Jeder Handynutzer kennt das: Die Verbindung reißt ab, das Gespräch ist unterbrochen, die Datenübertragung stoppt. Nichts geht mehr. Auf dem Mobiltelefon erscheint: „kein Netz“. Das passiert in manchen Gegenden, vor allem auch im Landkreis Waldshut, zu oft. Funklöcher bereiten Frustration, Ärger, Verdruss. Sie nerven ganz einfach. In der heutigen Zeit ein Unding.

Industrie, Handel und Gewerbe brauchen Mobilfunk

Ein gutes und stabiles Mobilfunknetz mit hohem Standard ist unerlässlich – besonders für Industrie, Handel und Gewerbe. Es ist entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung im Land, für Innovation und Fortschritt. Da sind sich die Akteure im Land, die den Ausbau des Mobilfunknetzes vorantreiben, einig. Und das wurde bei der jüngsten Veröffentlichung der Mobilfunkanalyse der Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk (RP) Freiburg in einer Videokonferenz mehr als deutlich.

Bild 1: Kein Netz-Empfang im Kreis Waldshut: Diese Regionen sind noch digitale Wüsten
Bild: Schönlein, Ute

Die alten Mobilfunkstandards, wie 2G sind überholt, LTE (4G) ist gut und schnell, doch noch nicht gut und schnell genug für Anwendungen in der Produktion, Medizin, Land- und Forstwirtschaft etwa. Das Zauberwort heißt: 5G. Dort, wo Betriebe in Echtzeit agieren, ist der moderne Standard nötig.

Das sagen die IHK-Präsidenten zur Lage in der Region

„Wer kein stabiles Mobilfunknetz hat, ist abgehängt, der Ausbau ist keine technische Randnotiz, sondern eine Zukunftsfrage, wir brauchen es für neue Geschäftsmodelle, neue Produkte, neue Arbeitsplätze“, sagte Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald- Baar-Heuberg. Birgitta Schrempp, Vizepräsidentin der IHK Südlicher Oberrhein: „Digitale Netze sind die Eisenbahn des 21. Jahrhunderts. Die Industrie 4.0 braucht Mobilfunk.“

So hat sich die Versorgung verbessert in den vergangenen Jahren

Die Industrie- und Handelskammern im RP Freiburg hatten vor rund vier Jahren die erste Mobilfunkanalyse aufgelegt und ein kaum zufriedenstellendes Bild zur Lage in der Region gezeichnet. Nun, vier Jahre später, scheint sich die Mobilfunkversorgung verbessert zu haben, wie Ministerialdirektor Stefan Krebs, Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie, aufzeigte. Über 96 Prozent der Fläche in Baden-Württemberg sei mit 4G, über 90 Prozent mit 5G versorgt. Dank einer Milliarden-Offensive von Bund und Land.

Kein anderer Mobilfunkstandard sei schneller aufgerollt worden als 5G. „Aber es gibt immer noch Versorgungslücken.“ In naher Zukunft sollen in Baden-Württemberg 53 staatlich geförderte Mobilfunkmasten entstehen, 30 allein im Bereich des RP Freiburg.

Er verdeutlichte gleichfalls, dass auch der Breitbandausbau wichtig sei: „Ein Mobilfunkmast braucht Glasfaser.“ Bei der Breitbandversorgung im Gigabereich habe es von 2016 bis 2024 eine Steigerung um 70 Prozentpunkte gegeben.

„Der Ausbau greift“, sagte Bernd Sörries (Bad Honnef) von der mit der Analyse beauftragten Firma WIK Consult. Seiner Präsentation zufolge haben 93 Prozent der Fläche im Bereich des RP eine breitbandige Mobilfunkversorgung (LTE und 5G). Seit Oktober 2020 sind laut Angaben 176 Quadratkilometer mehr Fläche mit LTE beziehungsweise 5G versorgt. Die Anzahl der Haushalte ohne eine solche Versorgung ist von 17.000 auf rund 6000 gesunken.

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Versorgungslücken gibt es vor allem im Landkreis Waldshut

Doch er deckte auch Lücken auf. Die es vor allem im Landkreis Waldshut noch gibt. 114,4 Quadratkilometer, also zehn Prozent der Fläche im Kreis, weisen eine Unterversorgung mit 4G/5G auf. Die Fläche soll sich nach aktuellem Stand der Bundesförderung auf 105,3 Quadratkilometer (9,2 Prozent) verringern. Eine LTE-Unterversorgung, wenn aktuelle weiße Flächen potenziell geschlossen sind, betrifft dann 47,3 Quadratkilometer.

Elf Prozent der Fläche im Landkreis Waldshut werden von keinem, 15 Prozent von einem Netzbetreiber, 26 Prozent von zwei und 49 Prozent von drei Netzbetreibern mit LTE bedient. Bei der 5G-Versorgung sieht es nicht ganz so rosig aus: 26 Prozent der Fläche werden von keinem, 28 Prozent von einem Netzbetreiber, 25 Prozent von zwei und 21 Prozent von drei Netzbetreibern mit LTE bedient.

In diesen Gebieten gibt es die größten Funklöcher

In zwei Gebieten im Landkreis Waldshut gibt es besonders viele beziehungsweise große weiße Flecken. 32,5 Quadratkilometer in den Gemeinden Görwihl, Herrischried, Dachsberg, Ibach und Todtmoos sind weiß. Weiße Flecken im Mobilfunk sind Gebiete, in denen keine Versorgung mit einer mobilen und breitbandigen Sprach- und Datenübertragung durch mindestens ein öffentliches Mobilfunknetz besteht. 288 Haushalte liegen in diesen weißen Bereichen. Auch in Hohentengen (10,9 Quadratkilometer, 1324 Haushalte) ist die Versorgung unbefriedigend.

Und das in nächster Zeit im Landkreis Waldshut geplant

Es soll sich was tun. Im Landkreis Waldshut sind vier weitere eigenwirtschaftliche und drei staatlich geförderte Standorte geplant. Es sollen also sieben zusätzliche Standorte entstehen. Ein Ausbau sei möglich durch vereinfachte Genehmigungsverfahren, erklärte Krebs. Schwierig gestalte er sich dort, wo Widerstände in der Bevölkerung oder bei den Kommunen bestünden oder die Topografie anspruchsvoll sei.

„Der Bau von Masten scheitert manchmal an den kommunalen Grenzen“, sagte Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee. Sein Wunsch: Das Land soll den Prozess moderieren und koordinieren, es soll sagen: „Hört auf mit dem Kirchturmdenken.“

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