Wehr Ein Magnet mit einer ganz besonderen Anziehungskraft war am Vatertag das Schlösslefest der Schlossgeisterzunft Wehr. Wie sehr diese Anziehungskraft den Berg bereits das 54. Mal hinauf strahlte, zeigte sich schon am späten Vormittag und sollte wiederum nur ein Vorgeschmack auf den Nachmittag sein, als es in den alten Mauern der Burgruine Werrach wieder so richtig voll wurde. Wer den Weg rauf schaffte, hatte sich das kühle Bier, den Spießbraten oder ein Stück Kuchen mehr als verdient.

Hoch über der Stadt und mitten im Wald zwischen den historischen Mauern wurden es nach dem Fassanstich schnell mehr und mehr Leute. „Heute Mittag müssen wir wieder Essen nachholen“, sagte Beate Sandmann zu ihren Zunftfreunden, die hinter der Theke bereits fleißig Bier zapften. Die Schlange war für kurz nach elf schon ganz ordentlich: Die Bärenzunft stand an und hinten, in der Ecke, wurde der Spießbraten indes zunehmend knuspriger und allein schon der Anblick machte Lust auf das Mittagessen – vom Duft ganz zu schweigen. Für die Schlossgeister war es wieder ein willkommenes Heimspiel, nachdem sie am ersten Mai bei den anderen Zünften vorbeischauten.

Aber nicht nur für die Großen und Erwachsenen war was geboten: Von der Wehra durch den Wald hinaufkommend, ließen sich die Kleinen immer wieder von den Tafeln mit den historischen Figuren am Wegesrand in die Zeit der Ritter mitnehmen. Da war der steile Aufstieg in der etwas dampfigen Luft schon nur noch halb so anstrengend und spätestens auf der Hüpfburg oder beim Kinderschminken waren jegliche Strapazen vergessen. Als keine Burgfräuleins oder tapfere Ritter verteidigten sie die kleine oder die große Burg und wuselten zwischen den großen Menschen umher.

Es dürfte mehr Erfahrung denn wahrsagerisches Talent gewesen sein – wobei auch das gut hier auf die Burg gepasst hätte – die Sandmann recht haben ließ. Zum Mittag dann wurde es richtig voll und die Ruine verwandelte sich in einen Biergarten. Auf dem Weg nach unten schien es fast, als wäre man ein Schloss-Geister-Fahrer, strömte die Mehrheit doch bergwärts der fröhlichen Stimmung entgegen, der die durchaus dicken Quellwolken unter dem dichten Blätterdach nichts anhaben konnten.