Der Eierlauf gehört für Selina Beckesch einfach zum Seehasenfest dazu. „Gestern Abend habe ich dann schon gemerkt: Wäre die Aktion heute nicht, hätte mich das traurig gemacht“, schildert sie am Samstag im Strandbad Friedrichshafen. „Die meisten sind rausgewachsen und dann gibt es so Leute wie mich, die das organisieren.“
Sechs Jahre lang nahm sie selbst teil, von sechs bis zwölf Jahren – was auch die Altersspanne ist, für die die Aktion beim Seehasenfest gedacht ist: „Ich bin in dem Verein aber auch aufgewachsen. Seehasenfest, da war für mich die Hauptsache, dass es Eierlaufen gibt. Meine Oma hat die Frisuren gerichtet, meine Mama hat geschminkt, mein Papa hat gerudert.“
Umso mehr freue es sie, dass die Idee eines Eierlaufs unter Corona-Bedingungen umgesetzt werden konnte. Dabei gibt es eine entscheidende Änderung: Diesmal dürfen alle mitmachen.
Die Nachfrage am ersten Tag war groß, Selina Beckesch hat mindestens 150 Teilnehmer am Samstagnachmittag gezählt. Von ihnen haben sich allerdings nur insgesamt acht eine Urkunde abgeholt. „Das ist sonst ja vereinsintern und dann ist das schon eher ein Wettbewerbsfeeling“, kommentiert sie. Ob es am Sonntag mehr werden?
Es ist leicht windig am Samstag. Ab und an verdeckt eine Wolke die Sonne und es wird kühl. Deshalb schwimmen auch die meisten Teilnehmer nach ihrem Fall oder Sprung ins Wasser nach dem Eierlauf wieder vom Floß zurück zum Steg.
„Die, mit denen ich gesprochen habe, hatten alle tierisch Spaß“, erklärt Patrick Gleich, der den Infostand der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) betreut und generell für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Er ist auch zufrieden mit dem Interesse an den ernsteren Infos, die sie im Gepäck dabei haben. „Unsere Schwerpunktthemen sind die Angebote unseres Vereins und das Thema Stand-up-Paddle.“ Nach dem tödlichen Unglück vor Kurzem auf dem Bodensee sei das ein großes Thema. „Es ist einfach wichtig, dass man vorher übt.“
Was außerdem auch wesentlich sei: Name, Adresse und Telefonnummer des Inhabers sollten auf dem Stand-up-Paddle vermerkt sein. „Wenn eines angespült wird, können wir anrufen und wenn der Besitzer ans Telefon geht, sparen wir uns einen Einsatz und er kann es einfach wieder abholen.“ Doch auch, wenn die betreffende Person tatsächlich verschollen ist, vereinfache es die Suche. Bei Boards ohne Namen müssten sie sozusagen „blind“ eine Suchaktion auf dem Wasser starten.
Auf dem Floß geht‘s los
Die zwölf Engagierten, die den ersten „Eierlauf für alle“ veranstalten, machen die Badegäste mit Durchsagen auf ihr kostenloses unterhaltsames Angebot aufmerksam. Grüppchenweise und einzeln schwimmen Neugierige zu dem Floß, auf dem der Eierlauf startet.
Ein paar Mitglieder der DLRG setzen die Tradition fort, die sonst beim Seehasenfest gelebt wird und machen den wackeligen Lauf in Kostümen.
Jugendleiter Max Gaißmaier schafft als „Pink Panther“ gerade mal ein paar Schritte auf den schwimmenden Pontons, der Spaß ist dennoch groß. „Das Kostüm wurde ganz schön schwer, als es nass war“, erklärt er danach lachend.
Und Beckesch erläutert: „Wir selbst haben ja auch nicht mehr Übung als die anderen.“ Ungewohnt sei auch der neue Ort. Normalerweise findet der kleine Wettbewerb am Gondelhafen statt, wo es weniger Wellen gibt. Doch am Samstag ist der See am Strandbad ruhig.
Ans Ende des wackeligen Wegs schaffen es nur die wenigsten. Die, die es schaffen, haben das passende flotte Tempo und treten mit ihren Füßen genau auf die Mitte der Schwimmkörper.
Drei der jüngsten Teilnehmer schaffen sogar den Gang zurück zum Floß. Mit großem Applaus werden sie begrüßt.