Die ältere Dame ist gestürzt, als sie ein Bonbon aufheben wollte. Sanitäter Simon Winkelmann vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) stützt sie vorsichtig bis zum Einsatzwagen, sein Kollege Uwe-Martin Prinz trägt ihren Rollator. Nach einer Untersuchung des schmerzenden Fußes melden sie sich per Funk bei der Einsatzleitung. „Um eine Fraktur auszuschließen, sollte geröntgt werden, da muss ein Rettungswagen kommen“, sagt Prinz.
Kurz darauf spricht ein junger Mann mit bunten Haaren die Helfer an. Er riecht nach Alkohol. „Ich habe seit Tagen Schmerzen am Sprunggelenk, der Arzt sagt, es sei eine Entzündung.“ „Und was wünschen Sie sich jetzt von uns?“, fragt Prinz. „Dass Sie mich ins Krankenhaus fahren“, antwortet der junge Mann. „Sie haben seit Tagen Schmerzen und jetzt kommen Sie zu uns? Wir sind für den ganzen Umzug zuständig“, sagt Prinz.
Umzugsbesucher mit Fußverletzungen
Der junge Mann darf im Einsatzwagen sein Bein hochlegen und bekommt einen Kühlakku, wenig später zieht er weiter. Auch eine Clique Jugendlicher hat einen Jungen mit verknackstem Fuß in ihrer Mitte. „Ich habe den Fuß gekühlt und dem Jungen den Tipp gegeben, nach Hause zu gehen“, sagt Winkelmann.
Bei Bedarf rufen die Helfer Rettungswagen und Notarzt hinzu
Prinz und Winkelmann stehen während des Narrensprungs mit einem Rot-Kreuz-Einsatzwagen am Kreisel bei der Kreissparkasse. Sie übernehmen die Erstversorgung und rufen bei Bedarf über die Zentrale Rettungswagen oder Notarzt. Thomas Reiß vom DRK-Vorstand Friedrichshafen erklärt: „Wo viele Menschen sind, gibt es auch mehr Notfälle, im Gedränge passiert schon mal etwas.“
Ehrenamtliche Mitarbeiter von Rotem Kreuz und Johannitern teilen sich den Einsatz beim Narrensprung. Es gibt fünf Einsatzwagen, eine Anlaufstelle im Graf-Zeppelin-Haus und eine zentrale Einsatzleitung.

Bei den Einsatzleitern Natalie Buchhorn und Jan Hinrichs laufen die Fäden zusammen, Bereitschaftsarzt Jochen Reiter steht für Notfälle parat. Zu Beginn ihrer Schicht tut sich nicht viel, ab 16 Uhr häufen sich die Anrufe: Ein Einsatzteam kümmert sich um einen bewusstlosen Betrunkenen, ein anderes um eine alkoholisierte Person, die noch ansprechbar ist, weitere Helfer versorgen eine Schnittwunde. Die Besatzung eines Einsatzwagens fragt an, wo der bestellte Rettungswagen bleibt, ein weiteres Team findet seinen Patienten nicht. Hinrichs und Buchhorn bleiben gelassen, nehmen einen Funkspruch nach dem anderen entgegen, holen Hilfe, geben Ratschläge und fragen nach.

Kurz vor Schichtende meldet die Polizei eine Schlägerei am Pavillon. „Da bleiben wir wohl noch etwas länger“, sagt Buchhorn. Als sie sich um kurz vor 18 Uhr bei ihren Mitstreitern bedankt, haben sie drei internistische und neun chirurgische Fälle wie Verdacht auf Knochenbrüche oder größere Schnittwunden versorgt, dazu kommen sechs Verdachtsfälle auf Alkoholvergiftung und kleinere Hilfeleistungen. Jan Hinrichs sagt: „Das war relativ normal für so eine Veranstaltung, ungefähr das, womit wir gerechnet haben.“