Auf den ersten Blick sieht das Geschäftsergebnis der Messe Friedrichshafen für 2023 gut aus. Es ist das erste vollständige Veranstaltungsjahr nach der Corona-Pandemie. Nach turbulenten Jahren befinde man sich pünktlich zum 75. Geburtstag mit dem Jahresergebnis wieder im grünen Bereich und schreibt schwarze Zahlen, meldet die Messe GmbH.

Elf eigene und 18 Gastmessen, dazu 17 Events sorgten für einen Umsatz von 20,4 Millionen Euro. Das sind 8,5 Millionen Euro mehr als 2022, das – unter den Corona-Nachwirkungen leidend – mit dem zweitschlechtesten Ergebnis der letzten Dekade abschloss. Das Jahresergebnis ist mit 201.000 Euro positiv.

Viel Luft nach oben

Und doch zeigen diese Zahlen, dass es der Messe am Bodensee schwerfällt, an die Zeit vor Corona anzuknüpfen, als Umsätze um die 35 Millionen Euro pro Jahr verbucht werden konnten. Zumal im Oktober die Kunststoffmesse Fakuma stattfand, die für hohe Umsätze sorgt. Das liegt vor allem daran, dass mit der Eurobike und der Luftfahrtmesse Aero zwei große Veranstaltungen verkauft wurden. Während die Eurobike 2023 schon zum zweiten Mal in Frankfurt stattfand, wird die Aero weiter in Friedrichshafen ausgetragen. Umsatz und Ergebnis zahlen aber in die Fairnamic GmbH ein. An dem Gemeinschaftsunternehmen mit der Messe Frankfurt hält die Messe Friedrichshafen 51 Prozent der Anteile.

Die Messe als Gastgeber. Erst vor kurzem fand rund um die Messe der ZF-Firmenlauf mit etwa 8000 Teilnehmer aus fast 300 Unternehmen statt.
Die Messe als Gastgeber. Erst vor kurzem fand rund um die Messe der ZF-Firmenlauf mit etwa 8000 Teilnehmer aus fast 300 Unternehmen statt. | Bild: Hans Peter Klesel

Was die Fairnamic im Jahr 2022 erwirtschaftet hat, fließt nun erstmals in die Bilanz der Messe Friedrichshafen für 2023 ein. Die Zahlen des Joint Ventures können sich sehen lassen. Der Geschäftsbericht der Messe Frankfurt weist einen Umsatz von 9,7 Millionen Euro aus, das Handelsregister einen Jahresüberschuss von 4,25 Millionen Euro. Die Hälfte vom Gewinn, also rund 2 Millionen Euro, hat die Fairnamic entsprechend der Anteile an die Messe Friedrichshafen ausgeschüttet, bestätigt das Unternehmen auf Nachfrage.

Ohne den Gewinn der Fairnamic wäre die Messegesellschaft wie im Vorjahr im Minus gelandet. Das positive Jahresergebnis habe auch wieder eine Mietzahlung an die Internationalen Bodenseemesse GmbH (IBO) ermöglicht, der das Messegelände gehört. Auf Nachfrage beziffert das Unternehmen diesen Betrag auf 246.000 Euro. Bis 2019 galt ein Mietvertrag zwischen IBO und Messe GmbH, der eigentlich die fixe Summe von rund 4,2 Millionen Euro als Mietzins festschrieb. Seither wird die Summe variabel vereinbart.

Messe profitiert von Fairnamic-Gewinn

Strategisch profitiert die Messe Friedrichshafen also vom Gewinn, den die Fairnamic GmbH erwirtschaftet. „Die Eurobike entwickelt sich als Weltleitmesse in Frankfurt auf hohem Niveau und gleiches gilt für die internationale Luftfahrtausstellung Aero am Standort Friedrichshafen“, sagt Stefan Mittag, Bereichsleiter Finanzen der Messe Friedrichshafen sowie Mitgeschäftsführer der Fairnamic. Beide Formate blicken „auf exzellente Perspektiven“. Neben den planmäßigen Gewinnausschüttungen ab diesem Jahr leiste die Aero als Gastveranstaltung in Friedrichshafen „einen maßgeblichen positiven Beitrag“, so Mittag. Nicht zuletzt verdiene die Messe Friedrichshafen an den Serviceleistungen, die für die Tochtergesellschaft erbracht werden. Die nutzt die Büroräume auf dem Messegelände.

Action beim Westernreiten: Beim sogenannten Bridleless Cutting sind die Reiter ohne Zaumzeug zugange. Die erste Americana fand großen ...
Action beim Westernreiten: Beim sogenannten Bridleless Cutting sind die Reiter ohne Zaumzeug zugange. Die erste Americana fand großen Zuspruch. | Bild: Messe Friedrichshafen

Insgesamt besuchten im vergangenen Jahr rund 558.000 Gäste die Messen und Veranstaltungen (2022: 365.000). Mit 47.200 Besuchern gelang der neuen Western-Messe Americana im September ein sehr guter Start. Für Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann unterstreichen diese Zahlen die wirtschaftliche Bedeutung der Messe für die Stadt, die Bodensee-Region und darüber hinaus. „Mit unserer großen Bandbreite an Veranstaltungsformaten und Vermietungen werden wir diese Rolle im aktuellen Jahr festigen und sogar weiter ausbauen“, wird Wellmann in der Pressemitteilung zitiert.

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Das Messegeschäft in diesem Jahr sieht Klaus Wellmann optimistisch. Aussteller- und Besucherrekord bei der Pferd Bodensee und erstmals wieder mehr als 100.000 Besucher bei der Tuning World Bodensee sind zwei Beispiele für einen Kurs, mit dem die Messe wieder an Zahlen vor Corona anknüpfen will. Allerdings seien die Auswirkungen weltwirtschaftlicher und globalpolitischer Entwicklungen weiterhin spürbar. Dazu komme, dass das komplexe Messegeschäft und die Anforderungen des Marktes einen erhöhten Personaleinsatz erfordern. „Wir erwarten dennoch eine weiterhin positive Entwicklung der Veranstaltungsbranche und sind zuversichtlich“, so Wellmann. Man habe „die richtigen strategischen Weichen für die Messe Friedrichshafen gestellt“.