Jana Messmer

Straßenfasnet ohne Bonbons werfende Narren, bunt gekleidete Musiker und detailverliebte Umzugswagen ist für viele kaum vorstellbar. Neben begeisterten Zuschauern am Straßenrand braucht es für schöne Umzüge und Feierlaune besonders die Fasnetsvereine. Doch fehlende Mitglieder machen das Vereinsleben zunehmend schwerer. Vor diesem Problem stehen derzeit mehrere Schalmeiengruppen der Region.

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Die „Schalmeienkapelle Fischbach“ sucht bereits seit 2017 händeringend nach musikalischem Nachwuchs

„Seither sind wir so wenige, dass wir nicht mehr auf Umzügen mitlaufen können. Da muss es einfach eine gewisse Größe sein, damit es wirkt“, erzählt Monika Fassott, die seit fast zehn Jahren im Vorstand der Schalmeiengruppe aktiv ist.

Sie hat schon viel versucht, um Mitglieder anzuwerben, etliche Flyer im Umkreis verteilt und sogar beim Landratsamt abgegeben. Doch bisher hatte sie keinen Erfolg.

 

„Wir sind eine tolle Gruppe und ich freue mich auf jede gemeinsame Probe und Veranstaltung“, sagt Monika Fassott, die ...
„Wir sind eine tolle Gruppe und ich freue mich auf jede gemeinsame Probe und Veranstaltung“, sagt Monika Fassott, die Vorstandsvorsitzende der Schalmeienkapelle Fischbach. | Bild: privat

„Vielleicht besteht allgemein weniger Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren“, sagt Fassott. „Momentan haben wir 15 aktive Spieler. In Zelten und Wirtschaften sind wir präsent. Gerade erst haben wir beim Narrenbaumstellen in Ailingen gespielt.“ Da die Gruppe so klein ist, sei die Terminplanung besonders schwierig. „Sobald zwei, drei Leute krank sind oder arbeiten müssen, sind wir nicht spielfähig“, klagt Fassott.

Monika Fassott kann nicht verstehen, dass sich nicht mehr Menschen fürs Schalmeien-Spiel begeistern lassen

Die Mutter einer zweijährigen Tochter nimmt den Weg von Meersburg nach Fischbach zu den wöchentlichen Proben gerne auf sich: „Es ist einfach schade, dass nicht mehr Leute mitmachen wollen.“ Sie selbst ist schon vor etwa 15 Jahren der Schalmeienkapelle beigetreten und der Gruppe bis heute treu geblieben.

Mitglieder der Schalmeien Fischbach in Aktion (von links): Hans-Peter Garbe, Uta Zeller, Ellen Rehle, Axel Zeller, Monika Fassott, Tobi ...
Mitglieder der Schalmeien Fischbach in Aktion (von links): Hans-Peter Garbe, Uta Zeller, Ellen Rehle, Axel Zeller, Monika Fassott, Tobi Merk. | Bild: Schalmeien Fischbach

Wer Mitglied werden will, muss nicht unbedingt über musikalische Vorkenntnisse verfügen, so die Vorstandsvorsitzende. Wichtig sei vor allem Engagement und die Lust sich in den Verein einzubringen. „Wir sind eine tolle Gruppe und ich freue mich auf jede gemeinsame Probe und Veranstaltung“, berichtet sie.

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Personalmangel herrscht auch bei der Schalmeienkapelle der Narrenzunft Ailingen

Von den fast 300 aktiven Mitgliedern der Narrenzunft Ailingen seien die meisten keine Schalmeien, sondern Maskenträger, die zur Fasnet mit dunkelgrünen Röcken und langen Gabelstecken durch die Straßen ziehen, sagt Michael Boch, Zunftmeister in Ailingen.

„Die Proben sind einmal wöchentlich. Da wächst man über die Zeit einfach zusammen“, sagt der Zunftmeister der Narrenzunft ...
„Die Proben sind einmal wöchentlich. Da wächst man über die Zeit einfach zusammen“, sagt der Zunftmeister der Narrenzunft Ailingen Michael Boch. | Bild: Michael Boch

Er berichtet, dass in den vergangenen Jahren einige Mitglieder umgezogen sind oder sich durch neue berufliche Verpflichtungen aus dem Verein zurückziehen mussten. „Und es kommen keine neuen Mitglieder dazu“, klagt er. 

Zur besten Zeit seien 25 bis 28 Schalmeien in Ailingen aktiv gewesen, erinnert sich Boch. Heute bestehe die Gruppe aus knapp 20 aktiven Musikern. Obwohl im Vergleich zu damals ein gutes Drittel fehlt, will Boch die Schalmeien nicht aufgeben. „Das ist eine schöne Tradition. Und wir haben viele Ideen und Projekte, um neue Spieler anzusprechen. Eine Probemitgliedschaft oder auch eine parallele Mitgliedschaft bei den Maskenträgern sind im Gespräch.“, berichtet er.

Die Ailinger Schalmeien spielen 2016 beim Hemdglonkerball ihrer Narrenzunft auf.
Die Ailinger Schalmeien spielen 2016 beim Hemdglonkerball ihrer Narrenzunft auf. | Bild: Christian Lewang

Neben der Möglichkeit, ein ungewöhnliches Musikinstrument zu erlernen, betont Boch den Zusammenhalt der Gruppe: „Die Proben sind einmal wöchentlich. Da wächst man über die Zeit einfach zusammen“, so der Zunftmeister.

Schalmeien-Mangel? Nicht bei den Bodenseenarren aus Jettenhausen

Weniger problematisch scheint die Situation in Jettenhausen: Die Bodenseenarren sind in drei Gruppen aktiv. Aus jeder Gruppe sind einige zusätzlich als Schalmeien unterwegs. Auch Nicht-Maskenträger dürfen mitmachen: „Dann muss halt zur Fasnet ein Häs übernommen werden“, so Vorstandsvorsitzender Ralf Butscher. Wichtig sei nur, dass die Person volljährig sei, um Problemen mit der Aufsichtspflicht vorzubeugen.

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Das Konzept scheint zu funktionieren: Erst kürzlich begrüßte der Verein vier neue Mitglieder in seinen Reihen. Im Jahr 2020 erwartet die Neulinge ein umfangreiches Programm: Neben mehreren Auftritten an der Fasnet rechnet die Gruppe mit bis zu vier Schalmeien-Treffen mit befreundeten Gruppen, besucht das Peter- und Paul-Fest in Delitzsch und tritt an einigen Geburtstagen und Jubiläen auf. Vor dem Aussterben steht zumindest dieser Verein also keineswegs. Trotzdem gilt für Ralf Butscher: „Grundsätzlich kann man nie zu viele Musiker haben, denn je mehr Instrumente umso voller und schöner klingt es“.

Die Schalmeien der Häfler Bodenseenarren.
Die Schalmeien der Häfler Bodenseenarren. | Bild: Ralf Butscher

 

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