Es ist Mai, das Wetter ist traumhaft und der Rasen sprießt. Franz Schlichte mäht ihn geduldig – wieder und wieder. Normalerweise ist auf dem Campingplatzgelände in Fischbach um diese Jahreszeit eine Menge los, und jetzt – nichts als grüne Wiese.
Und obwohl doch mittlerweile jeder wissen müsste, dass touristische Übernachtungen wegen der Corona-Pandemie derzeit noch nicht möglich sind, stehen immer wieder Radfahrer mit Zelten oder Fahrer von Wohnmobilen am Tor und hoffen, dass der Campingplatzbetreiber für sie eine Ausnahme macht.
Schlichte will hektischen Start vermeiden
Auch die Dauercamper werden langsam nervös. „Es ruft fast täglich jemand an und fragt, ob man den Wohnwagen nicht wenigstens schon aufbauen könne“, sagt Franz Schlichte. Dafür habe er Verständnis, aber wenn er eine Sache vermeiden wolle, dann sei es ein hektischer Start nach dieser extrem langen Winterpause, betont er.
Zuerst dürfen autarke Dauercamper wieder kommen
Allzu lange müssen sich Dauercamper wohl nicht mehr gedulden. Die Landesregierung hat in ihrem Fahrplan für Corona-Lockerungen in Aussicht gestellt, dass Campingplätze ab dem 18. Mai schrittweise wieder öffnen dürfen. So sollen zunächst Dauercamper kommen dürfen und Übernachtungen im Caravan oder Reisemobil erlaubt werden, sofern eine autarke Versorgung sichergestellt ist. Gemeinschaftseinrichtungen, etwa die Sanitärbereiche, müssen geschlossen bleiben und auch Zelt-Urlauber müssen sich daher noch gedulden.
Messebesucher bleiben aus
Normalerweise beginnt der Betrieb auf dem hoch frequentierten Campingplatz direkt am See bereits mit den Osterferien. Neben den Urlaubern fehlen heuer auch die Messegäste: „Jetzt muss ich damit rechnen, dass in diesem Jahr überhaupt keine Messe mehr stattfindet“, sagt der Campingplatzbetreiber.
Noch viele Unklarheiten für Betreiber
Auch mit der Personalplanung hängt Franz Schlichte in der Luft. Weil er nichts von Kurzarbeit hält, wie er sagt, zieht er seit Februar eine festangestellte Kraft irgendwie mit durch, die anderen Mitglieder seines eingespielten Teams wohnen im Ausland. Da sei ebenfalls offen, ob sie aus ihrem Land ausreisen oder hier einreisen dürfen. Aber Franz Schlichte bleibt ruhig: „Wir müssen zuerst wissen, wann wir welche Maßnahmen treffen müssen.“
Offene Fragen an Verbände
Er erwarte klare Ansagen, sowohl vom Landesverband der Campingplatzbetreiber als auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Gibt es Beschränkungen, was die Parzellen betrifft? Wie und ab wann kann man sich die Nutzung der Sanitäranlagen vorstellen? Welche Auflagen gelten für das Selbstbedienungsrestaurant? „Von der Schutzglasscheibe bis zur Hygienesäule haben wir alles bestellt, was es in Deutschland zu kaufen gibt. Das Zeug kostet jetzt doppelt so viel wie noch vor sechs Monaten und hat bis zu zwölf Wochen Lieferzeit.“
„Je mehr die Gäste vorher wissen, umso entspannter sind sie hinterher“
Ehe nicht jede erforderliche Maßnahme umgesetzt ist, wird Schlichte auch nicht an den Start gehen, betont er. Auch den Campern müsse man schließlich vorab sagen können, worauf sie sich einrichten müssen. Fest steht: So wie vorher wird es nicht sein. „Je mehr die Gäste vorher wissen, umso entspannter sind sie hinterher. Wenn sie merken, dass die Campingplatzleitung ruhig und vorbereitet ist, dann läuft es am allerbesten“, sagt er.