Sie betreten die Bühne und legen sofort los: Dadi Guttenberger treibt an der Gitarre so lässig wie präzise den Rhythmus voran, Simon Ort am Bass lässt die Finger über Saiten und Griffbrett tanzen, Mano Guttenbergers Girarrenläufe perlen wieselflink ins Zelt. Das Simon-Ort-Trio aus Würzburg begeistert sein Publikum im kleinen Zelt beim Kulturufer von der ersten Minute an mit tempo- und temperamentvollem Gipsy Jazz.

Ihr besonderer Gast ist an diesem Abend der niederländische Jazz-Geiger Wattie Rosenberg. Seine Geige hat einen dunklen, fast zärtlichen Ton. Mit leisem Lächeln lässt Rosenberg sie mit viel Schmelz singen, schickt die Melodien auf die Reise durch wilde Arpeggien, Läufe und Flageoletts und behält selbst in aberwitzig schnellen Verzierungen die musikalischen Linien im Sinn. Er verbindet hohe Virtuosität mit freudiger Vitalität und tiefem Gefühl und hält stets Kontakt zur Band und zum Publikum.
Die vier kleiden Jazzstandards wie „There will never be another you“, Musicalsongs wie „Night and Day“ oder auch Klezmerstücke wie „Jossl Jossl“ in ihr eigenes Gewand: jeder Melodie wandert durch die Instrumente, wird weitergesponnen, ausgemalt und neu erfunden. Dabei verständigen sie sich durch Blicke oder Kopfnicken, jeder Musiker scheint die eigenen Soli ebenso zu genießen wie die der anderen. Sie führen die Ideen der anderen weiter und lassen sich auf musikalische Zwiegespräche ein, in denen jedes Instrument die eigenen Farben ausspielt. Immer wieder fordern Geige und Sologitarre einander heraus: Auf den Lauf der Sologitarre antwortet überbordend die Geige, die ihrerseits eine Replik der Gitarre auf rasendes Tremolo verlangt.
Viel Raum erhalten Werke der Jazz-Legende Django Reinhardt, in dessen Tradition sich die Musiker sehen. Reinhardt kam aus einer Familie von Manouches, wie sich die französischsprachigen Sinti nennen, und wurde als Gitarrist, Komponist und Bandleader einer der Begründer des europäischen Jazz. Auch Stücke wie „Django Django“, „Djangologie“ und „Django‘s Tiger“ werden neu erzählt und lustvoll improvisiert.

Das Publikum dankt den Musikern mit stehenden Ovationen. Es wird mit einer Version von Reinhardts „Minor Swing“ belohnt, in der nicht nur Wattie Rosenberg noch einmal alle Facetten seines Könnens leuchten lässt. Simon Ort beweist, dass er auch an der Sologitarre rasante Soli spielen kann und Manu Guttenberger zeigt sich höchst gewandt am Bass.