Friedrichshafen-Kluftern Im Ortschaftsrat Kluftern stellte Bernd Caesar vom Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern den geplanten Erinnerungspfad zum ehemaligen Raketentestgelände Friedrichshafen vor. Zwischen Efrizweiler und Raderach verläuft der „Rundweg gegen das Vergessen“ mit einer Gesamtlänge von fünf Kilometern.
„16 Informationstafeln werden die Besucher zu markanten Erinnerungspunkten führen“, erläuterte Caesar. Geplant sind drei Einstiege von Raderach, von der Einfahrt zur Mülldeponie Weihersberg und vom Haus am Wald aus. „Auf den Tafeln geht es sowohl um einen technischen Überblick als auch um die Schicksale der 417 namentlich bekannten Zwangs- und Fremdarbeiter während der NS-Diktatur“, so Caesar. Ein großer Teil von ihnen wurde in Friedrichshafen im Konzentrationslager ermordet. Der Erinnerungspfad dokumentiert ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Außerdem informiert er über die damaligen Gebäude wie die drei großen Raketenprüfstände, das Sauerstoffwerk, das Wohn- beziehungsweise KZ-Lager und die Funktionen der Anlagenteile.
„Hier handelt es sich um ein ganz wichtiges Projekt. Es erinnert daran, dass so etwas nie wieder passieren darf“, sagte Ortsvorsteher Michael Nachbaur. Dem Arbeitskreis Heimatgeschichte und allen Beteiligten bescheinigte er viel Herzblut für diese wichtige Sache. Als Lehrer freute sich Walter Zacke (Pro Kluftern) doppelt über den Erinnerungspfad. „Bisher fahren wir mit den Schülern nach Dachau oder zum Überlinger Stollen, aber bald haben wir einen Lernort vor der Haustür“, so Zacke. Auf diese Weise werde Geschichte lebendig. Ekkehard Reich (SPD) schilderte, dass zunehmend die Meinung herrsche, dass nach 80 Jahren endlich Schluss mit der Erinnerungskultur sein müsse. „Das sollte uns zu denken geben“, sagte Reich und dankte Caesar, Gunar Seitz, Ragnhild Becker und allen Beteiligten. Es sei ein Glück, dass wir in Deutschland lange Zeit nicht mit einem Krieg konfrontiert gewesen seien. Auch den Krieg in der Ukraine könne man sich nur schwer vorstellen. „Deshalb braucht man Erinnerungsorte für das, was totalitäre Systeme anrichten können“, betonte Peter Schwarzott (Freie Wähler).
Aus terminlichen Gründen des Bauhofs ist der Erinnerungspfad bereits ausgeschildert. Offizielle Eröffnung mit den Info-Tafeln ist am 14. September, dem Tag des offenen Denkmals, um 13.30 Uhr am Eingang zur Mülldeponie Weihersberg mit OB Simon Blümcke.