Herr Frede, blicken Sie zufrieden auf das vergangene Jahr zurück?

Auf jeden Fall. 2024 war ein sehr ereignisreiches Jahr. Neben den alltäglichen Aufgaben mussten wir weiterhin unser Großprojekt „Auf zum neuen Ufer“, das den Hafenneubau, die Neugestaltung des Uferbereichs, den Bau des Bodenseepavillons sowie die Renaturierung des Bodenseeufers umfasst, stemmen. In einer kleinen Gemeinde wie Hagnau verteilt sich die Bewältigung dieser Mammutaufgabe auf einige wenige Köpfe. Bei uns gibt es keine Projektgruppe, die sich einzig und allein nur mit dieser Baustelle befasst, hier übernehmen das die Bauamtsleiterin, der Hauptamtsleiter und der Bürgermeister quasi nebenher. Und dennoch haben wir wahnsinnig viel geschafft.

Wie ist der derzeitige Stand?

Die Ostmole ist fertiggestellt, die Westmole folgt im Januar. Im Hafenbecken liegen die Schwimmstege, die Ausbaggerungsarbeiten sind beendet, sodass der Kran zu Beginn des kommenden Jahres entfernt werden kann. Die letzten Spundwände, auf denen der Kran jetzt noch steht, werden gezogen, der Rest wird von Land aus rückgebaut. Dann folgen die Neugestaltung der Landflächen und die Errichtung des Bodenseepavillons.

Gab es unvorhergesehene Herausforderungen?

Ja, die gab es in der Tat. Von Beginn an hatten wir Wasserhöchststände, der See war noch nie so lange so hoch wie in unserer Bauzeit, was die Arbeiten massiv beeinträchtigt hat. Gerade bei den Betonarbeiten gab es viele Wochen, in denen nichts gemacht werden konnte. Bei der Planung sind wir vom Mittelwasser ausgegangen und hätten uns gefreut, wenn der Pegel leicht darunter gelegen hätte. Für die beteiligten Firmen bedeutete dies echt eine Herausforderung, sie standen teilweise im Neoprenanzug im Hafen. Immer wieder tauchten neue Schwierigkeiten auf: Einmal erwies sich der Fels als zu hart, sodass sich die Spundwände nicht in den Stein treiben ließen, ein anderes Mal konnte man die Anker zur Befestigung der Spundwände nicht so wie geplant ins Land bohren und musste auf eine andere Stelle ausweichen. Alles Dinge, die wahnsinnig aufhalten und die Kosten in die Höhe treiben. Einmal pro Woche treffen wir uns mit den beteiligten Firmen und Bauleitern zum Jour fixe auf der Baustelle, um zu klären, was man wie lösen kann. All diese Abweichungen mussten auch immer wieder neu statisch berechnet werden. Überdies wurden wir in der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag von einem Föhnsturm überrascht, dessen heftige Böen die Arbeitsplattform in Schräglage brachten. Den Einsatzkräften gelang es jedoch, die Anlage kontrolliert auf den Grund des Hafenbeckens absinken zu lassen. Bis der Ponton wieder einsatzbereit war, vergingen über sechs Wochen, was unseren Zeitplan abermals nach hinten verschob.

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Jetzt scheint sich jedoch ein Ende abzuzeichnen. Wann können die ersten Boote in den neuen Hafen?

Wir vergeben gerade die Liegeplätze für die kommende Saison. Am 1. April sollen die Boote einlaufen. Das Gesamtareal wird Ende Mai fertiggestellt sein.

Im Rahmen des Gesamtprojekts wurde auch das ehemalige Sanitärgebäude überplant. Worauf dürfen sich Einheimische und Gäste freuen?

Auf den neuen Bodenseepavillon, der mit seinem Design in Holzoptik, einem geschwungenen Dach sowie einem verglasten Hafenmeisterbereich das ganze Areal prägen wird. Die Holzarbeiten wurden an die Meersburger Firma Holzbau Schmäh vergeben, die Anfang des Jahres mit der Ausführung beginnen wird. Der Platz vor dem Gebäude wird mit Granit belegt, ein sehr wertiges Material, das zum dörflichen Charakter Hagnaus passt. Schließlich handelt es sich hier um eine der Visitenkarten der Gemeinde.

Gab es ein Ereignis im vergangenen Jahr, das Sie besonders berührt hat?

Meine Vereidigung zur zweiten Amtszeit im Gwandhaus hat mich sehr berührt. Insbesondere der Auftakt, als die Grundschüler gemeinsam mit ehemaligen Schülern die Anwesenden im Saal auf eine musikalische Reise rund um die Themen im Rathaus mitnahmen. Es war so ein schöner und in sich stimmiger Abend und als Bürgermeister sitzt man mittendrin und denkt sich, was haben wir in Hagnau für tolle Bürgerinnen und Bürger, die ihre Sympathiebekundungen auf so eine herzliche Art und Weise zum Ausdruck bringen.

Volker Frede (rechts) legt am 1. Februar 2024 unter den Augen von Bürgermeister-Stellvertreter Thilo Brändle zum zweiten Mal den Amtseid ...
Volker Frede (rechts) legt am 1. Februar 2024 unter den Augen von Bürgermeister-Stellvertreter Thilo Brändle zum zweiten Mal den Amtseid als Bürgermeister von Hagnau ab. | Bild: Manuela Klaas

Stichwort Kinderhauserweiterung: Wann wird mit dem Ausbau begonnen?

In den Haushalt, der in der jüngsten Gemeinderatssitzung verabschiedet wurde, haben wir diesbezüglich Planungsmittel eingestellt. Die bisherigen Entwürfe wurden an den jetzigen Bedarf angepasst, da die Kinderzahl nicht weiter gestiegen ist, weil letztendlich weniger Flüchtlingskinder als erwartet gekommen sind. Dennoch brauchen die Kinder nach den heutigen Vorgaben mehr Fläche, als ihnen momentan zur Verfügung steht. Die heutigen Vorgaben verlangen mehr Schlafräume für die Kinder, der Aufenthaltsraum für die Erzieherinnen war für die Hälfte der heutigen Anzahl bemessen, zudem braucht es einen Raum für Elterngespräche – insgesamt sind die Vorgaben zu den Standards immer weiter deutlich erhöht worden. Das stellt alle Kommunen vor Herausforderungen und es ist die Frage, wie lange es noch in diese Richtung weitergehen soll und kann. Tatsächlich haben wir aufgrund der Auflagen der Denkmalschutzbehörde keine echte Erweiterungsfläche, das bebaubare Gebiet endet mit der Außenwand des Gwandhauses. Wir sind im Gemeinderat so verblieben, dass ein kleiner Wettbewerb ausgeschrieben wird, in dem verschiedene Ideen abgegeben werden können. Im kommenden Jahr ist noch nicht mit einem Baubeginn zu rechnen.

Das Kinderhaus soll erweitert werden. Die Planungsmittel wurden in der jüngsten Gemeinderatssitzung in den Haushalt eingestellt.
Das Kinderhaus soll erweitert werden. Die Planungsmittel wurden in der jüngsten Gemeinderatssitzung in den Haushalt eingestellt. | Bild: Manuela Klaas

Was steht 2025 auf Ihrer Agenda?

Die Fertigstellung des Projekts „Auf zum neuen Ufer“, auch werden wir die Kinderhauserweiterung planerisch vorantreiben. Für den Sommer planen wir eine neue Veranstaltung im Uferpark, den „Ufersommer“. Ein Angebot, das auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten sein wird und über ein bis zwei Wochen läuft. Ansonsten sind wir mit dem ganz normalen Alltag und den bürokratischen Anforderungen gut ausgelastet.