Es ist Fastnachtszeit, der 2. März, tagsüber war in Meckenbeuren Umzug. Kim-Adrian Haselbauer und seine Freundin sind gegen 19.30 Uhr auf dem Weg zu einem Döner-Imbiss und kommen am Bahnhof vorbei. Dort streiten vier Personen, plötzlich liegt einer auf dem Boden. „Dann haben die auf den eingetreten.“ So schildert es Haselbauer dem SÜDKURIER Mitte Mai – wenige Tage, nachdem er von der Bundespolizeiinspektion Konstanz für seine Zivilcourage geehrt wurde.

Der 24-Jährige aus Meckenbeuren habe seine Freundin an dem besagten Abend gefragt, was er machen solle. „Sie hat gesagt: Geh hin.“ Also schritt Haselbauer ein. Er sei lauter geworden, habe die Gruppe zunächst trennen können. Der Geschlagene sei weggelaufen und habe seinen Vater kontaktiert. Haselbauer sei dann bei den Angreifern gewesen, die er auf 15 oder 16 Jahre schätzt.

Zweite Eskalation

Anschließend sei die Situation erneut eskaliert. Der Vater des Geschlagenen sei vorgefahren und habe die Angreifer konfrontieren wollen. Auch das Opfer sei ausgestiegen, Haselbauer habe den jungen Mann allerdings zurückgehalten.

„Dann haben die zu dritt auf den Vater eingeschlagen“, sagt Haselbauer. Er habe Angreifer und Opfer erneut trennen können. Zudem seien zwei Frauen dazugekommen, die bereits die Polizei gerufen hatten. Die Angreifer seien kurzzeitig geflüchtet, einer von ihnen bald wiedergekommen und weiter aggressiv gewesen. „Dann habe ich den auf den Boden gedrückt“, sagt Haselbauer. Da blieb er, bis die Polizei ankam.

Einschreiten ja, aber nicht in Gefahr begeben

Er habe sich in dem Moment nicht viel dabei gedacht, sagt Haselbauer. Erst im Nachhinein sei ihm bewusst geworden, dass er sich selbst in Gefahr begeben hat. „Heute ist es ja gang und gäbe, dass jemand ein Messer zieht.“ Der Sohn und der Vater hätten auch „echt übel“ ausgesehen, mit ihren Platzwunden. Haselbauer ist glücklicherweise unverletzt aus der Situation herausgekommen.

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Die Polizei habe ihn gebeten, sich künftig in derartigen Situationen auch selbst zu schützen, sagt Haselbauer. Statt sich in Gefahr zu bringen, sollen Zeugen die Polizei anrufen, sich das Aussehen der Täter einprägen, um Opfer kümmern und den Behörden mit Aussagen helfen.

Eingreifen ist nicht selbstverständlich

Die Bundespolizei ehrte den 24-Jährigen in Konstanz für sein Eingreifen. „Durch das engagierte und beherzte Eingreifen des Herrn H. konnten schwerere Verletzungen oder sogar der Sturz des Opfers in den Gleisbereich verhindert werden“, heißt es dazu.

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Dass sein Eingreifen nicht selbstverständlich ist, merkt Haselbauer selbst an: „Was ich traurig fand, war, dass so viele Leute da waren, aber die haben alle weggeschaut.“ Einen Mann habe er angesprochen und gefragt, warum er nichts tue. Er habe damit nichts zu tun, habe der Mann gesagt. „Das hatte ich auch nicht und ich bin auch nicht weitergelaufen“, so Haselbauer.