Es läuft richtig rund beim Häfler Hersteller von Großdiesel-Motoren, Energie- und Antriebssystemen. Schon das Halbjahresergebnis 2024 versprach gute Aussichten, nun also die Erfolgsmeldung: Das Geschäftsjahr 2024 geht bei Rolls-Royce Power Systems als das bisherige Rekordjahr in die Firmengeschichte ein. Der Umsatz mit Produkten rund um die Kernmarke MTU überschritt erstmals die Marke von 5 Milliarden Euro. Auch bei Gewinn und Umsatzrendite vermeldet RRPS-Chef Jörg Stratmann Rekordwerte und spricht von einem „außergewöhnlich guten Geschäftsjahr – einem Rekordjahr mit Verbesserung aller wichtigen Kennzahlen“.
Stolz auf Belegschaft
„Wir sind stolz, dass wir unseren Mitarbeitenden bei Rolls-Royce Power Systems ein wachsendes und gesundes Unternehmen bieten können“, sagte Arbeitsdirektorin Thelse Godewerth beim Bilanzpressegespräch in der Häfler Konzernzentrale im Werk 1 beim Colsman-Knoten. Die Beschäftigten könnten spüren, „dass sie in einem stabilen und zukunftsfesten Umfeld arbeiten“, so Godewerth.

2000 Euro für jeden
Die RRPS-Strategie zahle sich im wahren Wortsinn aus. Alle Beschäftigten würden dies bei Bonuszahlungen spüren: Jeder Häfler Beschäftigte erhält für das Jahr 2024 eine Bonusprämie in Höhe von 2000 Euro. „Das ist die höchste Prämie, die das Unternehmen jemals gezahlt hat“, so die Arbeitsdirektorin. Dies sei Teil des Zukunftspakts für den Standort Friedrichshafen und weiterer deutscher Standorte. 2024 habe sich auch für die Belegschaft gelohnt. „An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit“, sagt RRPS-Vorstandsvorsitzender Jörg Stratmann, „wir haben Hervorragendes geleistet und diese Top-Ergebnisse ermöglicht.“
150 Aktien geschenkt
Die Jahresprämie sei Teil eines größer angelegten Pakets an Sonderleistungen für die Belegschaft, sagte Godewerth. Bereits im Dezember 2024 habe RRPS eine tariflich vereinbarte Prämie vorzeitig ausbezahlt – eine besondere Freude zu Weihnachten also. Im September 2024 haben außerdem alle Mitarbeiter ein Aktienpaket bekommen in Form von 150 Rolls-Royce-Aktien zum damaligen Kurswert von 900 Euro. Derzeit ist das Paket 1350 Euro wert. Noch bis September 2025 müssen die Aktien gehalten werden, danach können die Mitarbeiter selbst entscheiden.
Nullrunde 2022, 170 Euro in 2023
Den Häfler Beschäftigten war für das Geschäftsjahr 2021 eine Corona-Prämie in Höhe von 1500 Euro ausbezahlt worden, so ein RRPS-Sprecher auf Nachfrage. Im Jahr 2022 gingen die Mitarbeiter leer aus, fürs Jahr 2023 hatte es 1700 Euro gegeben. Die Höhe der Prämienzahlung sei, gültig ab Geschäftsjahr 2023, „an den Erfolg des Geschäftsjahrs gekoppelt, was in einer Betriebsvereinbarung geregelt ist“, so der Sprecher.
Firma stellt Leute ein
Geldprämie und Aktienpaket seien ein Zeichen unternehmerischer Wertschätzung – und „eine Einladung, den Erfolg des Unternehmens als den eigenen zu begreifen“, sagte die Arbeitsdirektorin. Zum Jahresende 2024 beschäftigte Rolls-Royce Power Systems 10.350 Mitarbeiter, davon am Hauptstandort Friedrichshafen 6150. „Wir stellen ein und sind auf Personalsuche“, so die Arbeitsdirektorin. Sie spricht von „weltweit mehreren Hundert offene Stellen“, in Deutschland seien momentan knapp 200 Stellen unbesetzt.
Die Suche nach Fachkräften wird flankiert von einer großen Ausbildungs-Offensive: 99 Auszubildenden und Studenten der Dualen Hochschule lernen in Friedrichshafen, etwa 300 sind es insgesamt bei RRPS. Und, so Godewerth: „Wir bieten eine Übernahmegarantie“. Zudem investiere man viel in Umqualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeitenden, stelle aber auch extern ein.
Gesellschaftliche Verantwortung
Es gehe auch um Verantwortung, zielte die Arbeitsdirektorin wohl auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und den Ausgang der Bundestagswahl: „Wir erleben gerade, wohin Orientierungsarmut, Enttäuschung und Frustration führen können. Sie können zur Erosion unserer demokratischen Werte führen – da wollen wir etwas entgegensetzen.“
Man wolle weiter wachsen und rechne auch künftig mit steigenden Auftragseingängen, so Finanzvorstand Andreas Strecker. Das Unternehmen sei in stabilen Märkten unterwegs, gleichzeitig zahlten sich striktes Kostenmanagement und effizienzsteigernde Maßnahmen aus.
Hybrid-Schiffe auf dem Bodensee?
Als ein „Highlight“ bezeichnete RRPS-Chef Stratmann im Bereich ziviles Marinegeschäft „die Inbetriebnahme der ersten Hybrid-Personenfähre ihrer Klasse auf Sizilien“. Inzwischen seien sechs dieser Schiffe dort im Einsatz. Wäre das auch was für den Bodensee? Prinzipiell sei das Hybrid-Konzept für verschiedene Leistungsklassen und Anwendungen denkbar, so Stratmann.

Ausbau im Werk 2
Am Standort Friedrichshafen investiert Rolls-Royce Power Systems: „Der Umbau der Produktionshallen in Werk 2 sei „ein mehrjähriges Programm, das seit 2023 läuft, beginnend mit dem Umzug der Montage der MTU-Baureihe 2000 nach Kluftern“, so ein Firmensprecher. Derzeit werde die dadurch frei gewordene Fläche saniert und für die Installation einer Montagelinie für die schwereren Baureihen (BR 4000 und neue Motorenplattform) ertüchtigt, die von ihrem bisherigen Ort auf die sanierte Fläche ziehen. Anschließend werde die dann frei werdende Fläche modernisiert. „Das Projekt dauert bis zum Jahr 2028 und kostet einen zweistelligen Millionenbetrag“, so der Firmensprecher gegenüber dem SÜDKURIER.