„Wir machen uns gerade ein Gesamtbild.“ So beschreibt Felix Klarmann, neuer Chef der Interboot, seinen aktuellen Arbeitsmodus. Denn der gebürtige Ravensburger ist erst seit Mai bei der Messe tätig. Im Juli übernahm er den Posten als Projektleiter von seinem Vorgänger Dirk Kreidenweiß. Ebenfalls im Mai war bekannt geworden, dass Kreidenweiß geht – Ende Juni war für ihn nach 22 Jahren Messe Schluss.
Neuer Chef arbeitet sich ein
Kein Wunder also, dass Nachfolger Klarmann sich erst mal einen Überblick verschaffen muss. Doch das hat bereits so gut geklappt, dass er mit spürbarer Vorfreude über die anstehende Interboot spricht. Die soll am 17. September in Friedrichshafen starten. „Es wird wieder sechs Hallen geben.“ Nach zwei Jahren Corona seien zudem auch wieder Vorträge geplant, eine stehende Welle für Surfer sowie Aktionen auf dem Messeteich. „Es wird ein bisschen sein wie die alte Interboot“, so Klarmann. Doch damit hat er nur zum Teil Recht.
Verglichen mit 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, waren mit 500 Ausstellern gut doppelt so viele angemeldet wie für die anstehende Veranstaltung. Aktuell ist von 250 Teilnehmern die Rede. Sollte es bei dieser Zahl bleiben, wären das sogar noch 30 weniger als im vergangenen Jahr. Doch das könnte sich noch ändern, betont der Projektleiter.
„Derzeit betreiben wir noch Akquise, im August passiert noch einiges.“ Innerhalb der Branche würde relativ kurzfristig entschieden, betont der neue Interboot-Chef. Ob das allerdings gegen die Dynamik eines grundsätzlichen Trends hilft, das wird sich zeigen müssen. Klaus Boesch, Senior-Chef des Schweizer Bootsbauers Boesch, hatte bereits im vergangenen Jahr angedeutet: „Es findet ein Umbruch in der Branche statt.“
Branche im Wandel
Die Messelandschaft, so Boesch damals, befinde sich im Wandel. Digitale Angebote im Internet, aber auch gemeinsame Präsentationen von Werften, stellen ihm zufolge klassische Messeanbieter vor Herausforderungen. Und trotzdem: Auch in diesem Jahr wird sein Betrieb auf der Messe vertreten sein. Das bestätigte der aktuelle Chef des Unternehmens, Markus Boesch. Dass die Häfler Interboot nach wie vor wichtig ist, besonders für Schweizer Bootsbauer, betonte auch Vinzenz Batt. Er ist Geschäftsführer des Schweizerischen Bootbauer-Verbands.
Allerdings sorgt noch ein anderer Trend für etwas Sorge im Team der Interboot: der aktuell niedrige Wasserstand im Hafen. Der beträgt an manchen Stellen nur noch 1,70 Meter. Eigentlich war für den 17. September eine Oldtimer-Regatta im Rahmen der Interboot geplant. Doch weil die historischen Segler oft lange Kiele haben, musste Klarmann diesen Törn absagen. „Diese zehn bis 15 Yachten werden die Besucher leider nicht sehen.“

Messehafen für Yachten schwer zugänglich
Auch mit weiteren Ausstellern, die ihre Boote während der Messe im Hinteren Hafen präsentieren möchten, ist Felix Klarmann im Austausch. Gut 90 Prozent der Exponate seien Motorboote mit geringem Tiefgang – für die rechnet er mit keinen Problemen. Doch auch für moderne Yachten mit längerem Kiel könnte es problematisch werden. Mit wie vielen Exponaten im Messehafen letztlich zu rechnen sein wird, kann Felix Klarmann im Moment noch nicht sagen.
Obwohl es in diesem Jahr keine Oldtimer im Wasser geben wird, gibt es dennoch eine gute Nachricht für diejenigen, denen es manchmal zu modern wird: Neben dem Online-Ticketverkauf gibt es auch wieder die guten alten Kassenhäuschen. Allerdings kostet bei denen der Eintritt 17 Euro – statt 13 Euro im Netz.