Krieg in der Ukraine, Corona-Lockdowns in China, hohe Inflation oder Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern: All das hat das Geschäft des Automobilzulieferers ZF im ersten Halbjahr 2022 stark beeinflusst. Trotzdem hat der Konzern mit Sitz in Friedrichshafen mit 21,2 Milliarden Euro zehn Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahreszeitraum. Rechnet man die Inflation heraus, waren es fünf Prozent mehr. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen zog nicht im gleichen Maße mit. Bereinigt um Sondereffekte, weist ZF 851 Millionen Euro aus, rund 160 Millionen Euro weniger als im ersten Halbjahr 2021. Das ergibt unterm Strich einen Umsatzrendite von vier Prozent.
„Das erste Halbjahr war von vielen Unwägbarkeiten und externen Einflüssen geprägt, die wir als ZF-Team – auch basierend auf den Krisenerfahrungen der beiden vergangenen Jahre – gut gemeistert haben“, sagte Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des Vorstands, am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Die weltweite Produktion bei Nutzfahrzeugen ging immerhin um 28 Prozent zurück, bei Pkw um zwei Prozent.
Obwohl die Umsatzerlöse gestiegen sind, nannte Finanzvorstand Konstantin Sauer erhöhte Material- und Lagerbestände als Grund für einen negativen Cashflow. Der wird bereinigt mit minus 630 Millionen Euro angegeben (Vorjahr: minus 186 Millionen Euro).
ZF hält an Jahresprognose fest
An seiner im März veröffentlichten Prognose für das komplette Geschäftsjahr hält ZF weiter fest, auch wenn sich die Lage, wie anfangs geschildert, nicht entspannt. Der Konzern peilt also weiterhin einen Umsatz von erstmals mehr als 40 Milliarden Euro an und will eine Marge von rund 5 Prozent erwirtschaften. Beim Cashflow soll am Jahresende wieder ein dickes Plus von bis zu 1,5 Milliarden Euro stehen. Dabei rechnet Konzernchef Scheider weitere Belastungen durch einen möglichen Gaslieferstopp in Deutschland und Europa mit ein. Auf dieses Szenario bereite sich das Unternehmen vor.
Rekord-Aufträge für elektrische Antriebe
Die positive Prognose macht Wolf Hennig-Scheider unter anderem an Rekord-Aufträgen fest, die ZF für elektrische Antriebe erhalten hat. Bis 2030 stünden in diesem Segment nun Aufträge im Volumen von 23 Milliarden Euro in den Büchern. Damit könne der Konzern den „Wegfall der Technologien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr als ausgleichen“, so Scheider.
Dabei helfen soll unter anderem die neue digitale Plattform ZF Pro Connect, die 2024 in Serie gehen soll. Hier liege der erste Großauftrag eines internationalen Fahrzeugherstellers für die erste Ausbaustufe vor. Die Plattform erlaubt die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit Satelliten über eine Cloud, was im autonomen Fahren unabdingbar ist.