Florian Lütticke (dpa)

Radsport Nico Denz verteilte Handküsse und breitete die Arme aus. Der 31-Jährige hat mit einem Kraftakt für den ersten deutschen Etappensieg beim 108. Giro d‘Italia gesorgt. Der Albbrucker Radprofi holte sich nach 144 Kilometern von Morbegno nach Cesano Maderno den Sieg im Alleingang. Denz versöhnte auch sein Red-Bull-Team für eine bislang enttäuschende Italien-Rundfahrt nach dem Ausstieg der Ex-Sieger und Mitfavoriten Primoz Roglic (Slowenien) und Jai Hindley (Australien).

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„Das ist vielleicht der emotionalste Sieg, nachdem wir Jai und Primoz verloren haben. Wir alle im Team hatten das große Ziel, den Giro mit Primoz Roglic zu gewinnen“, sagte Denz: „Wir waren zwei Monate im Höhentrainingslager, waren drei Monate von zu Hause weg. Wenn du einen Leader wie Primoz verlierst, platzt auch ein Traum. Es fühlt sich an, als ob die harte Arbeit für nichts war. Glücklicherweise haben wir den Turnaround geschafft und uns selbst motiviert.“

Denz setzte sich 18 Kilometer vor dem Ziel aus einer elfköpfigen Ausreißergruppe ab und triumphierte am Ende mit 61 Sekunden Vorsprung vor dem Italiener Mirco Maesti und dem Belgier Edward Planckaert. „Ich bin meinem Instinkt gefolgt. In der Gruppe wurde nicht gut zusammengearbeitet. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt“, ergänzte Denz, für den es bereits der dritte Giro-Etappensieg seiner Karriere war. 2023 hatte er gleich zwei Erfolge gefeiert. Für den zuvor letzten deutschen Giro-Etappensieg hatte Georg Steinhauser im Vorjahr gesorgt.

Ein Tag in der Ausreißergruppe

Denz hatte sich früh mit einer großen Gruppe aus dem Hauptfeld abgesetzt. Gut 33 Kilometer vor dem Ziel kam es zu einer ersten Selektierung, als unter anderem die sprintstarken Klassikerspezialisten Mads Pedersen (Dänemark) und Wout van Aert (Belgien) abgehängt worden waren.

„Das war nicht nur ein Sieg der Beine, sondern ein Sieg des Kopfes. Er ist ein supergeiler Typ, das hat er sich verdient“, lobte Ex-Roubaix-Champion John Degenkolb bei Eurosport.

Favoriten schonen Kräfte für die Berge

Die Favoriten auf den Gesamtsieg gönnten vor den schweren Bergetappen einen ruhigeren Tag und erreichten mit fast 14 Minuten Rückstand das Ziel. Der Mexikaner Isaac del Toro liegt damit weiter 41 Sekunden vor Ex-Sieger Richard Carapaz aus Ecuador. Gesamtdritter ist der Brite Simon Yates mit einem Rückstand von 51 Sekunden.

Am Freitag, 30. Mai, kommt es zum nächsten Schlagabtausch in den Bergen. Auf der 19. Etappe über 166 Kilometer von Biella nach Champoluc warten drei Berge der ersten Kategorie und insgesamt rund 5000 Höhenmeter. Alle Augen sind dann auf den ersten 21 Jahre alten del Toro gerichtet. Nachdem der Youngster am Dienstag eineinhalb Minuten verloren hatte, zeigte er am Mittwoch mit seinem ersten Etappensieg Comeback-Qualitäten.