Als kleinen, heimeligen Haufen bezeichnet Zunftmeister Andreas „Lemming“ Lamm die Narrenzunft Kluftern mit ihren rund 150 aktiven Hästrägern. „Man kennt sich untereinander, ist nicht nur eine Nummer und vom Baby bis zur Oma ist alles dabei.“ Zu den Omas gehört Erika Wawrzyn. Ihr Göhrelöchner hat die Maskennummer zwei und sie springt bei den Umzügen mit ihren 74 Jahren bis heute als aktives Ehrenmitglied mit. „Aktuell habe ich richtige Entzugserscheinungen. Die Fasnet fehlt mir sehr“, sagt Wawrzyn.

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Anfänge der Klufterner Narrenzunft waren tolle Zeit

An die Anfangszeit der Klufterner Narrenzunft erinnert sich Wawrzyn noch gut. „Das war eine tolle Zeit!“ Bei der Gründungsversammlung im Februar 1971 im „Scharfen Eck“ meldeten sich direkt 130 Klufterner zum Mitgliedsbeitrag von jährlich 2 D-Mark im Verein an.

Auch ein Narrenwagen der Göhrelöchner durfte beim Umzug 1971 nicht fehlen.
Auch ein Narrenwagen der Göhrelöchner durfte beim Umzug 1971 nicht fehlen. | Bild: Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern e.V.

Aber ihr Mann Günter war der erste Schriftführer und ab 1973 nach Edmund Roth 17 Jahre lang Zunftmeister. In der Anfangszeit habe es noch keine großen Fasnetsbälle gegeben. „Aber wir sind in den Gasthäusern mit den Masken eingesprungen und die Leute haben sich so gefreut“, erinnert sich die 74-Jährige.

Wawrzyn: „Bis heute bin ich die Oma Erika“

Bis heute versteht sich Wawrzyn auch gut mit den jungen Vereinsmitgliedern. „Ich werde respektiert, auch wenn ich als langjähriger Häswart darauf aufmerksam mache, wenn die Kleiderordnung nicht korrekt eingehalten wird.“

Fasnet in Kluftern am Schmotzigen Donnerstag: Das halbe Dorf ist beim Umzug von Efrizweiler zum Bürgerhaus auf den Beinen.
Fasnet in Kluftern am Schmotzigen Donnerstag: Das halbe Dorf ist beim Umzug von Efrizweiler zum Bürgerhaus auf den Beinen. | Bild: Claudia Wörner

Vor etwa zwölf Jahren hat sie mit ihrem VW-Bus Jugendliche zu Bällen gefahren und um Mitternacht wieder sicher nach Hause gebracht. „Für sie bin ich bis heute die Oma Erika“, berichtet Wawrzyn.

Mit Ü70 noch aktiv bei Umzügen dabei

Anita Fiesel und ihr Mann Hermann sind ebenfalls von der Geburtsstunde der Narrenzunft Kluftern an dabei. Die beiden Ehrenmitglieder sind beide über 70 und springen bei den Umzügen immer noch mit – sie im Göhrelöchner-Häs und er im Kostüm der Vorstandsmitglieder. „Die Kasse des Vereins wurde 31 Jahre lang in unserem Haus verwaltet“, erklärt Anita Fiesel.

Im Gründungsjahr 1971 war der damalige Klufterner Bürgermeister Kurt Brotzer Initiator zur Gründung der Narrenzunft und er war Mitglied ...
Im Gründungsjahr 1971 war der damalige Klufterner Bürgermeister Kurt Brotzer Initiator zur Gründung der Narrenzunft und er war Mitglied im Zunftrat. | Bild: Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern e.V.

19 Jahre war ihr Vater Hans Nestle Kassierer, dann übernahm ihr Mann bis 2002 das Amt. „Bis heute haben wir einfach eine tiefe Verbindung zum Verein“, sind sich die Fiesels einig. Werde doch auch unter dem Jahr von Ausflügen bis zu sportlichen Turnieren einiges für die Mitglieder geboten.

Früher brauchte man noch keine Einsatzlisten

Schon vor der Gründung der Narrenzunft – angeregt wurde sie übrigens vom damaligen Bürgermeister Kurt Brotzer – habe es in Kluftern eine lebhafte Dorffasnet gegeben. „Bis zu 30 Traktoren mit geschmückten Wagen waren beim Umzug auf der Straße und keiner hat dem anderen im Vorfeld verraten, wie der Wagen aussieht“, erinnert sich Anita Fiesel.

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Ebenso wie Erika Wawrzyn schätzt sie bis heute die Geselligkeit und den Zusammenhalt in der Narrenzunft. „Damals brauchte man noch keine Einsatzlisten. Die Mithilfe war selbstverständlich.“ Jetzt freuen sich die langjährigen Mitglieder einfach auf die Jubiläumsfasnet im kommenden Jahr.

Die Masken der Narrenzunft Kluftern

Zelt für das Jubiläumsfest 2022 ist schon gebucht

So geht es auch Zunftmeister Lamm. „Im Juli oder August können wir wohl mehr sagen. Alles andere wäre im Moment ein Blick in die Glaskugel“, so Lamm. Immerhin sei das Zelt für 2022 bereits gebucht – allerdings wegen Corona mit der Möglichkeit, zu stornieren.

Beim Zunftabend der Narrenzunft Kluftern geht es normalerweise bis weit nach Mitternacht hoch her.
Beim Zunftabend der Narrenzunft Kluftern geht es normalerweise bis weit nach Mitternacht hoch her. | Bild: Wex, Georg

Aktuell bleibt den Klufterner Narren nichts anderes übrig, als in den Erinnerungen an die vergangenen Jahre zu schwelgen: der Zunftabend im Bürgerhaus mit launigem Programm, der Dorfumzug am schmotzigen Donnerstag, bei dem zwischen Efrizweiler und dem Bürgerhaus mehr Menschen auf den Beinen sind als am Straßenrand stehen, das Stellen des Narrenbaums und der Kinderball für den Narrensamen.

Vorschriften haben sich in 50 Jahren verschärft

Erstmals hat die Zunft 2020 die Sage von Göhrelöchner, Widerwurz und Schlossbur bei einer Maskenerweckung dargestellt. „Künftig sollen auch noch die Kluftinger Rebleute und ein Maskentanz dazu kommen“, berichtet Lamm, der seit 2014 Zunftmeister ist.

Zunftmeister Andreas „Lemming“ Lamm von der Narrenzunft Kluftern.
Zunftmeister Andreas „Lemming“ Lamm von der Narrenzunft Kluftern. | Bild: Narrenzunft Kluftern

Verändert hätten sich im Laufe der Jahre in erster Linie die Vorschriften rund um das närrische Treiben. Als Beispiel nennt der Zunftmeister die Bestimmungen zum Jugendschutz und Kindeswohl sowie die Datenschutzgrundverordnung. „In diesem Jahr veranstalten wir statt der Schülerbefreiung einen Malwettbewerb und auch da müssen wir dieses Thema beachten, um einen Sieger küren zu können.“

So schön reckte sich der Narrenbaum der Narrenzunft Kluftern im vergangenen Jahr vor dem Bürgerhaus in die Höhe.
So schön reckte sich der Narrenbaum der Narrenzunft Kluftern im vergangenen Jahr vor dem Bürgerhaus in die Höhe. | Bild: Narrenzunft Kluftern

Anstrengungen, um Mitglieder zu halten

Auch der Anspruch der Mitglieder gegenüber dem Verein sei eher höher geworden. „Wir müssen uns mehr anstrengen, um unsere Mitglieder zu halten“, weiß Lamm. Deshalb sorge die Narrenzunft mit dem monatlichen Stammtisch in der Zunftstube, Ausflügen und Turnieren das ganze Jahr über für Programm.