„Das Check-in dauert jetzt wesentlich länger“, sagt Stefan Klee. Er ist Direktionsassistent im Häfler Hotel City Krone. Was sich beim Check-in nicht nur in diesem Hotel verändert hat? Während bisher nur die Daten eines erwachsenen Familienmitglieds im Detail erfasst werden mussten, sind jetzt auch Name, Vorname, Adresse, Geburtsdatum sowie An- und Abreisetag für jedes Familienmitglied, anzugeben. Hintergrund ist die Kurtaxe, die seit Anfang des Jahres in Friedrichshafen erhoben wird.
„Die Einführung der Kurtaxe war für uns ein Katalysator für weitere Digitalisierung des Hotelbetriebs“, sagt Hoteldirektor Moritz Rieger. Früher habe man die handschriftlichen Meldescheine kaum lesen können, beim Eingeben in das Hotelverwaltungsprogramm seien deshalb Fehler entstanden. Jetzt werden die Daten von Tablets, die das Hotel zur Erfassung der Gästedaten angeschafft hat, über eine Schnittstelle direkt übertragen, Karteileichen gehören der Vergangenheit an.
Damit das Check-in zukünftig schneller geht, plant Rieger, dem Gast vor dessen Ankunft eine E-Mail zu senden, damit alle notwendigen Daten schon von zuhause aus eingegeben werden können. Bei der Ankunft braucht es dann nach der Überprüfung nur noch eine Unterschrift. Die Anmeldedaten werden in die Hotelsoftware übertragen und zeitgleich über eine Schnittstelle an die von der Stadt genutzte Meldescheinplattform gesendet. Sie sind Grundlage für die Abrechnung und für die statistische Erfassung der Übernachtungszahlen inklusive der Altersstruktur.
„Wir mussten uns Softwareanbieter suchen, die uns helfen, das System aufzubauen“, sagt Rieger. Ein finanzieller Mehraufwand, auch für Lizenzgebühren der Software und Schnittstellen. Trotzdem sieht der Hoteldirektor in der Gästekarte Potenzial und eine Chance für den Tourismus in Friedrichshafen.
Auch private Vermieter müssen Kurtaxe abrechnen
Auch Privatvermieter sind verpflichtet, sich anzumelden und die Daten ihrer Gäste an die Meldescheinplattform zu übermitteln. Wer dieser Verpflichtung nicht nachkommt, begeht eine Ordnungswidrigkeit.
Ursula Neumair vermietet seit 1989 zwei Wohnungen in ihrem Haus in Friedrichshafen. Die Tourist-Information habe sie über den Beschluss der Stadt informiert und zu einem Schulungstermin ins Graf-Zeppelin-Haus eingeladen, sagt sie. Sie bekam einen Link und Zugangsdaten zur Plattform. Die Benutzung ist für sie kostenlos. Sie sagt: „Das System ist benutzerfreundlich. Vergisst man, etwas einzugeben, druckt es einfach nichts aus.“ Einmal monatlich bekommt sie eine Rechnung von der Stadt, um die einbehaltene Kurtaxe abzuführen.

Alle Gäste, die bereits gebucht haben, hat sie schon registriert. Bei Ankunft werden die Daten nur überprüft, der Meldeschein zum Abheften und die EBC für die Gäste ausgedruckt – für die Vordrucke sorgt die Tourist-Information – und fertig. Das spiele sich ein, sagt die Seniorin und sieht nur einen geringen Mehraufwand.
Bisher hätten sich alle ihre Gäste verständnisvoll bezüglich der Kurtaxe gezeigt, keiner habe seine Reservierung deshalb storniert, sagt Ursula Neumair. Allein in der kostenlosen Nutzung von Bus und Bahn sieht sie einen großen Mehrwert für ihre Gäste. „Parkplätze sind überall knapp und werden immer teurer“, sagt die Vermieterin. Zudem bekämen die Gäste mit dem Reiseführer zur Gästekarte wertvolle Informationen zum Angebot und den EBC-Rabatten.
Nicht jeder Besucher profitiert
Weniger begeistert von der Gästekarte ist Marta Beyer. Seit 27 Jahren vermietet sie drei Ferienwohnungen in Kluftern, auch über die Buchungsplattform Airbnb. Ihre Gäste, sagt sie, seien in erster Linie Individualisten, auf deren Bedürfnisse die EBC nicht zugeschnitten sei. Zu 90 Prozent brächten die eher jüngeren Besucher ihre Fahrräder mit, um die Natur des Bodensees und des Hinterlands auf dem gut ausgebauten Radwegenetz kennenzulernen. Weder die öffentlichen Verkehrsmittel noch das touristische Angebot seien für sie von Interesse.
Da der Fokus bei diesen Gästen nicht auf Rundumbetreuung, sondern auf einer günstigen Unterkunft liege, verteure die Kurtaxe den Aufenthalt, ohne dafür einen Mehrwert zu bieten. „Wenn eine vierköpfige Familie für einen zehntägigen Urlaub 100 Euro mehr bezahlen muss, ist das nicht lustig“, findet Beyer. Denn vor dem Hintergrund der steigenden Energiekosten müsse sie ohnehin die Übernachtungspreise erhöhen.
Was die Beyer, die nicht nur vermietet, sondern auch berufstätig ist, zusätzlich ärgert, ist der bürokratische Mehraufwand selbst für kleinste private Vermieter. Die wachsende Bürokratie gehe bei Menschen wie ihr zulasten der ohnehin knapp bemessenen Freizeit.