Viele Häfler werden irgendwann schon mal im Bahnhof Fischbach eingekehrt sein: Als Peter Berchtold 1993 aus dem Zweckgebäude eine Gaststätte mit unverwechselbarem Profil machte, entwickelte sich der Ort schnell zur angesagten Kneipe mit Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Sohn und Vater packen es an
Leon und Jürgen Schrandt wissen um die Tradition und wollen daran anknüpfen. Aus dem Bahnhof Fischbach soll wieder ein Treff der Häfler und Gäste der Stadt werden. Sohn und Vater machen deshalb gemeinsame Sache: Leon Schrandt als Betriebsleiter, sein Vater Jürgen Schrandt ist Pächter.

In diesen Tagen laufen die letzten Vorbereitungen. Die Eröffnung ist am Donnerstag, 5. Juni geplant – mit einem weichen Start sozusagen: Das neue Service- und Küchenteam soll zusammenfinden. „Deshalb starten wir mit einer etwas kleineren Karte“, sagt Bahnhof-Chef Leon Schrandt. Ehrlich und bodenständig soll es zugehen mit Speisen wie Wurstsalat, Käse-Vesper, Kässpätzle und Knödel-Variationen, auch Currywurst mit Pommes gibt‘s. Wer‘s etwas internationaler liebt, kann die Pizza-Variante Pinsa ordern oder australische Pies aus Blätterteig.
Wie man erfolgreich ein Restaurant führt, wissen die Schrandts: Seit Jahrzehnten ist die Krone Raderach in Familienhand und zählt zu den renommiertesten Restaurants in der Region. „Der Bahnhof Fischbach wird aber keine Krone 2.0 werden“, sagt Jürgen Schrandt. Das Lokal in Fischbach soll sein eigenes Profil erhalten.

So richtig offiziell wird die Eröffnung mit geladenen Gästen am 18. Juni gefeiert. Ab 20. Juni geht‘s in den Vollbetrieb mit vergrößerter Karte. „Wir wollen in den ersten Wochen Erfahrungen sammeln und sind auch für Wünsche der Gäste offen“, sagt Leon Schrandt. Auch Veganer und Vegetarier sollen sich hier wohlfühlen. Events wie Sonntagsfrühstück oder Spielenachmittage sind geplant. Geöffnet ist ab 17 Uhr. Montag oder Dienstag wird Ruhetag sein.
Ein besonderes Faible hat Leon Schrandt für Bier – bei seinem Beruf kein Wunder: Bei Dinkelacker lernte er das Brauhandwerk. Seit 2022 braut er selbst das „Raderacher Brunnenbier“. Achtmal hat er seither das Rezept angepasst. „Jetzt passt‘s“, sagt er zu dem „Märzen“, das bislang in der Raderacher Krone und in der Häfler Minibar ausgeschenkt wird – und nun auch im Bahnhof Fischbach. An einem Rezept für ein „Helles“ tüftelt Leon Schrandt gerade noch.

Neben den üblichen Getränken finden sich auf der Getränkekarte auffallend viele Bodenseeweine verschiedener Erzeuger. „Wir legen Wert auf Regionalität und Qualität“, sagt Jürgen Schrandt. Viele Schnäpse, Liköre und Spirituosen wie Gin stammen aus der Gegend.

Wer sich im Lokal umschaut, wird vieles wiedererkennen: die zentrale Bar am Eingangsbereich, die Wandgestaltung, die Kronleuchter und vieles mehr. „Das ist Absicht, wir haben eher rückgebaut, um den alten Charme zu erhalten“, sagt Jürgen Schrandt. Vor allem die Instandsetzung und Erneuerung der Technik und Elektrik hat viel Zeit und Geld gekostet. Die Küche galt es neu einzurichten.
Schattiger Biergarten
Der Biergarten wird ebenfalls wieder bewirtschaftet. Die Gäste können unter dem Blätterdach der zwei uralten Linden verweilen. Etwa 120 Sitzplätze gibt es dort. Reservierungen werden nur fürs Lokal möglich sein. Größere Gesellschaften können den Anbau, die „1. Klasse“, buchen – oder gleich das ganze Lokal.

Richtig froh ist auch der einstige Bahnhof-Betreiber Peter Berchtold, dass das Lokal wieder in Betrieb geht. Nebenan finden das Jahr über viele Kulturveranstaltungen in der Lokhalle statt. Der 77-Jährige organisiert etwa 30 davon. Alle Beteiligten profitieren voneinander: Nach der Sommerpause wird der Bahnhof für die Bewirtung der Lokhalle sorgen – und viele Besucher werden wohl vor oder nach einer Veranstaltung im Bahnhof einkehren.