Fahrgeschäfte, Pommesbuden, Festzelte und omnipräsente Fanfarenzüge, die über die Häfler Promenade ziehen: Es ist wieder Seehasenfest in Friedrichshafen. Wie jedes Jahr können die Besucherinnen und Besucher hier gut Geld liegen lassen. Wir haben es ausprobiert und sind zu zweit mit einem 50-Euro-Schein losgezogen.
17.30 Uhr: 4 Euro für das Fahrgeschäft „Fast & Furious“
Die ersten paar Taler lassen wir beim Fahrgeschäft „Fast & Furious“, das direkt neben dem Graf-Zeppelin-Haus steht. Da wir etwas früh dran sind, fehlt noch die Kundschaft, weshalb es zunächst dauert, bis die Fahrt startet. „Gleich geht‘s los, wer will noch mitfahren?“ Mit derartigen Sprüchen versucht der Ansager Vorbeilaufende anzuwerben, während die pralle Sonne das Sitzen in den Gondeln zunehmend unangenehm macht. Der Fahrtwind, als es endlich losgeht, kommt daher sehr gelegen.
Nach dem Aussteigen schlottern gehörig die Knie. Zur Stärkung erst mal zu einem der Essensstände, 46 Euro haben wir ja noch.
17.50 Uhr: 3,50 Euro für eine Seehasenwurst
Gegen die noch immer schlotternden Knie soll nun eine Seehasenwurst helfen – die gibt es am Stand auf Seeseite für 3,50 Euro, im Wecken und mit Senf. Preis okay, Geschmack solide, Knie wieder stabil: Passt. Lisa ist, anders als Simon, weniger zu Ausnahmen ihres Vegetarismus bereit, für sie müssen wir also einen anderen Stand suchen.
18.10 Uhr: 6 Euro für XXL-Pommes
Auf Höhe des Gondelhafens werden wir fündig: XXL-Pommes am Pommes-Stand. Die XXL beziehen sich nicht nur auf die Größe der Pommes, sondern auch auf die Auswahl an Soßen. Sour Cream, Knoblauch oder Barbecue? Am Ende fällt die Entscheidung auf Pommes rot-weiß, das ist nie falsch. Das Fazit: geschmacklich gut, der Preis ist mit 6 Euro für eine Tüte Pommes aber echt happig.
18.25 Uhr: Zwei Halbe für je 5,50 Euro
Die nächste Station ist das Meckatzer Festzelt: Eine Musikgruppe gibt hier schon zu recht früher Stunde Klassiker wie „Viva Colonia“ und „Tausend Mal berührt“ zum Besten, in einer Lautstärke, die Gespräche erschwert. Also volle Konzentration auf die zwei Halben vor uns, eins mit Alkohol, eins ohne, beides schmeckt. Dieses Jahr kosten die Halben 5,50 Euro (2022 waren es 5 Euro) und das Maß 10,50 Euro – das sind sogar 70 Cent mehr als im vergangenen Jahr.
18.55 Uhr: Dosenwerfen für 4 Euro
Den ersten Durst und Hunger gestillt, geht es weiter zur nächsten Bude. Nachdem Simon schon seinen Spaß bei „Fast & Furios“ hatte, ist Lisa jetzt an der Reihe. Für 4 Euro gibt es einen Korb mit drei Bällen. Der erste Schuss ist ein Treffer, mit einer kleinen Hilfe vom Standbesitzer fallen die ersten Dosen. Der zweite Schuss geht leider daneben und auch der dritte kann nicht mehr viel reißen. Als Trostpreis gibt es einen leuchtenden, pinken Gummiball mit Augen – ein neues Spielzeug für die Redaktion.
19.10 Uhr: 5 Euro für Basketballwerfen
Nach Wurst und Bier: Sport. Für 5 Euro bekommen Festbesucher und -besucherinnen, drei Versuche, einen Basketballkorb zu treffen. Der Hinweis des Mitarbeiters, den Ball nicht zu hoch zu werfen, verhallt: Der erste Ball fliegt zu hoch und knallt gegen ein Holzbrett. Die zwei anderen Bälle kommen zwar in die Nähe des Korbs, sind aber ebenfalls keine Treffer. Womöglich um uns für diesen Bericht nicht ganz so untalentiert aussehen zu lassen, gewährt der Mitarbeiter uns einen vierten Wurf – der tatsächlich durch den Ring fliegt. Einen Plüschtier-Esel können wir als Gewinn in die Redaktion mitnehmen.

19.15 Uhr: 4 Euro für einen Crêpe mit Zimt und Zucker
Erschöpft vom Dosenwerfen und den vier Basketballwürfen halten wir am Crêpes-Stand: Einen Crêpe mit Zimt und Zucker gibt es hier für 4 Euro, was uns angesichts unseres übrigen Geldes fast zu wenig erscheint. Uns gehen die Ideen aus, dabei müssen wir doch noch 12,50 Euro loswerden – oder etwa nicht? Wir entscheiden uns, das Restgeld nicht zu verprassen und fragen stattdessen bei anderen Besucherinnen nach, wie sie mit den Preisen 2023 zurechtkommen.
Was sagen Besucher und Besucherinnen?

Auf einer Bank vor einem Moststand treffen wir Markus Schöberl. Für das 0,3-Liter-Glas Most in seiner Hand hat er 3 Euro gezahlt. „0,1 Liter für einen Euro“, rechnet er uns vor. „Das ist super.“ Er könne sich über die Preise hier nicht beklagen, sagt er gut gelaunt.

Achim Wolter und Gabriele Becker kommen aus Berlin und sind als Urlauber auf dem Seehasenfest. Einen Vergleich zu den Preisen der vergangenen Jahre haben sie also nicht. Sie sitzen mit Weingläsern auf den Treppen am Gondelhafen. 6 Euro haben sie jeweils für ein Glas gezahlt. „Das ist der Restaurant-Preis und in Berlin nicht günstiger“, sagen sie. Und Achim Wolter scherzt, dass sie als Touristen auch die hiesige Wirtschaft unterstützen möchten.

Annette Gebert, Sabrina Gebert und Anna Thewes sind aus Biberach für das Seehasenfest angereist und sitzen auf einer der Bänke an der Uferstraße. „Wir haben 8 Euro für einen Spritz gezahlt, das ist okay“, sagen Annette und Sabrina Gebert. In Bars würde das Getränk ähnlich viel kosten und hier an der Promenade bekämen sie dazu einen tollen Seeblick. Anna Thewes ist besonders zufrieden mit ihrer Getränkewahl und kann vielleicht als Inspiration für diejenigen dienen, die auf dem Seehasenfest sparsam bleiben wollen: Für ihr mitgebrachtes Wasser hat sie nichts gezahlt.