Wie sieht die Zukunft der Ortsmitten und Innenstädte in der Region aus? Diese Frage erörtert die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee (IHK) derzeit mit mehreren Kommunen am Hochrhein. Auch die Gemeinde Lauchringen will auf den Wandel im Einzelhandel reagieren, ihre Stärken herausfinden und schließlich ausspielen.

„Wir spüren, dass der Einzelhandel vor Ort mehr und mehr unter Druck kommt, daher möchten wir in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handels- und Gewerbekreis mit der Innenstadtberatung frühzeitig diesem Trend entgegenwirken“, erklärt Bürgermeister Thomas Schäuble.

Um die Zukunft der Ortsmitte Lauchringe geht es bei der Innenstadtberatung der IHK.
Um die Zukunft der Ortsmitte Lauchringe geht es bei der Innenstadtberatung der IHK. | Bild: Völk, Melanie

Von der Teilnahme erhoffe sich die Gemeinde wichtige Hinweise für die Stärkung des Einzelhandelsstandortes und auch für die einzelnen Betriebe. „Und nach Außen zeigt die Befragung unserer Kunden, dass uns die Wünsche der Kunden wichtig sind“, so Schäuble.

Ähnlich sieht es auch Stefanie Lovisi, Vorsitzende des Handels- und Gewerbekreises Lauchringen: „Wir bewegen in Lauchringen gemeinsam einiges, aber wir müssen hellwach sein. Wir müssen verstehen, wie der Kunde von morgen tickt und wie wir ihn abholen können.“ Noch können die Lauchringer Einzelhändler auf einen treuen Kundenstamm zählen, aber bei ihren eigenen Kindern sehe sie, wie sehr sich das Einkaufsverhalten bei der jungen Generation verändert habe.

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Im April hat das Projekt Innenstadtberatung mit einer Befragung von Passanten begonnen, Mitte Mai ging es mit einer Schaufensterberatung weiter. „Der Einzelhandel ist wichtig für die Attraktivität der Ortsmitten. Der Einkauf im Einzelhandel ist der wichtigste Grund, warum die Menschen in die Innenstadt kommen“, weiß Victoria Arens, Innenstadtberaterin der IHK-Hochrhein Bodensee.

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Zum Termin in der Ortsmitte hatte sie Diana Mosler, Expertin für visuelles Marketing aus Schiltach im Schwarzwald, mitgebracht. Die Expertin für Ladenbaugestaltung und Warenpräsentation schaute einen Vormittag lang genau auf sieben Schaufenster, betrachtete diese aus der Ferne und machte sich ein genaues Bild aus der Nähe.

Am Schaufenster von Buch Schreiner entdeckte sie viel Positives: „Das Ladengeschäft hat über Eck zwei Sichtachsen, die Schaufenster sind themenbezogen gestaltet und nicht überladen. Der Name des Ladens ist gut, damit ist alles gesagt.“ Dennoch hatte sie kleine Tipps, um noch mehr Kunden ins Geschäft zu locken. „Ein paar Pflanzen im Eingangsbereich, im Sommer einen Wassernapf für Hunde und, wenn es passt, Sitzgelegenheiten“, so Mosler.

Diana Mosler, Expertin für visuelles Marketing, gibt Lauchringen Einzelhändlern Tipps, hier Yvonne Güntert-Schreiner.
Diana Mosler, Expertin für visuelles Marketing, gibt Lauchringen Einzelhändlern Tipps, hier Yvonne Güntert-Schreiner. | Bild: Völk, Melanie

Wenn einmal eine Fußmatte ausgetauscht werden muss, gerne durch eine mit einer Handlungsempfehlung ersetzen, wie etwa „Herzlich willkommen“ oder „Komm rein“. „Man muss Kunden daran erinnern, lokal einzukaufen“, erklärte die Expertin. Beim sogenannten Kundenstopper, dem Plakataufsteller am Eingang, den viele Geschäfte benutzen, empfiehlt Mosler diesen nicht nur funktional mit Informationen zum Geschäft zu beschriften, sondern den Kunden direkt anzusprechen. Etwa mit „Reinschauen lohnt sich“, „Das Buch der Woche“ oder „Die Chefin empfiehlt.“

„Ich bin positiv überrascht von dem Check, es waren ein paar gute Tipps dabei, wie etwa in den Schaufenstern Fokuspunkte zu schaffen“, sagte Yvonne Güntert-Schreiner. Im Anschluss nahm Diana Mosler noch die Schaufenster von Holzwurm, Versicherung Lovisi, Schuhhaus Mutter sowie Bannholzer Mode, Trend und Workwear unter die Lupe. „Wichtig ist, dass man im Schaufenster relativ schnell erkennt, was angeboten wird und für wen“, so Mosler.

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Passanten dürfen Lauchringen Noten geben

Der Schaufenster-Beratung ist am 8. April eine Befragung von Passanten auf der Hauptstraße und im Riedpark vorausgegangen. Fünf Mitarbeiter des Marktforschungsinstituts Emergent Actio wollten von den Passanten im Riedpark und auf der Hauptstraße wissen, warum sie nach Lauchringen kommen, wie sie die Attraktivität der Ortsmitte und das Angebot beurteilen. Dafür durften sie Schulnoten von 1 bis 6 vergeben.

Nicole Niklas (rechts) befragt eine Frau aus Waldshut zur Ortsmitte Lauchringen.
Nicole Niklas (rechts) befragt eine Frau aus Waldshut zur Ortsmitte Lauchringen. | Bild: Völk, Melanie

Die Antworten wurden mittlerweile ausgewertet, Details will Innenstadtberaterin Victoria Arens aber noch nicht verraten, nur so viel: „Insgesamt schneidet Lauchringen in allen Kategorien gut ab – egal ob Erreichbarkeit, Angebot, Veranstaltungen oder Ambiente.“

Salman al Agha interviet Sabina Kopp aus Wutöschingen, warum und wie sie nach Lauchringen kommt.
Salman al Agha interviet Sabina Kopp aus Wutöschingen, warum und wie sie nach Lauchringen kommt. | Bild: Völk, Melanie

Und wie geht es den Einkaufsorten am Hochrhein?

„Es ist zu spüren, dass durch die Corona-Pandemie die Frequenz in den Innenstädten und Ortsmitten nicht mehr so ist, wie sie vorher war“, sagt Innenstadtberaterin Victoria Arens. Entlang des Hochrheins können die Ortsmitten und Innenstädte laut Expertin mit einem lebhaften Handel brillieren. „Es ist gar nicht so selbstverständlich, dass die Gemeinden ein so gutes Angebot haben. Es sind viele liebevoll geführte und gut sortierte Geschäfte in den Orten am Hochrhein zu finden“, sagt Arens. Allerdings würden die Leute oft gar nicht mitbekommen, wie viel Persönlichkeit und Charme in den Geschäften stecke.

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