Deutschlandweit will Media-Markt-Saturn 13 Märkte schließen und 1000 Personalstellen abbauen. In Friedrichshafen will sich der Elektronikkonzern jedoch nur verkleinern. Für rund 1100 Quadratmeter Verkaufs- und Nebenflächen – einem Drittel seiner heute genutzten Fläche – hat Media Markt dem Eigentümer eine Teilkündigung ausgesprochen.

Nun ist die Hahn-Gruppe aus Bergisch Gladbach, der das Bodensee-Center gehört, natürlich an einem neuen Mieter gelegen. Interessenten gibt es, die Verhandlungen laufen, erklärte Frank Kneipp am Dienstagabend im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU). In Nachbarschaft des Media Markts soll neben dem „Kaufland“ im nächsten Jahr ein zweiter Lebensmittelmarkt im Einkaufszentrum eröffnen, weil das Potenzial dafür da sei und es für einen Drogeriemarkt von den Behörden keine Genehmigung gibt.
Keine Umnutzung ohne Änderung des Bebauungsplans
Doch diese sogenannte Teilumnutzung kann der Eigentümer nicht so einfach auf eigene Faust veranlassen. Für das Bodensee-Center wurde 2004 ein Bebauungsplan rechtskräftig. Der regelt genau, was in dem „Fach- und Unterhaltungszentrum“ in der früheren Messehalle 10 auf wieviel Fläche angeboten werden darf. Damals haben Stadt und Gemeinderat den Angebots-Mix festgelegt. Für eine Nutzungsänderung des Sortiments auf 1100 Quadratmeter Fläche muss die Hahn-Gruppe daher schlicht den Bebauungsplan ändern lassen.
Und für dieses Verfahren braucht es die Zustimmung des Gemeinderats, weshalb der PBU am Dienstag über den sogenannten Aufstellungsbeschluss beriet. Doch da ging es weniger darum, was sich in der großen Halle verändern soll. Vor allem die Grünen-Fraktion wollte wissen, ob sich davor endlich etwas ändert.

Das Bodensee-Center sei wegen der Parksituation „ein Dorn im Auge“, sagte Ulrich Heliosch frei heraus. Auf über 1000 Stellplätzen können Kunden hier schon immer gratis parken. Doch seit Oktober 2018 hat direkt neben dem Fachmarktzentrum das Parkhaus „Am Sportpark“ geöffnet – und seither quasi keine Kundschaft. Selbst Besucher der ZF-Arena oder des nagelneuen Sportbads parkten – vor Corona – lieber kostenlos auf dem riesigen Parkplatz des Bodensee-Centers. So zahlen das Stadtwerk am See beziehungsweise die Technischen Werke Friedrichshafen als Betreiber der Parkhäuser für den Neubau mit 420 Stellplätzen mangels Einnahmen Jahr für Jahr in sechsstelliger Höhe drauf.

Der Wunsch der Stadt, Parkgebühren einzuführen oder per Schranke die Zufahrt zu begrenzen, verhallten im Bodensee-Center bisher ungehört. Trotz vieler Gespräche mit der Stadt blockte das Center-Management ab. Die Geschäftsleute fürchten weniger Kundschaft und damit auch weniger Umsatz, wenn das Parken vor der Ladentür etwas kostet. Zuletzt hieß es im Juni 2020, dass ein Planungsbüro beauftragt sei, einen Zustandsbericht und eine „Maßnahmenempfehlung zum Umgang mit der Parkplatzsituation“ zu erarbeiten. Das Konzept sollte im dritten Quartal 2020 vorliegen.
Mit dem Antrag, den Bebauungsplan zu ändern, wittert man im Gemeinderat nun offenbar aber die Chance, die Daumenschrauben anzuziehen. „Wir wollen, dass Parkgebühren eingeführt werden“, sagte Ulrich Heliosch gerade heraus und erkundigte sich bei der Verwaltungsbank, ob man in dem Verfahren in dieser Richtung Einfluss nehmen kann. „Im Prinzip können sie alles regeln“, antwortete Planungsamtschef Klaus Sauter. Das Thema Parken sei Bestandteil eines Bebauungsplans. Bei der Gelegenheit mahnten Heliosch und seine Fraktionskollegin Regine Ankermann an, auch die Aufenthaltsqualität auf dem riesigen Parkplatz zu verbessern, die „gegen Null“ tendiere.
Eigentümer will nach einer Lösung suchen
Für Frank Kneipp und Patrick Lutz von der Hahn-Gruppe war diese Problematik offenbar neu. Im Moment sei „auf Rücksicht auf die Mieter“ nicht geplant, Parkgebühren einzuführen, sagte Kneipp, weil damit die Kundenfrequenz sinke. Eine Möglichkeit könne ja sein, im Hinblick auf das Parkhaus nebendran die Anzahl der Stellplätze am Bodensee-Center zu reduzieren und dafür den Parkplatz attraktiver zu gestalten. Man nehme das mit, sagt Patrick Lutz.
Baubürgermeister Stefan Köhler empfahl letztlich den Eigentümern, sich mit der Problematik auseinander zu setzen und „eine Haltung dazu zu entwickeln“. Gut möglich, dass der Gemeinderat einer Änderung des Bebauungsplanes nur zustimmt, wenn das Park-Problem auf diese Weise gleich mit gelöst werden kann.