Wer bei dem Lied „Thinkin‘ about the future“ die Augen schließt, hört eine Mischung aus Mick Jagger und John Lennon – nicht aber einen 15-Jährigen vom Bodensee. Tatsächlich war Leon Ummenhofer, der sich in Anlehnung an sein Idol John Leon nennt, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten der ZDF-Kika-Sendung „Dein Song 2023“ im Sommer erst 14 Jahre alt. Ausgestrahlt wurde der Teil mit John Leon am 21 und 22. Februar. Am Montag, 27. Februar, wird sich zeigen, ob Leon es zum Songwriting-Camp auf Schloss Salem geschafft hat.

Als John Leon, der den Song selbst komponiert und getextet hat, am Klavier Platz nimmt, ahnt der Zuschauer noch nicht, welch kraftvolle, tiefe Stimme der Jugendliche mit den langen, braunen Haaren und dem AC/DC-T-Shirt hat. Doch schon während der ersten Takte gibt es für die Jury kein Halten mehr: Das ist echter Rock n‘ Roll!

Am Ende singt die Jury mit

Am Ende singen die Jurymitglieder den Chorus des Liedes mit, tanzen und applaudieren laut. „Was für ein Song!“, ruft Sängerin Alina Hüggeler, besser bekannt als Frontfrau der Band Frida Gold. Gelobt wird Leons rauchige Stimme, der Sound, aber auch der tiefsinnige Songtext. „In dem Song geht es darum, dass die Menschen so planlos handeln“, erklärt John Leon, „ich frage: was macht ihr mit unserem Planeten und den Menschen, die auf ihm leben? Wir könnten es so schön, so friedlich haben!“ Über ein mögliches Weiterkommen ins Songwriting-Camp darf er allerdings nicht verraten, Geheimhaltungsklausel. Auch ob er es ins große Finale am 17. März (19.05 Uhr auf ZDF-Kika) schafft, bleibt sein großes Geheimnis.

Leon lebt in Brochenzell, besucht die neunte Klasse der Realschule Buchs. In Meckenbeuren und Umgebung ist der 15-Jährige längst kein Unbekannter mehr, schließlich hatte er bereits ein paar größere Auftritte. In der Zehntscheuer in Ravensburg zum Beispiel, aber auch auf dem Kulturufer 2022 in Friedrichshafen.

Mit zehn die ersten Songs geschrieben

„Mit zehn Jahren habe ich meine ersten Songs geschrieben“, erzählt John Leon. Zweieinhalb Jahre lang hatte er klassischen Klavierunterricht, aber das meiste hat er sich selbst beigebracht. „Meine Mutter hat mir eine Ukulele geschenkt, dann kam eine Gitarre dazu. Ich wollte früh meinen eigenen Stil entwickeln, hatte Spaß am Komponieren“, erinnert er sich. Blues, Rock, Pop, aber auch Reggae macht er. „Ich muss die Musik fühlen“, sagt der Neuntklässler. Meistens singt er Englisch, manchmal auch Deutsch.

104 Songs hat John Leon bereits geschrieben, viele über einen längeren Zeitraum hinweg. ‚Thinkin about the future zum Beispiel habe ich vor der Pandemie begonnen, dann aber lange liegen gelassen“, erklärt der 15-Jährige. Die langen Schulschließungen – sie haben ihm viel Zeit fürs Songwriting beschert. „Ich schaue die Sendung ‚Dein Song‘ schon sehr lang, wollte da immer mal mitmachen, hab dann aber fast die Anmeldung verpasst. Drei Tage vorher hat mich mein Vater erinnert – und dann haben wir ganz schnell alles fertiggemacht“, sagt er.

Beatles, Stones – das ist Leons Welt

Dass Leon aus einer musikalischen Familie stammt, zeigt auch der TV-Einspieler, mit dem er vorgestellt wird. Dort ist er mit seinem Opa am Akkordeon zu sehen. „Wir spielen Quetsche, musizieren viel, mögen alle Musik“, erzählt Leons Vater Ralph Ummenhofer, der seinen Sohn zur Aufzeichnung ins Schloss Bierbrich in Wiesbaden begleitet hat. „Als Leon klein war, gab es auch Rolf Zuckowski und Co, aber dann haben wir schon versucht, die Autofahrten so erträglich wie möglich für alle zu gestalten – und auch unsere Musik eingelegt“, erinnert sich der Vater. Beatles, Stones – das ist Leons Welt. Ungewöhnlich für einen 15-Jährigen, aber eben auch ein Alleinstellungsmerkmal.

Gemeinsam mit seiner Band John Leon and Escalation, bei der seine Freunde Henri Nussbaumer und Fabian Preuß ihn mit dem Schlagzeug und der Gitarre begleiten, will Leon auf den großen Bühnen stehen. „Natürlich ist das ein riesiger Traum, aber ich bin zuversichtlich“, sagt der Meckenbeurer. Für 2023 gibt es schon ein paar Konzerttermine in der Region, unter anderem kleinen Festivals. Die drei Jungs arbeiten außerdem im Moment oft im Studio des Jugendzentrums Molke in Friedrichshafen, um ihre Songs aufzunehmen. „Es gibt auf jeden Fall bald ein Album“, verrät Leon. Was von seinem Auftritt bei „Dein Song“ geblieben ist? „Ich habe meganette Leute kennen gelernt und wir haben richtige Freundschaften geschlossen“, sagt er. Das Rockstar-Leben kann beginnen.