Die Entscheidung des Gemeinderats steht, und zwar – bis auf eine Enthaltung – einstimmig: Die Stadt lehnt das Angebot der Maybach-Stiftung ab, den „Fliegenden Kölner“ zu übernehmen. Damit ist die Debatte um den Maybach-Zug vom Tisch, der auf Gleis 3 am Hafenbahnhof gleich am Zeppelin Museum eine Art kleines Maybach-Museum hätte werden können.
Dabei wurde in der Ratssitzung vom Montag das Sprichwort vom „geschenkten Gaul“, dem man eigentlich nicht ins Maul schaut, im Gemeinderat neu interpretiert. Heinz Tautkus (SPD) und Dagmar Hoehne (Freie Wähler) sprachen von einem „trojanischen Pferd“, weil die Folgekosten dieser Schenkung eben nicht zu überblicken seien.
Es war das erste Mal, dass im Gemeinderat öffentlich über den Stand der Causa Maybach-Museum berichtet wurde. Seit die Stadt 2017 zusammen mit der Maybach-Familie als auch -Stiftung die Absicht erklärte, einen Erinnerungsort an die genialen Motorenbauer unter dem Dach des Zeppelin Museums zu schaffen, fanden alle Gespräche hinter verschlossenen Türen statt. Und zwar bis Mai dieses Jahres, als die Absichtserklärung mit Beschluss des Gemeinderats einseitig durch die Stadt wieder aufgekündigt wurde. Begründung: Kein Geld mehr für die dritte Ausbaustufe des Zeppelin Museums, in dem das Maybach-Museum seinen Platz finden sollte.

Für diesen Fall, argumentierte die Maybach-Stiftung, habe man die Idee einer abgespeckten Ausstellungsvariante entwickelt, in der nur der Zug das Museum bildet. Damit ist der historische Schnelltriebwagen (SVT) „Köln“ gemeint, der mit starken Maybach-Motoren unter der Haube zur ersten Generation an Schnellzügen gehört. Genau diesen Zug wollte die Stiftung der Stadt nun schenken, bei der Museums-Konzeption aber weiter mitreden.
Zeppelin Museum rät von Kooperation ab
Daraus wird nun nichts. In einer Stellungnahme vom Januar 2021 der Direktoren des Zeppelin Museums, Claudia Emmert und Jürgen Bleibler, ist ausführlich erklärt, warum. Im Wesentlichen nennen sie drei Gründe: Der Willen zur Zusammenarbeit sei „sehr kritisch“ zu beurteilen, weil die Maybach-Stiftung bestrebt sei, ein autonomes Museum zu installieren, die Kosten aber der Stadt aufzubürden.
Konzeptionell gehe es der Stiftung wohl eher darum, einen „Markenstandort“, also eine Art Vertriebsplattform für die Maybach-Modellreihe bei Mercedes zu schaffen. Schließlich liege bis dato keine überzeugende Exponatliste vor. Grundsätzlich raten Emmert und Bleibler „von einer inhaltlichen Einflussnahme“ durch die Maybachs wegen der „zwingend notwendigen historischen Objektivität“ ab.
Nicht zuletzt scheint der „Fliegende Kölner“ aktuell in einem Zustand zu sein, der nur mit erheblichem Kostenaufwand wieder flott gemacht werden kann. Über das Ergebnis der Besichtigung Ende April und die historischen sowie aktuellen Hintergründe informierte Jürgen Bleibler den Gemeinderat. 2015 habe die Maybach-Stiftung den Zug vom Förderverein Diesel-Schnelltriebwagen in Delitzsch, der Partnerstadt von Friedrichshafen in Sachsen, für einen symbolischen Euro übernommen.
Doch kein fahrender Botschafter für Maybachs
„Der Plan war, ihn voll betriebsbereit wieder aufzuarbeiten“, so Bleibler. Der Zug sollte quasi fahrender Botschafter für die Maybachs werden. Zuletzt ging es jedoch nur noch um die stationäre Aufstellung des SVT, wobei der Zug selbst eine „offene Baustelle mit vielen Fragen“ sei. „Dieser Zug hat für uns nur dann Sinn, wenn er überdacht am Hafenbahnhof steht, mit einem von uns entwickelten und in die Gesamtausstellung integrierten Konzepts“, steht in der Stellungnahme der beiden Museums-Direktoren von Januar 2021.

Am Montag stimmte der Gemeinderat jedoch einem anderen Konzept zu, das Jürgen Bleibler für noch besser befand. Die historische Bedeutung des Zuges sei unbestritten und stelle eine Bereicherung für das Zeppelin Museums dar. Aber dafür müsse er nicht dauerhaft in Friedrichshafen stehen.
Er schlug vor, dass der Delitzscher Förderverein, der zwei weitere SVT‘s besitzt, den Zug zurück bekommt. In dessen kompetenter Regie und mit Geld aus Friedrichshafen könne er dann so aufgearbeitet werden, dass er wieder fahrbereit ist. Als Gegenleistung könnten Fahrzeuge des Vereins als wiederkehrende Gäste des Zeppelin Museums in Friedrichshafen gezeigt und befahren werden, zum Beispiel schon im nächsten Jahr der SVT „Leipzig“. Gedacht sei an eine langfristige Kooperation.
„Es ist schade, aber konsequent und richtig, die Schenkung nicht anzunehmen. Der Zustand gibt das einfach nicht her.“Norbert Fröhlich, CDU-Fraktion im Gemeinderat
Dieser Vorschlag stieß im Gemeinderat auf uneingeschränkte Zustimmung – zumal man so die Städtepartnerschaft zu Delitzsch beleben könne, meinte Sylvia Hiss-Petrowitz (ÖDP). Es sei „schade, aber konsequent und richtig, die Schenkung nicht anzunehmen“, kommentierte Norbert Fröhlich (CDU).
Der Zug würde nach Friedrichshafen passen, wenn es das Gleis dazu gäbe. „Aber der Zustand gibt das einfach nicht her“, sagte er. Gaby Lamparsky (FDP) bekannte: „Uns fällt nichts besseres ein, auch wenn das doch ein paar Euro kostet.“ Und für Regine Ankermann (Grüne) wurde so „eine wirklich gute Lösung gefunden für dieses Dilemma“.
Bleibt nur ein Problem: Der „Fliegende Kölner“ gehört der Maybach-Stiftung, die einer Rückgabe des Zuges an den Förderverein erst einmal zustimmen müsste.