Keine Frage: Betreuungspersonal für Kindertagesstätten ist deutschlandweit rar und der Personalengpass ist ein seit Jahren bekanntes Problem. Nachvollziehbar ist es auch, dass Kommunen, die für die Schaffung der gesetzlich vorgeschriebenen Betreuungsplätze alleine zuständig sind, bei der Umsetzung in Not kommen.
Aber: Die Stadt Friedrichshafen und die Träger der Einrichtungen können keine klare Aussage treffen, wie es konkret um den Personalbestand bestellt ist. Sie können oder wollen auch nicht beziffern, wie viele Stellen tatsächlich vakant sind. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Eltern auf die Barrikaden gehen, wenn Betreuungszeiten aufgrund von Personalmangel gekürzt werden. Denn dann sind quasi von heute auf morgen Job und Familie nicht mehr unter einen Hut zu bringen.
Zwar schreibt die Stadt in einer Stellungnahme, dass man darum bemüht sei, dem Notstand beim Betreuungspersonal entgegenzuwirken. So sei Anfang des Jahres eine neue Arbeitgeberkampagne der Stadt gestartet, um neue Kolleginnen und Kollegen für die Arbeit bei der Stadt Friedrichshafen zu begeistern.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie sollte Priorität sein
Doch das sind halbherzige Versuche. Ein Ansatz, den Beruf Kita-Erzieherin wirklich attraktiver zu gestalten, ist die Bezahlung. Übertarifliche Löhne könnten im Wettbewerb um Fachkräfte im Landesvergleich herausstechen. Das sollte für eine Stadt, die eine neue Kita für 5 Millionen Euro erbaut hat, die ein fast zehnstelliges Stiftungsvermögen in der Hinterhand hat, eigentlich kein Problem sein.
Schließlich schreibt sich die Stadt Friedrichshafen seit Mitte 2023 auf die Fahne, als ‚familienfreundliche Kommune Plus‘ zertifiziert worden zu sein. Wenn man schon Fachkräfte mit diesem Prädikat in die Zeppelinstadt locken möchte, sollte man dem Versprechen auch nachkommen. Und um glaubwürdig zu bleiben, sollte diese Auszeichnung mehr als nur ein Lippenbekenntnis sein.