Vor mittlerweile 40 Jahren gab Gisela Zinnert, 80, ihre ersten Stadtführungen. „Damals war vieles noch ganz anders als heute“, erinnert sie sich: „Als ich angefangen habe, waren wir nur fünf Personen.“ Heute sind rund 50 Stadtführer für die Marketing und Tourismus Konstanz GmbH im Einsatz.
Wie kam Zinnert zu dem Beruf? Sie wurde in Erlangen, in der Nähe von Nürnberg, geboren. Für die Heirat mit ihrem Mann zog es sie in die Stadt am Bodensee. Geschichtliches Interesse habe sie schon immer gehabt. Über ihre Pfarrei kam sie dazu, selbst bei einer Stadtführung in der neuen Heimat mitzumachen. „Das fand ich so interessant, dass ich die damalige Stadtführerin fragte, ob ich mich auch dafür bewerben kann“, erzählt die Konstanzerin.
Mühsame Suche nach Informationen
Nach der Bewerbung musste sie sich erst einmal thematisch einarbeiten. „Damals bekam ich lediglich eine mit Schreibmaschine geschriebene Zusammenfassung. Die entsprechende Literatur habe ich mir in der Buchhandlung und in der Uni-Bibliothek, die es damals bereits gab, besorgt“, so Zinnert. Sie habe sogar ihren Neffen, der in London lebte, beauftragt, nach Büchern zu suchen, die sie als Quelle verwendete.

Besonders gern zeigt Zinnert ihren Gästen den Blick auf die Rheinmündung vom Stadtgarten aus. Viele wissen nicht, dass genau mittig unter der alten Rheinbrücke die Rheinkilometerzählung beginnt. Wer genau hinsieht, erkenne sogar einen leichten Unterschied der Farben, an der Stelle, an der sich das Wasser des Sees mit dem des Rheins mischt.
Die Verbindung zum Inselhotel
Ein paar Meter weiter befindet sich das Inselhotel, eines von fünf ehemaligen Klöstern aus dem 13. Jahrhundert. Damit verbindet Zinnert spannende Erinnerungen aus ihrer Anfangszeit. Sie traf 1985 auf Bundeskanzler Kohl und seinen französischen Kollegen François Mitterrand. Dabei kam ihr zugute, dass sie ihre Führungen auch auf Französisch gab.
Auch ein informelles Treffen zwischen Hans-Dietrich Gentscher, Jacques Delors und Giulio Andreotti bleibt ihr in Erinnerung. Deren Ehefrauen durften mit Gisela Zinnert die Stadt erkunden: „Es gab kein Begleitprogramm, sondern ein sogenanntes Frauenprogramm“, erzählt die Stadtführerin. Dieses beinhaltete eine Stadtführung durch die größte Stadt am Bodensee.
Das Unternehmen Byk Gulden, ein Pharmaunternehmen, das damals seinen Sitz in Konstanz hatte, fragte ebenfalls nach Führungen, wenn es Gäste erwartete. Auch diese übernachteten im Inselhotel. Zinnert erinnert sich, dass der Kontakt zu den Gästen damals noch viel persönlicher war als heute: „Ich war als Gast selbstverständlich immer beim Mittagessen eingeladen.“
Doch in den 40 Jahren ihrer Karriere als Stadtführerin ist es ihr noch nie langweilig geworden: „Mir gefällt nicht nur der Umgang mit den Gästen, sondern auch der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen.“