Es läuft nicht schlecht bei Rolls-Royce Power Systems. Bei der Pressekonferenz zum vergangenen Halbjahr hat der scheidende CEO Andreas Schell gute Zahlen verkündet. Mit satten 2,5 Milliarden Euro lag der Auftragseingang um 53 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum und markierte damit das beste Halbjahr der Unternehmensgeschichte. Die Monate Mai bis Juli bilden gleichzeitig das historisch beste Quartal.

Der Umsatz stieg um 20 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, der bereinigte Betriebsgewinn belief sich auf 142 Millionen Euro (EBIDTA). Im selben Zeitraum 2021 lag dieser bei lediglich 47 Millionen Euro. Der Terminus „bereinigt“ bezieht sich auf berücksichtige Effekte wie etwa den Wechselkurs zur Währung Pfund, in der der britische Mutterkonzern seine Zahlen bilanziert.

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Stockende Lieferketten beeinträchtigen Liquidität

Wie auch beim Automobilzulieferer ZF entwickelte sich der Cashflow, sprich die Liquidität, negativ. Lag dieser im ersten Halbjahr 2021 noch bei 82 Millionen Euro, belief er sich nun auf -90 Millionen Euro. Ein Grund hierfür ist nach Auskunft von RRPS-Chef Schell der hohe Lagerbestand, den das Unternehmen derzeit hat. Produkte können nicht an Kunden geliefert werden, da etwa wegen stockenden Lieferketten Teile fehlen.

Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender der Rolls-Royce Power Systems AG, verlässt das Unternehmen zum Jahresende.
Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender der Rolls-Royce Power Systems AG, verlässt das Unternehmen zum Jahresende. | Bild: Felix Kästle (dpa)/Archiv

Hohes Wachstum erwartet Andreas Schell in der Rüstungssparte des Unternehmens. RRPS produziert etwa Motoren für den Puma-Panzer der Bundeswehr in Friedrichshafen. Die Bundesregierung möchte mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro das Heer modernisieren. Kalkuliert man bei RRPS in diesem Jahr mit einem Geschäftsvolumen im zweistelligen Millionenbereich in der Sparte, so spricht Schell mit Blick auf das kommende Jahr bereits von einer dreistelligen Zahl.

Rüstungsgeschäft blüht

Derzeit sind deutschlandweit etwa 6000 Mitarbeiter für RRPS aktiv, in Friedrichshafen 5500. Innerhalb der kommenden zehn Jahre sollen gut 450 zusätzliche Stellen für die Rüstungssparte geschaffen werden, auch von größeren Montagelinien ist die Rede. Schell: „Wir wollen unseren Beitrag zur Sicherheit Deutschlands und seinen Partnern leisten.“ Damit könnte das sogenannte Behördengeschäft, das bislang eher kritisch von der Öffentlichkeit beäugt wurde, zu einem wichtigen Umsatztreiber werden.

Christoph Ringwald ist Unternehmenssprecher von RRPS.
Christoph Ringwald ist Unternehmenssprecher von RRPS. | Bild: Robert Hack, Rolls-Royce Power Systems

Als „zentrale Herausforderung unserer Zeit“ bezeichnete CEO Schell hingegen die Dekarbonisierung. Dabei liege bei RRPS ein starker Fokus auf der Wasserstoff-Strategie des Unternehmens. Die Übernahme von 54 Prozent der Anteile am Elektrolyse-Stack-Spezialisten Hoeller Electrolyzer ermögliche es, eigene Elektrolyseure zu entwickeln, die in wenigen Jahren auf den Markt kommen sollen. Damit sollen Kunden mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen grünen Wasserstoff herstellen können.

Schweigen zu Gas und Nachfolge

In der Frage, welche Konsequenzen reduzierte Gaslieferungen im Winter haben könnten, etwa für Beschäftigte in Friedrichshafen, hielten sich Andreas Schell und Unternehmenssprecher Christoph Ringwald bedeckt. Letzterer sagte lediglich, man habe einen Plan aufgestellt und könne entsprechend reagieren. Ende des Jahres wechselt Andreas Schell zum Energieversorger EnBW. Auf einen möglichen Nachfolger angesprochen, verwies er nur darauf, dass der Aufsichtsrat derzeit eine Personalie suche.

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