Seit Corona sind vor allem im Einzelhandel Veränderungen und neue Herausforderungen spürbar. Sowohl das Kaufverhalten als auch die Kundenströme haben sich verändert. Um dem entgegenzuwirken, setzen die Waldshuter Einzelhändler immer mehr auf Soziale Netzwerke und Online-Shopping. Thomas Wartner (Stulz Mode), Theresa und Karlheinz Renz (Winnis) und Ewald Zeilfelder (Zett Mode) erzählen, wie unterschiedlich sie mit den aktuellen Herausforderungen umgehen.
Während Kunden seit Corona bewusster einkaufen, hat sich laut Thomas Wartner auch der Umgang der Einzelhändler mit ihren Produkten verändert: „Man beschäftigt sich wieder mehr damit“, erzählt er, „und dadurch kann man es auch den Kunden anders rüberbringen.“ Dabei seien es im Verhältnis gar nicht so viele Kunden aus der Schweiz, erklärt Thomas Wartner. Seit Corona gebe es auch wieder mehr Touristen und Stadtkundschaft, bemerken die Einzelhändler.

Modeschau im Wohnzimmer der Kunden
„Wir gehen ins Wohnzimmer des Kunden“, beschreibt Karlheinz Renz, wie die Kunden von Winnis heutzutage abgeholt werden. Mit Videos und Fotobeiträgen auf dem Sozialen Netzwerk Instagram zeigt Tochter Theresa Renz mit einer „portionierten Modeschau“ aktuelle Kleidungsstücke aus dem Laden und wie diese kombiniert werden können. „Da ist schon ein messbarer Erfolg, weil Kunden zu uns kommen und tatsächlich kaufen, was sie gesehen haben“, erzählt Karlheinz Renz.
Aber das neue Verkaufsmodell benötigt auch viel Zeit. „Man muss das machen, wir machen es viel zu wenig“, sagt Karlheinz Renz dennoch. Eigentlich müsse es täglich Posts geben, ergänzt Theresa Renz, aber das würde oft wegen mangelnder Kapazitäten scheitern.
Live-Shopping auf Sozialen Netzwerken
Auf mehreren Sozialen Netzwerken gleichzeitig gibt es wöchentliche Live-Shopping-Events von Stulz Mode. „Wir haben auch mit der Kunden-App unseren eigenen Kanal“, erzählt Thomas Wartner, auf dem die Echtzeitübertragungen ebenfalls zu sehen sind. Eben weil es auch Kunden gebe, „die kein Social Media haben. Und auf dem eigenen Kanal kann jeder zugucken.“ So findet die Modeschau nun vor dem Bildschirm statt, erklärt der Geschäftsführer: „Wir zeigen in kleinen Portionen Outfits und Looks, die wir dem Kunden zu Events oder Urlaub empfehlen.“

Die Empfehlungen kommen bei den Kunden gut an, meint Thomas Wartner: „Wir können nicht mehr ohne leben.“ Das gehöre mittlerweile zu ihnen. Aber deshalb gibt es auch einen großen Nachteil: „Wir machen es jede Woche, und wir merken, wenn wir mal keine Zeit haben und es nicht machen“, sagt Thomas Wartner. Dann würden teilweise Umsätze fehlen. Aber gleichzeitig seien sie durch Soziale Netzwerke viel schneller im Vorstellen neuer und saisonaler Produkte als früher. Je nach Wetterlage könnten sie den Kunden ganz spontan passende Modeempfehlungen mitgeben.
Verstärktes Online-Shopping
Bei Zett Mode setzt Ewald Zeilfelder auf Online-Shopping. Der Anteil an Männern, die online einkaufen, sei dabei größer als derjenigen, die im Laden neue Kleidung shoppen, sagt Ewald Zeilfelder. Während im Laden die Männer einen Anteil von 30 bis 35 Prozent ausmachen würden, seien es online immerhin 40 Prozent. Dennoch überwiegt der Frauenanteil in beiden Bereichen. Zudem sei zu beobachten, dass Männer gezielter einkaufen: „Die Herren sind da gezielter, dadurch hat man viel weniger Retouren und am Ende des Tages einen höheren Anteil.“ Auch sei saisonale Ware bei Männern nicht so beliebt, und sie würden tendenziell öfter beispielsweise das gleiche T-Shirt nachkaufen.

Neben dem verstärkten Angebot im Bereich Online-Shopping befindet sich im Schaufenster des Geschäfts ein interaktiver Bildschirm. Steuerbar ist dieser per Kamera und Bewegungserkennung. Unabhängig von Öffnungszeiten können sich Kunden dort Produkte in 3D ansehen und bei Interesse direkt reservieren oder im Online-Shop bestellen.
Vielfältiges Angebot sorgt für Attraktivität in der Kaiserstraße
Im Verhältnis zu anderen Städten bewerten die Einzelhändler aber die Attraktivität Waldshuts als sehr hoch. Eben weil es familiengeführte Einzelhändler und damit eine hohe Individualität gebe. Aber auch das gute Angebot an Gastronomie trägt zur Attraktivität bei, sind sich die Einzelhändler einig. Das Erlebnis, in der Stadt einzukaufen, müsse für Kunden interessant bleiben. Jedoch werde es gerade kleineren Läden durch die hohen Mietpreise schwer gemacht, sich in der Innenstadt zu etablieren.