Fast vier Jahre ist es her, dass Oberbürgermeister Andreas Brand die Maybach-Ausstellung „In der Luft, zu Wasser und zu Land“ im Häfler Stadtarchiv eröffnete. Vier Monate lang gab es hier einen Vorgeschmack auf das, was dauerhaft unter dem Dach des Zeppelin Museums zu sehen sein sollte: ein Maybach-Museum. Nur wenige Monate zuvor, im Februar 2017, hatten die Stadt, die Familie Maybach und die Maybach-Stiftung eine Absichtserklärung unterzeichnet. Aus der zitierte OB Brand bei der Ausstellung-Eröffnung: Gemeinsam habe man „den Wunsch, am Standort Friedrichshafen dem Gedächtnis an das Lebenswerk der beiden Visionäre Wilhelm und Karl Maybach einen würdigen Rahmen zu geben“.
Diese Absichtserklärung hat die Stadt Friedrichshafen mit Beschluss des Gemeinderats nun einseitig aufgehoben, teilte die Pressestelle im Rathaus mit. Begründung: „Die damaligen Überlegungen erscheinen heute nicht mehr realisierbar“, so OB Brand im Nachgang einer nicht-öffentlichen Ratssitzung. Dabei geht es wohl vor allem ums Geld. Die finanziellen Auswirkungen hätten sich entscheidend geändert, heißt es in dem Schreiben. Deshalb hätten sich Stadt und Rat auch von der dritten Ausbaustufe des Zeppelin Museums mit dem Erweiterungsbau „gegenwärtig verabschiedet“. Hier sollte das Maybach-Museum seinen Platz finden.
An den ersten beiden Ausbaustufen hält die Stadt hingegen fest – einen Neubau für die Kunst und getrennte Bereiche für Zeppelin sowie die Industrie- und Stadtgeschichte. In letzteren Bereich soll nun eine Maybach-Abteilung integriert werden, die die Stadt aber „in eigener Verantwortung“ entwickeln möchte. Weitere Planungsschritte seien aber erst 2023 vorgesehen.

Mit dieser Absage für ein gemeinsames Maybach-Museum scheint die Maybach-Stiftung schon länger gerechnet zu haben. In einer nahezu zeitgleich versandten, eigenen Pressemitteilung heißt es, dass sich schon vor der Corona-Pandemie – und damit noch zu Zeiten voller Kassen – abgezeichnet hatte, „dass die Perspektive für ein Maybach-Museum in immer weitere Ferne geraten würde“. Deshalb habe die Stiftung die Idee einer abgespeckten Ausstellungsvariante entwickelt und der Stadt als Option präsentiert. Die sieht vor, wenigstens den historischen Schnellzug SVT „Köln“, innen ausgebaut zum Maybach-Museum, am Hafenbahnhof aufs Gleis zu stellen.
„Wir können es nicht zulassen, dass ein deutsches Kulturgut von solch hohem ideellen Wert ungenutzt und ohne Heimat vor sich hin rottet.“Ulrich Schmidt-Maybach, Vorsitzender der Maybach-Stiftung
Der Schnelltriebwagen von 1938, einer der ersten Hochgeschwindigkeitszüge im deutschlandweiten Regelverkehr, wird in einer Spezialwerkstatt in Tschechien gerade instandgesetzt und aufgearbeitet. Die Maybach-Stiftung würde ihn nach wie vor gern am Zeppelin Museum stationieren. Aber dafür brauche es eine konkrete Zusage von der Stadt. „Die Uhr tickt. Wir können es nicht zulassen, dass ein deutsches Kulturgut von solch hohem ideellen Wert ungenutzt und ohne Heimat vor sich hin rottet“, sagt Ulrich Schmidt-Maybach, Vorstand der Maybach-Stiftung. Deshalb müsse man ab sofort auch Angebote aus dem In- und Ausland prüfen.

Laut Pressemitteilung der Stadt habe Schmidt-Maybach dieses Angebot, „nur den Maybach-Zug zu übernehmen“, erst unterbreitet, als man die Familie über die Aufkündigung der Absichtserklärung informiert hat. Die Offerte müsse noch bewertet werden. Im April soll der Zug durch Vertreter der Stadtverwaltung und des Zeppelin Museums besichtigt werden.
Damit scheint die Idee eines Maybach-Museums am Stammsitz der ehemaligen Maybach Motorenbau GmbH in Friedrichshafen nahezu vom Tisch. Eine Idee, die seit 2011 zwischen Stadt und Maybach-Stiftung diskutiert und entwickelt wurde – und an der viele ehemalige „Maybacher“ beteiligt sind. Vor fast sechs Jahren gründete sich der Freundeskreis Maybach Museum, der heute mehr als 200 Mitglieder hat. Über 3500 Objekte und Dokumente haben sie ehrenamtlich gesammelt und archiviert, mehr als zwei Dutzend Zeitzeugen befragt, um die Maybach-Abteilung im Zeppelin Museum zu bestücken. Ob diese Raritäten hier je zu sehen sein werden, ist aktuell mehr als fraglich.