Liwia Podwórna hätte irgendwo in der Gastronomie oder im Lager arbeiten können, wie es die meisten Jugendlichen in ihrem Alter tun. Doch dann fragte sie ein Bekannter, der selbst schon lange Stadtführer ist, ob sie Interesse an dem Job habe. Da war sie gerade mal 16 Jahre alt. Bereits ihr älterer Bruder Krystian Podwórna bot Stadtführungen an. Liwia Podwórna nahm das Angebot an und mit 17 Jahren wurde sie zur jüngsten Stadtführerin in Konstanz.

Führungen als Schülerin

Zunächst hatte sie Respekt vor den historischen Rundgängen. „Man weiß ja nie: Wie sind die Leute drauf? Was kommt auf einen zu?“, meint sie. Zudem könne es auch stressig werden. „Es ist immer schwierig, einen solchen Job mit der Schule zu verbinden, vor allem weil der Aufwand für Hausaufgaben und Lernen stark schwankt“, erklärt die 18-Jährige.

Liwia Podwórna ist Stadtführerin und Schülerin zugleich. Das sei zwar eine Herausforderung, aber es mache auch Spaß.
Liwia Podwórna ist Stadtführerin und Schülerin zugleich. Das sei zwar eine Herausforderung, aber es mache auch Spaß. | Bild: Lara Wiegandt

Doch sie plane das ein. Während der Abiprüfungen oder wenn Klausuren anstehen, nimmt sie daher keine Führungen an. „Da läuft die Kommunikation mit der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) wirklich gut“, freut Podwórna sich. Immerhin seien die Termine für die Führungen meist am Wochenende, wenn keine Schule ist.

Vor ungefähr einem Jahr habe sie mit dem Job angefangen. Um Sicherheit zu gewinnen und gleichzeitig mögliche Lücken in den Zusammenhängen zu entdecken, hat die Schülerin Proberundgänge für ihre Freunde gemacht. „Einheimische lernen wirklich auch noch mega viel“, sagt sie. Podwórna wurde in Lippstadt geboren, lebt aber seit ihrem ersten Lebensjahr in Konstanz.

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Die Imperia: Ablehnung von allen Seiten

Es sind die kleinen Anekdoten über die eigene Stadt, die Podwórna am meisten faszinieren. Ein gutes Beispiel dafür sei die Geschichte von Konstanz berühmtestem Wahrzeichen: die Imperia. Während ihrer Entstehungszeit habe die Statue heftige Kontroversen ausgelöst.

Bevölkerung und Politiker waren entsetzt und konnten doch nicht viel tun: Denn der Sockel, auf der die Imperia steht, gehörte der Deutschen Bahn. Der Gemeinderat habe sogar versucht, ein technisches Denkmal aus dem Funkmast zu machen, der damals auf dem Sockel stand. Die Aufstellung der Lenk-Skulptur verhinderte das nicht.

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Die Schweiz habe derweil ebenfalls dafür gesorgt, dass kein Kunstwerk von Peter Lenk auf Schweizer Boden aufgestellt wird. Die Firma Migros zahlte Teile des Transports der Imperia unter der Bedingung, dass Lenk kein Werk in der Schweiz aufstellen dürfe.

Derzeit macht die 18-Jährige ihr Abitur am Humboldt-Gymnasium Konstanz. Solange sie hier ist, wolle sie gern weiter Touristen ihre Heimatstadt erklären. Spätestens fürs Studium werde sie Konstanz vermutlich verlassen, um Soziologie zu studieren. Ob sie sich dann in einer anderen Stadt als Stadtführerin bewirbt, weiß sie noch nicht.