Flugzeugliebhaber staunten nicht schlecht, als für Sonntag, 9. März, eine Antonow An-26 am Bodensee-Airport angekündigt wurde. Ein solches Schwergewicht wie die Antonow aus der Sowjetzeit ist eine Seltenheit auf dem mittlerweile eher ruhigen Flughafen. Kein Wunder also, dass es etliche Flugzeugfans, sogenannte Planespotter, zum Häfler Flughafen zog, um die Maschine zu fotografieren. Das Besondere: Das Flugzeug ist Teil der ukrainischen Luftwaffe. Registrierung sowie Seriennummer zeigen, dass es zur 15. Brigade für Transportluftfahrt der ukrainischen Air Force gehört. Der Erstflug des Flugzeugs war am 28. Februar 1976. Nun soll sich eine „Schutzperson an Bord“ befunden haben, wie Oliver Weißflog, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg, sagt.
Könnte es der ukrainische Verteidigungsminister gewesen sein?
Möglich wäre es. Rustem Umerov, ukrainischer Verteidigungsminister, stattete wohl am Sonntag dem Überlinger Rüstungsunternehmen Diehl Defence einen Besuch ab. Wie er auf seinem Facebook-Profil teilte, habe er eine Absichtserklärung mit Diehl Defence abgeschlossen. Die Erklärung sehe eine erhebliche Ausweitung der Produktion und Lieferung von Raketen sowie Luftverteidigungssystemen vor. Den Beitrag stellte Umerov am 9. März um 19.07 Uhr auf Facebook.

Von wo kam die Antonow?
Die Flughistorie der Antonow zeigt, dass die Maschine am Sonntagmorgen um 6.43 Uhr in Kopenhagen abhob. In Friedrichshafen landete sie um 9.14 Uhr. In den Tagen zuvor hatte die Maschine Stopps in Rotterdam, Brüssel, Berlin und Warschau.
Am 6. März landete die ukrainische Maschine in Berlin. Am selben Tag empfing Verteidigungsminister Boris Pistorius seinen Amtskollegen Umerov in Berlin, wie das Bundesministerium für Verteidigung mitteilt. Weitere Stopps der Maschine lassen sich mit wichtigen politischen Terminen von Umerov abgleichen. Das lässt sich an der Historie von Umerovs Facebook-Beiträgen ablesen.

War der Minister also wirklich in der Maschine vom Wochenende?
„Ich darf dazu nichts sagen“, sagt Oliver Weißflog. Bei Schutzpersonen, wie es an diesem Sonntag der Fall gewesen sei, könne er keine Auskunft geben. Jedoch bestätigt Diehl-Defence gegenüber dem SÜDKURIER, dass der Minister am Sonntag bei Diehl in Überlingen war. Anfragen an die ukrainische Botschaft, den Bodensee-Airport, ob sich der Minister am vergangenen Sonntag in der Antonow befunden hat, blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.