Von außen mag es relativ unscheinbar aussehen. Mit seiner lebenswichtigen Funktion zählt das Wasserwerk aber zur kritischen Infrastruktur und ist daher besonders gut abgesichert. Hinein ins Gebäude geht es zwar ganz klassisch mit einem Schlüssel, drinnen würde aber sofort ein Sicherheitsmechanismus aktiviert, wären die Besucher nicht vorab angemeldet worden.

Der Weg des Wassers hingegen beginnt an einer Stelle, die vom Ufer aus nicht zu erkennen ist. 1,3 Kilometer führen die drei Rohre in den See hinein – beziehungsweise heraus ins Wasserwerk. Aus mehr als 40 Meter Tiefe wird das Wasser nach oben geholt, damit es grundsätzlich bereits sehr sauber ist. Was man vorn am Ufer an Verunreinigungen mit bloßem Auge erkennen kann, ist in dieser Tiefe kaum vorhanden.

Sauberes Wasser noch sauberer
„Wir machen sauberes Wasser noch sauberer“, fasst Pressesprecher Sebastian Dix vom Stadtwerk am See zusammen. Da kann Alexander Belard, der für die Wasseraufbereitung beim Stadtwerk zuständig ist, nur zustimmend nicken. Er betont, dass ein Teil der Reinigungsstufen eigentlich nur zur Sicherheit stattfinde, aber oft gar nicht benötigt werde.
Im ersten Schritt jedenfalls wird dem Wasser Ozon zugesetzt. Man erkennt das am leichten Grünstich und den Blubberblasen im Becken, in dem derzeit wegen Umbaumaßnahmen im Wasserwerk kein Licht funktioniert. Die Arbeiten müssen hier parallel zum Betrieb verlaufen, denn von hier aus werden Markdorf und Friedrichshafen mit Trinkwasser versorgt. Einfach mal abschalten kann man das Werk also nicht, führt Belard aus.
Wasserpumpen werden ausgetauscht
Bei der aktuellen Umbaumaßnahme handle es sich um einen Austausch der mehr als 50 Jahre alten Wasserpumpen – die sind nämlich ebenso alt wie das Wasserwerk, in dem sie sich befinden. Seit der Eröffnung 1969 befördern sie das Seewasser in und durch die Anlage.
„Sie würden bestimmt auch noch 20 Jahre weiterlaufen“, gibt sich Belard überzeugt. „Aber sie genügen unseren Anforderungen nicht mehr.“ Mit den neuen Pumpen kann das Stadtwerk am See den Notstrombetrieb gewährleisten, stufenlos regeln und gleichzeitig viel Strom sparen. Die neuen Pumpen laufen „sanfter“ an und benötigen keinen solchen Schubs zu Beginn wie ihre Vorgänger. Im Keller erkennt man die Neuerung vor allem an den neuen Schaltschränken, die zu den ebenso neuen Pumpen gehören.
„Die Quaggamuschel beschäftigt uns hier ordentlich“
Am Auslauf aus dem Ozonbecken haben sich kleine Muscheln abgesetzt. „Die Quaggamuschel beschäftigt uns hier ordentlich“, schildert Belard. So hätten sie erst einen Schacht gebaut, um die Zulaufrohre besser erreichen zu können; denn auch diese verstopfe die bis zu 2,5 Zentimeter große Muschel gern, die sich derzeit im See ausbreite.
Nur eines mag der Fachmann für die Wasserversorgung betonen: „Sie ist kein hygienisches, sondern lediglich ein mechanisches Problem. Die Muscheln, die sich hier absetzen, sind durchs Ozon längst abgetötet. Wir müssen allerdings viel häufiger reinigen.“
Das Wasser fließt in die nächsten Becken: Den zweiten Schritt der Reinigung bilden Sandfilter. Hier treiben kleine schaumige Inseln auf dem Wasser. Es handelt sich um Schmutzpartikel, die durchs beigesetzte Flockungsmittel zusammengeballt wurden.

Durch den Zusatz im Wasser können diese Partikel einfacher herausgefiltert werden. Das Wasser wird hier zuerst durch eine 30 Zentimeter dicke Steinkohle- und darauf durch eine 90 Zentimeter dicke Sandschicht geleitet, 40 Minuten benötigt es etwa, um durch die gesamte Schicht hindurch zu sickern. Eine mechanische, aber hochwirksame Filterung, nach der das Wasser bereits Trinkwasserqualität hat.

Für Schritt drei wird das Wasser in ein benachbartes Gebäude gepumpt. Dort wird es erneut gefiltert, diesmal in großen blauen Kesseln durch eine Aktivkohleschicht. Dabei könnten chemische Rückstände entfernt werden, sofern diese im Wasser vorhanden wären. „Das ist eine zusätzliche Sicherheitsstufe“, betont Belard.
Zu guter Letzt kommt der neueste Bestandteil des Prozesses: Das Wasser wird mit UV-Licht bestrahlt und so abschließend desinfiziert. Noch vor drei Jahren erfolgte dieser Schritt mit Chlor, inzwischen setzt das Stadtwerk UV-Licht ein. „Das ist umweltfreundlicher, geschmacks- und geruchsneutral, außerdem sparen wir uns den Umgang mit einer Chemikalie – das ist auch besser im Arbeitsschutz- und Umweltschutzkontext“, erklärt Alexander Belard.

Nach diesem vierten Schritt der Aufbereitung wird das Trinkwasser in die verschiedenen Hochbehälter in Friedrichshafen gepumpt. Von dort gelangt es in die Haushalte in Friedrichshafen und bis nach Markdorf.