Wenn das Seehasenfest nach Friedrichshafen lockt, wird es auch in Bussen und Bahnen eng, vor allem am Abend des Feuerwerks. In diesem Jahr dürfte das Neun-Euro-Ticket die Situation noch verschärfen. Zeit- und linienweise bringt es den öffentlichen Nahverkehr schließlich auch ganz ohne Volksfest an seine Grenzen.
„Besonders im Ausflugsverkehr entlang des Bodensees sowie auf den Zulaufstrecken nehmen wir als Effekt des Neun-Euro-Tickets deutlich stärker ausgelastete Züge und Busse wahr als zuvor“, sagt Felix Löffelholz vom Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben (Bodo) über die vergangenen Wochen.
Immer wieder müssen Fahrgäste warten
Stark betroffen seien der Städteschnellbus zwischen Friedrichshafen und Konstanz sowie die Seelinie nach Überlingen und der Schienenverkehr. Um dem Andrang Herr zu werden, so Löffelholz, „setzen die Verkehrsunternehmen im Bodo-Gebiet derzeit alle verfügbaren Personal- und Fahrzeugressourcen ein.“ Dennoch komme es immer wieder zu Überlastungssituationen, sodass Fahrgäste auf die nächste Fahrtmöglichkeit warten müssen.
Mit Blick auf das Seehasenfest-Wochenende sagt er daher: „Eine zahlengenaue Prognose können wir nicht abgeben. Wir rechnen aber mit einem generell großen Zulauf bei den Bussen und Bahnen.“ Das habe mehrere Gründe: Das gute Wetter, die Rückkehr des Fests nach zwei Jahren, hohe Benzinpreise und eben das Neun-Euro-Ticket.
Zusätzliche Züge und Busse im Einsatz
Dabei würden sich die Fahrgäste zeitlich über den Tag hinweg verteilen. „Direkt nach dem Feuerwerk gilt es hingegen, sehr viele Fahrgäste innerhalb kürzester Zeit zu befördern.“ Die Bodensee-Oberschwaben-Bahn setzt daher zusätzlich zu ihrem regulären Angebot in den Nächten auf Sonntag, Montag und Dienstag weitere Züge zwischen Friedrichshafen, Ravensburg und Aulendorf ein. „Diese fahren ungefähr stündlich, teils auch etwa halbstündlich“, informiert Löffelholz. Die Deutsche Bahn und die Südwestdeutsche Landesverkehrsgesellschaft schicken ebenfalls Sonderzüge auf die Gleise.
Auch auf den Buslinien des Stadtverkehrs beobachtet Stephan Senftleben, Sprecher des Stadtwerks am See, eine stärkere Auslastung wegen des Neun-Euro-Tickets. Gerade bei Veranstaltungen an Wochenende seien die Abendlinien A1, A10 und A13 besonders stark ausgelastet. Während des Seehasenfests seien zudem die Linien nach Ailingen und Markdorf sowie die Ringverkehre 1 und 2 immer stark nachgefragt gewesen. Das werde in diesem Jahr vermutlich noch mehr der Fall sein.
Senftleben sagt: „Wir erweitern unser Fahrplan-Angebot daher deutlich.“ So fahren die Tageslinien während des Fests bis Mitternacht. „Und am Samstag fahren die Linienbusse bis 2 Uhr nachts und der Fahrplan wird nochmals verdichtet“, berichtet er. Außerdem gibt es am Samstag von 15 bis 1 Uhr zwischen Ailingen, Solarstadt, Bodensee-Center und Hafen-/Stadtbahnhof einen Zehn-Minuten-Takt. Und nach dem Feuerwerk werden die regulären Linien durch zusätzliche Busse entlastet.

Fahrgastzahlen auf dem Katamaran unverändert
Und wie ist die Lage beim Katamaran, auf dem das Neun-Euro-Ticket nicht gilt? „Das lässt sich im Vorhinein noch schlechter sagen als in der Vergangenheit“, sagt Stadtwerk-Sprecher Sebastian Dix. Gesunken seien die Fahrgastzahlen wegen des Neun-Euro-Tickets seit Juni nicht. „Der Katamaran wird aufgrund der schnellen, direkten und komfortablen Überfahrt gerne angenommen. Die Zug-Verbindung rund um den See dauert erheblich länger, denn Städteschnellbusse fahren ja spätabends nicht mehr“, so Dix. Weder seien die Zahlen durch mehr Tagesausflügler am See gestiegen noch wegen der billigen Alternative per Städteschnellbus gegenüber Mai gesunken.
Er erwartet am Wochenende daher eine ähnliche hohe Auslastung wie an den Festwochenenden vor Corona. „Wir bieten zwei spätabendliche Zusatzfahrten mit einem Maximal-Potenzial von jeweils 182 Fahrgästen an“, berichtet Dix. Er rechne mit mehr Fahrgästen bei den Tagesfahrten, genaue Zahlen könne er aber nicht nennen. In den vergangenen Jahren habe die Auslastung der Zusatzfahrten bei etwa 75 Prozent gelegen.