Einen besonderen Programmpunkt der siebten Kulturtage des Deutschen Gehörlosen-Bundes in Friedrichshafen nennt Gerald Schneider gleich zu Beginn: „Das Zauberholz“ wird am 21. September um 11 Uhr seine Premiere feiern. Das Theaterstück findet dabei nicht nur – wie das übrige Bühnenprogramm der Gehörlosentage – in Gebärdensprache statt, sondern auch in Lautsprache. Bei Handstand, dem Theaterensemble aus Freiburg, handelt es sich um einen Zusammenschluss von gehörlosen, hörgeschädigten und hörenden Menschen. Seit 1999 stehen sie gemeinsam auf der Bühne und verbinden Laut- und Gebärdensprache.
Theater in Gebärden- und Lautsprache feiert Premiere
Damit ist der Programmpunkt auch für Hörende geeignet, die keine Gebärdensprache beherrschen. „Wir hoffen, dass auch Hörende kommen werden, Inklusion ist uns wichtig“, führt Schneider aus, der die Gesamtkoordination des Projekts vor Ort innehat. Er ist selbst Schatzmeister beim Landesverband des Gehörlosenbundes und freut sich, dass der von ihnen ausgerichtete Festivaltag ganz im Zeichen der Inklusion steht. „Das ist uns wichtig“, sagt er und dass er hofft, dass auch viele Hörende das Angebot nutzen werden.
Verständnis schaffen für Gehörlosenkultur
Auch sonst sollen bei der Veranstaltung Dolmetscher dafür sorgen, dass Hörende die Vorträge mitverfolgen können. So sollen die Kulturtage bei Gehörlosen und Hörenden ein Verständnis für die Gehörlosenkultur schaffen.
Vom 18. bis 21. September organisiert der Deutsche Gehörlosenbund die Kulturtage der Gehörlosen. Erstmalig gibt es dabei eine Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg. Dieses Team vor Ort fokussiert sich dabei vor allem auf den Samstag, quasi eine Veranstaltung in der Veranstaltung mit dem „Festival der Hände“.
Schnupperkurs in Gebärdensprache
Das Festival der Hände findet am 21. September von 10 bis 17 Uhr nicht nur im Graf-Zeppelin-Haus statt, sondern auch an der Uferpromenade. Im Uferpark können Interessierte in einem Schnupperkurs die deutsche Gebärdensprache kennenlernen, außerdem gibt es ein buntes Kinderprogramm mit Kinderschminken, einem Glücksrad und vielen Preisen, einer Bastelecke, Hüpfburg sowie einer Vorleseecke.
Vorlesen für Kinder mit und ohne Hörbehinderung
Vorlesen? Petra Ehrmann, die gemeinsam mit Tannja Frank für das Familienprogramm zuständig ist, nickt eifrig. Im Team gibt es nämlich auch Menschen mit Cochlea-Implantat, die sowohl gebärden können als auch in Lautsprache vorlesen werden. „Wir hoffen, dass behinderte und nicht behinderte Kinder zusammenkommen, alle sind eingeladen“, gebärdet Petra Ehrmann.
Insgesamt sei das Kinderprogramm nämlich für alle Kinder geeignet – egal, ob sie sich in Laut- oder Gebärdensprache ausdrücken. Wer einfach nur etwas essen oder trinken oder sich informieren möchte, sei ebenso herzlich eingeladen. Für Bewirtung sei gesorgt, einen Infostand gibt es in der Nähe der Musikmuschel.
Schon 2019 erster Anlauf zur Planung
Das kleine Team freut sich auf die kommende Veranstaltung. „Es war ganz schön anstrengend“, sagt Gerald Schneider, „seit 2019 bin ich verantwortlich für das Projekt. Es begann damit, dass ich die Genehmigungen einholen musste.“ Dann kam Corona und die Veranstaltung musste verschoben werden. Aber eigentlich, meint Schneider, mag er darüber gar nicht reden. Denn: „Es war nicht einfach, uns danach wieder zu motivieren. Aber wir haben es geschafft, uns zusammenzureißen. Ich freue mich jetzt, dass unser Festival endlich stattfindet!“