Es ist eine fast tägliche Szene beim Skaterpark in der Kitzenwiese: Eine Gruppe von Erwachsenen hat sich auf den Bänken gemütlich eingerichtet und reichlich Proviant dabei: Hochprozentiges von Wodka bis Jägermeister wird aus der Flasche getrunken, dazu gerne eine Zigarette geraucht. Dass Alkoholkonsum und Rauchen hier verboten sind, schert sie nicht. Das entsprechende Schild steht direkt hinter den Bänken und ist unmissverständlich.
Keine zehn Meter weiter befinden sich der Skate- und Bikepark, wo Kinder und Jugendliche ihrem Hobby nachgehen. Wie passt das zusammen? „Gar nicht“, sagt Eberhard Utz. Er ist Vorsitzender des Bürgerforums für Friedrichshafen-Ost, das den Missstand anprangert.

Wenn es um das Gefühl mangelnder Sicherheit geht, richtet sich der Fokus der Öffentlichkeit zumeist auf die bekannten Hotspots der Stadt: Stadtbahnhof und Uferpark. Der aktuelle Sicherheitsbericht, den die Stadtverwaltung mit dem Polizeivollzugsdienst erstellt, benennt diese Orte auch als Schwerpunkte. Im Uferpark sind im Jahresverlauf 250 Meldungen polizeilich erfasst, wovon etwa 40 Ordnungsstörungen und etwa 90 Straftaten betreffen. Die Bandbreite reicht von Ruhestörungen über nicht angeleinte Hunde bis zu Körperverletzungen.
Mehr Straftaten registriert
Laut dem Sicherheitsbericht 2025 hat sich „die Situation rund um den Stadtbahnhof im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht signifikant verändert“. Dabei sei aber nur das direkte Gelände der Bahn betrachtet. Das weitere Gelände um den Bahnhof, dazu gehört auch der Uferpark, zeige insgesamt eine erhöhte Zahl an Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im Vergleich zu den Vorjahren auf.
Was bleibt, ist die subjektive Wahrnehmung der Bürger von Unsicherheit – vor allem in den Abend- und Nachtstunden. Dass objektiv mehr Straftaten im Bereich des Bahnhofs registriert werden, führen die Verantwortlichen auf eine „gesteigerte Präsenz von Einsatzkräften und damit verbundener Kontrollen“ zurück.

In den vergangenen Jahren war oft die Rede davon, dass die tatsächliche Situation an diesen Orten besser sei als die subjektive Wahrnehmung der Bevölkerung. Das hat sich nun laut Sicherheitsbericht geändert: „Dieser Widerspruch schwindet im Jahr 2024 leicht. Die subjektive Wahrnehmung von Unsicherheit ist zum Teil also begründet.“ Laut Bericht wurden 2024 vom städtischen Ordnungsamt (BSO) im Bereich des Bahnhofs 28 Aufenthaltsverbote ausgesprochen, ein Jahr zuvor waren es noch vier.

Ob es mit stärkeren Kontrollen im Uferpark und auf dem Bahnhofareal zusammenhängt, dass Akteure an andere Orte ausweichen, bleibt unklar. Jedenfalls hat sich der Skaterpark an der Ravensburger Straße laut Sicherheitsbericht „im Verlauf des Jahres 2024 zu einem Schwerpunkt entwickelt“. Das sieht man auch beim Bürgerforum für Friedrichshafen-Ost so.
„Seit über einem Jahr sieht man hier ab etwa 10 Uhr morgens Erwachsene, die an der Flasche hängen“, sagt Bürgerforum-Vorsitzender Eberhard Utz. Anwohner und Besucher des Skaterparks, darunter viele Minderjährige, fühlten sich dadurch unwohl und unsicher. Außerdem werde das Areal immer wieder vermüllt. Das alles wird im Sicherheitsbericht bestätigt. Seit einem Hinweis auf Videoüberwachung ist das Müllaufkommen merklich zurückgegangen.

„Wir sind mit der Stadt und der Polizei sehr oft in Kontakt und melden Verstöße“, sagt Utz. Manchmal passiere was, oft aber komme die Polizei oder der Ordnungsdienst auch nicht vorbei. Oder es gehe darum, ob die Trinker sich zwei Meter innerhalb oder außerhalb der Zone befinden.
Das sagt die Polizei
„Bei der Örtlichkeit handelt es sich um einen öffentlichen Platz, an dem sich Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten aufhalten und treffen“, schreibt Polizeisprecher Simon Göppert auf Anfrage. „Unter anderem wird dieser Ort auch von Personen aufgesucht, die dem Alkohol und/oder mutmaßlich auch anderen Arten von Drogen zusprechen.“ Die Polizei habe das im Blick. Aktenkundig ist, dass von der Polizei Anfang April mehrere verdächtige Spritzen im Umfeld des Skaterplatzes gemeldet worden sind. „Konkrete Hinweise ergaben sich hierbei jedoch nicht“, so der Polizeisprecher, „die aufgefundenen Spritzen wurden fachgerecht entsorgt.“

Ein Lob spricht Utz dagegen den Kindern und Jugendlichen aus: „Die gehen pfleglich mit der Anlage um und räumen auch auf.“ Neben Alkoholkonsum und Rauchen hat es laut Utz zumindest einen Fall eines versuchten Drogenverkaufs an einen Minderjährigen gegeben.
Zwei weitere neue Schwerpunkte
Neben dem Skaterpark gibt es zwei neue Schwerpunkte, die im Sicherheitsbericht auftauchen. Seit Anfang 2025 nehmen demnach die Meldungen von Trinkgelagen beim Hofener Brunnen beim Kreisverkehr zu. „Hier handelt es sich um einen ähnlichen Personenkreis wie bei der Skaterbahn“, heißt es.

Auch der Alte Friedhof im Stadtteil Hofen rückt wieder in den Fokus: Seit dem Frühjahr 2025 registrieren die Sicherheitsbehörden verstärkt Verstöße von „Personen aus sozial nicht integrierten Gruppen“, wie es auf Behördendeutsch heißt. Was das genau heißt, führten sie nicht aus. Viele Bürger fühlten sich dadurch gestört. Der Alte Friedhof ist eine kleine, versteckte Ruhe-Oase und gleicht eher einem Park – seit 1956 finden dort keine Bestattungen mehr statt und viele der historischen Grabstellen sind geräumt.

Die Behörden reagieren auf die Lage mit dem erst jüngst gestarteten Projekt „Gemeinsam für ein sicheres Friedrichshafen“. In dieser Sicherheitspartnerschaft haben sich das Polizeipräsidium Ravensburg, die Bundespolizeiinspektion Konstanz, die Wasserschutzpolizeistation Friedrichshafen, das Hauptzollamt Ulm, die Deutsche Bahn und die Stadt Friedrichshafen zusammengeschlossen.
Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger in der Stadt und im ÖPNV soll vor allem durch mehr Präsenz-Streifen verbessert werden. Dazu soll auch der bald startende kommunale Ordnungsdienst beitragen. Außerdem werden Maßnahmen wie Videoüberwachung, Messer- und Waffenverbotszonen geprüft. Verstärkt sollen auch Streetworker eingesetzt werden.