter. Als das mit dem Mitsingen des Publikums nicht so recht klappen will, schwenken die Rapper Kolja, Danger Dan und Panik Panzer auf „Mitbrüllen“ um und siehe da: es gelingt.

Die Antilopengang wechselt zwischen Nachdenklichem und Mitbrüllsongs.
Die Antilopengang wechselt zwischen Nachdenklichem und Mitbrüllsongs. | Bild: Lena Reiner

Mit „Enkeltrick“ geben sie später ein Stück zum Besten, das sie im Nachlass von „NMZS“ gefunden hätten, ihrem vierten Bandmitglied, das sich 2013 das Leben nahm. Auch ihr Youtube-Hit „Verliebt“ darf im Programm nicht fehlen. Das Festival wiederum ist damit noch lange nicht vorüber; es geht mit einer Afterparty bis spät in die Nacht hinein.