Am Verbindungsweg von Unterlottenweiler nach Weilermühle lockt der Fasnets-Erlebnispfad: Ein Rundweg durch Wald und Flur mit zehn Stationen, an denen es eine Menge zu lernen und erleben gibt. Noch bis zum Fasnetsdienstag sind die Stationen aufgebaut.

Mathias Hager (rechts) und Peter Engel halten die zehn Stationen in Ordnung.
Mathias Hager (rechts) und Peter Engel halten die zehn Stationen in Ordnung. | Bild: Thomas Kapitel

Mit seinem Erlebnispfad möchte Mathias Hager aus Unterlottenweiler „den Narren einfach eine Freude machen“, wie er sagt. Ursprünglich sei es für seine Kinder gedacht gewesen, damit sie die Fasnet nicht so sehr vermissen, sagt der 43-jährige Realschullehrer. Doch dann sprach es sich sehr schnell herum –und so tröstet sein Fasnetsweg schon seit drei Wochen so manche Narren über ausgefallene Ring- und Landschaftstreffen hinweg. Manche kommen mit der Familie, manche gar dutzendweise. So wie Mellie Lehmann und Luisa Grammel mit einer ganzen Schar kleiner Argenhexen aus Langenargen: Sie haben extra einen Ausflug hierher organisiert, um den Kindern den Spaß an der Fasnet näherzubringen. „Was wollen wir sonst auch machen“, sagt Mellie Lehmann. „Umzüge und Kinderbälle gibt‘s ja keine.“

Die Aktion begann als reine Privatinitiative: Mathias Hager, Technik-Lehrer mit dem künstlerischen Hobby der Brandmalerei, hatte eine Serie von Masken-Portraits aller Figuren rund um Friedrichshafen gefertigt und mit Buntstiften koloriert. Und weil er sowieso schon länger mal einen Wald-Erlebnispfad beim Waldkindergarten machen wollte, verband er beides zum Fasnets-Erlebnispfad. Praktischerweise gehört der meiste Grund und der Wald ihm und seiner Familie – da musste er also kaum jemanden fragen.

Besuch aus Langenargen: Die Argen-Hexen mit Narrensamen haben Spaß auf dem Fasnets-Erlebnispfad.
Besuch aus Langenargen: Die Argen-Hexen mit Narrensamen haben Spaß auf dem Fasnets-Erlebnispfad. | Bild: Thomas Kapitel

An den Stationen werden rund 20 Zünfte aus dem Raum Friedrichshafen vorgestellt, dazu Bad Waldsee, Villingen und Ravensburg, zu denen Hager freundschaftliche Beziehungen hat. Zu den Maskenportraits auf wetterfesten Holztafel kommen jede Menge Schilder und Informationen, teilweise ebenfalls brandgemalt oder mit QR-Codes versehen, mit denen man sich weitere Informationen über Zünfte und Maskengruppen und sogar deren Narrenrufe und Fasnetslieder aufs Handy holen kann.

Von Hafennarr bis Buchhornhexe: Die ganze Häfler Fasnet als kolorierte Brandmalereien ist eine der Stationen auf dem Fasnet-Erlebnispfad.
Von Hafennarr bis Buchhornhexe: Die ganze Häfler Fasnet als kolorierte Brandmalereien ist eine der Stationen auf dem Fasnet-Erlebnispfad. | Bild: Thomas Kapitel

Eine Familie ist aus Ravensburg angereist. Wie sie davon erfahren haben? „Das spricht sich doch rum. Whatsapp, digitale Mundpropaganda“, lachen sie. Mitmachen ist angesagt: Beim Fasnets-Memory und beim Stockwerfen, beim Karaoke zum Gehrenmännles-Lied, vor allem aber bei der Bonbon-Schleuder, die durch Ballwurf ausgelöst wird: „Bonbons, die durch die Luft geworfen werden, gehören doch einfach zur Fasnet“, findet Mathias Hager. Den Sound dazu liefern Lumpenkapellen der Region: Per QR-Codes kann man ihre Fasnets-Hits abspielen.

Und plötzlich sitzt ein Fischbacher Bächlefischer regungslos im Wald – aber nur schienbar.
Und plötzlich sitzt ein Fischbacher Bächlefischer regungslos im Wald – aber nur schienbar. | Bild: Thomas Kapitel

Der „Gruselwald“ ist eine „Live-Station“, sagt Hager. Durch einen Bewegungsmelder beginnt plötzlich geisterhafte Musik – dann kommen ganz langsam kommen echte Ailinger Hexen aus dem Wald. Freundliche Hexen, die mit den Kindern tanzen. Dass die Frauen in den Hexenhäsern hier den Nachmittag verbringen, um anderen Narren eine Freude zu machen, zeigt, wie sehr der Erlebnispfad auch bei den Zünften wertgeschätzt wird. Als es am Bachlauf im Wald Fische per Magnetangeln aus dem Wasser zu holen gilt, sitzen da plötzlich zwei Fischbacher Bächlesfischer im vollen Häs, wirken zuerst wie lebensgroße Puppen. „Ehrensache, dass wir da mitmachen“, sagt einer von ihnen. „Wir freuen uns sehr, dass Mathias Hager uns Bächlesfischern hier eine eigene Station gewidmet hat.“ Der schaut dann auch selbst vorbei, bringt eine Stärkung mit, füllt Bonbongläser nach. Es steckt eine Menge „Wartungsarbeit“ im Erlebnispfad; selbst den feuchten Waldweg hat er mit Rindenmulch etwas begehbarer gemacht.

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Wer den etwa 1,5 Kilometer langen Rundweg geschafft hat, darf beim Waldkindergarten eine Spende einwerfen und einen Button als Erinnerung mitnehmen. Probleme mit Vandalen oder Diebstahl hat es die vergangenen Wochen keine gegeben. „Hier kommt ja auch sonst eher niemand heraus“, sagt Mathias Hager. „Nur einmal hat jemand an der Schleuder-Station das Bonbonglas mitgehenlassen. Seitdem hängt dort ein Schild, dass man das auch für ein paar Euro beim Aldi bekommt.“

Hier gehts lang zu den zehn närrischen Stationen bei Unterlottenweiler.
Hier gehts lang zu den zehn närrischen Stationen bei Unterlottenweiler. | Bild: Thomas Kapitel

Der Appell scheint zu wirken. Der Erfolg seines Wald-Erlebnispfads freut den Initiator schon sehr. „Es war auch jedes Wochenende schönes Wetter. Das ist eben auch etwas, was jeder spontan machen kann. Ohne Test- und Impfnachweis.“ Wird der aufwendige Fasnets-Erlebnispfad im Corona-Jahr 2022 einzigartig bleiben oder wird es Fortsetzungen geben, wenn er jetzt so gut ankommt? „Naja, schauen wir mal“, so Mathias Hager und lächelt.